@Manuel
Sich mit den Reformatoren und mit der Reformationszeit zu beschäftigen ist sehr interessant, aber auch kein leichtes Unternehmen.
Das Ganze fängt schon damit an welcher Quelle man sein Ohr leiht, falsche Informationen erzeugen Fragen in falscher Richtung, Antworten entsprechend …
Es ist gut sich bspw. diese Rezension zu dem Buch, das dir zur Grundlage diente, anzuschauen.
http://www.reformiert-info.de/4172-0-105-21.html
Fazit:
Der reißerische Titel »Die Tyrannei der Tugend« mag den Verlagsinteressen geschuldet sein, aber ein wenig mehr Tugend in der wissenschaftlichen Genauigkeit hätte dem Buch gewiss gutgetan.
Hier noch einige, wenige „Schnipsel“, vielleicht als Ausgangspunkt für eine genauere Beschäftigung damit:
http://www.reformiert-info.de/side.php? ... d=0&navi=1
(es ist informativ auch hier alles zu lesen)
In der Genfer Kirchenordnung von 1541 und der überarbeiteten Fassung von 1561 wird Calvins Ämterlehre in die Praxis umgesetzt. Allerdings muss Calvin dazu einige Abstriche von seiner Idealvorstellung machen. Die von ihm geforderte Eigenständigkeit der Kirche bei der Besetzung der kirchlichen Ämter und der Durchführung der Kirchendisziplin konnte er im Genfer Rat nicht durchsetzen. Die Ältesten z.B. wurden zu "Ratsbeauftragten", zu Delegierten der verschiedenen Räte.
Berühmt berüchtigt geworden ist die von Calvin in Genf eingeführte "Kirchenzucht". In der Genfer Kirchenordnung ist die Disziplinierung einzelner Gemeindeglieder, die zum Ausschluss vom Abendmahl führen konnte, ausdrücklich im Sinne einer "freundschaftlichen" Ermahnung vorgesehen. "Verborgenes Fehlverhalten" soll auch nur "im Verborgenen" getadelt werden. Jemanden öffentlich eines Fehltrittes zu bezichtigen, soll vermieden werden.
Mittlerweile ist in den vor einigen Jahren veröffentlichten Protokollen nachzulesen, dass die Kirchenzucht "nur im seltenen Extremfall" ein Mittel der Disziplinierung war: "Im Normalfall ging es dagegen um Seelsorge, um Streit- und Konfliktschlichtung durch die Kirchenältesten in verfahrenen Situationen" (Michael Weinrich).
Im Zuge der Reformation übernahm in der Regel die politische Obrigkeit "die Sorge für das (selbstverständlich nach damaligen christlichen Maßstäben gestaltete) bürgerliche Zusammenleben, und in gewissem Sinn gar für die Einhaltung der ersten Tafel des Dekalogs" (Peter Opitz). So wurden z.B. Ehegerichte geschaffen zur Hebung der individuellen Sittlichkeit. Vor diesem Hintergrund war das Besondere an der von Calvin vorgesehenen "Kirchenzucht", dass ein rein kirchliches Gremium für das geordnete Zusammenleben der christlichen Gemeinde zuständig sein sollte. Damit beabsichtigte Calvin eine "Entflechtung" von Kirche und Staat. Die Kirche sollte dem Wort Gottes entsprechend gestaltet werden, nicht durch staatliche Obrigkeit. Im Kompetenzgerangel zwischen weltlicher und geistlicher Herrschaft ließ sich diese Idealvorstellung in Genf jedoch nicht durchsetzen.
Hier sind außerdem noch weiterführende Informationen unter Links, die auch heute noch funktionieren.
http://www.betanien.de/forum/viewtopic. ... 39f3661045
(Archiv, Thema von 2009, „Johann Calvin – Reformierter Papst und Irrlehrer, Mörder“)
http://www.calvinismus.ch/jeancalvin/
(auch hier ist es sehr informativ alles zu lesen.)
Er hatte, selbstverständlich, auch seine Schwächen. Ohne Zweifel hatte er z. B. ein aufbrausendes Temperament. Er übertraf nicht die besten Elemente seiner Epoche. Wir haben gesehen, z. B., dass er in vollkommener Übereinstimmung mit der damaligen Meinung war, dass die weltlichen Gerichte auch Übertretungen religiöser Natur ahnden sollten; er war auch einverstanden bei einer Begebenheit, die für ihn unglücklich war: die Hinrichtung Servets. Doch hier muss noch etwas zur Verteidigung Calvin gesagt werden: wir werden die Verbindung Calvins mit diesem Fall und mit Servet selbst in anderer Art machen, wie es unsere zeitgenössischen Autoren zu tun pflegen, wenn sie sagen, “Calvin war der Urheber eines grossen Verbrechens seiner Zeit – die Ermordung des heroischen Servets”. Servet, dieser “Narr eines Genies”, wie ihn ein neuzeitlicher Autor, nicht ohne Einsicht, beschrieb, war alles andere als eine heroische Figur. Das “Verbrechen” seiner “Ermordung”, unglücklicherweise, war kein Einzelfall in einem Zeitalter, in der das Leben wenig galt, und es wurde allgemein angenommen, dass auf grobe Gotteslästerung die Todesstrafe in allen zivilisierten Staaten stand. Servet wurde von einem Gericht verurteilt und hingerichtet, in der Calvin nicht Mitglied war, bei dem er wenig Einfluss hatte und das die Bitte Calvins um Linderung der unnötigen Grausamkeit in der Vollstreckung abwies.
Und um dem Zweifel ein Stück weit zu begegnen, ob denn diese Darstellungen hier wirklich zu dem Reformator „Calvin“ passen, möchte ich auf eine Sammlung seiner ins Deutsche übersetzten Briefe verweisen (da kann man sich dann das entsprechende Jahr aussuchen und ihn selbst zu Wort kommen lassen):
http://glaubensstimme.de/doku.php?id=au ... lf_schwarz
Liebe Grüße,
Lutz