Warum es wichtig ist die Stimme zu erheben!!!
Verfasst: 23.11.2013 21:26
Warum es wichtig ist die Stimme zu erheben!
"Die Stillen im Land" war früher eine umfassende Bezeichnung für Gläubige im Pietismus, in Gemeinschaftskreisen und in einigen Freikirchen. Dieses Bezeichnung wird von etlichen Gläubigen ind Gemeinden bis heute gebraucht. Ist dieses „Stillesein“ eigentlich noch zeitgemäß? Es galt lange Zeit als Ideal, demütig, bescheiden, zurückzuhaltend und zufrieden zu sein. Man war gehorsam, dankbar und widersprach nicht. Man zeigte Respekt und stellte keine „unverschämten Forderungen“.
Dieses Verhalten wird von vielen als „christlich“ angesehen. Man will nicht auffallen, sich selbst nicht so wichtig nehmen, mit den Dingen, so wie sie sind, zufrieden sein und alles in Gottes Hand legen, zu dem man regelmäßig betet. Und wenn man etwas tut, geschieht dies im Stillen und Verborgenen, eingedenk des Jesuswortes in Matthäus 6, wonach Gott alles sieht und derjenige seinen Lohn dahin hat, der seine „frommen Leistungen“ offen zur Schau stellt. Dabei wird nicht bestritten dass die, als christlich angesehenen Verhaltensweisen durchaus ihre positiven Seiten haben und es ganz gewiss richtig ist, Jesus an das Steuer seines Lebens zu lassen und sein ICH insoweit zurückzunehmen. Ebenso ist unstrittig, dass sich ein Wirken im Verborgenen sehr segensreich auswirken kann. Dafür gibt es viele Beispiele. Vieles, und das nicht nur in Glaubensdingen, läuft ganz erheblich besser, wenn die Fäden im Verborgenen gezogen werden, weil dadurch Reibungsverluste vermieden werden. Aber kann das immer und in allen Fällen gelten? Ist der Christ ein „angepasster Untertan“ der alles als gottgegeben hinnimmt, auch da, wo eigentlich Widerspruch notwendig wäre?
Ich möchte hier ein paar Abschnitte aus einem sehr ernüchternden und erhellenden Vortrag namens “Das Christentum und die Schweigespirale” von Peter Gerdsen zitieren:
Vor etwa 10 Jahren habe ich angefangen, mich mit der Theorie der Schweigespirale zu beschäftigen. Es geht um eine Komponente der Theorie der öffentlichen Meinung, wie sie in den 1970er-Jahren von der Professorin Elisabeth Noelle-Neumann[1] formuliert wurde.
Laut dieser Theorie hängt die Bereitschaft vieler Menschen, sich öffentlich zu ihrer Meinung zu bekennen, in bestimmten Fällen von der wahrgenommenen Mehrheitsmeinung ab. Angesicht der rasanten Säkularisierung unseres Landes interessierte mich in erster Linie, in wieweit der Mechanismus der Schweigespirale für den Niedergang des Christentums verantwortlich ist. So entstand mein Aufsatz »Das Christentum und die Schweigespirale«[2], der damals im Journal des Professorenforums veröffentlicht wurde.
Zum Aufbau des Vortrags
Nach der Theorie der Schweigespirale hängt die Bereitschaft vieler Menschen, sich öffentlich zu ihrer Meinung zu bekennen, von der wahrgenommenen Mehrheitsmeinung ab. Wenn ihre Meinung von der Mehrheitsmeinung abweicht, dann verfallen sie in Schweigen. Dieser Sachverhalt verweist dann direkt auf ein anderes Thema, das unmittelbar damit zusammenhängt. Es geht um die sog. ›Political Correctness‹, die durch die Beeinflussung der sprachlichen Ausdrucksweise versucht ›Tabus‹ zu konstruieren. Bestimmte Formulierungen werden öffentlich nicht geduldet, nach der Devise: »So etwas tut man und sagt man nicht, ja man denkt es nicht einmal.«
Hier greifen drei Themenbereiche ineinander, auf die ich näher eingehen möchte:
Erstens die Schweigespirale,
Zweitens die Political Correctness
Drittens die Medien
Unter dem Einfluß dieses Wirkungsdreiecks steht nun das Christentum und insbesondere Menschen, die an Christus, den Sohn des lebendigen Gottes, glauben. Schließen möchte ich dann meinen Vortrag mit dem Thema: ›Was können wir tun?‹.
Wenn zum Beispiel in einer Demokratie vor der Parlamentswahl eine Minderheit eine überzeugende Siegeserwartung zur Schau stellt, dann unterliegen viele einer Täuschung; sie bekommen den Eindruck, als handle es sich um eine Mehrheit. Alle, die von den Ansichten der Minderheit überzeugt sind, haben nun das Gefühl, daß das, was sie denken, von allen gebilligt wird. Daher äußern sie laut und voller Selbstvertrauen ihre Ansichten und diejenigen, welche die Ansichten der Minderheit nicht teilen, verfallen, obwohl sie eigentlich noch eine Mehrheit bilden, in Schweigen.
Aber dies Schweigen führt gerade dazu, daß die Mehrheit schwächer und die Minderheit stärker erscheint. Bei diesem Schweigespirale genannten Prozeß handelt es sich um einen Kippvorgang. Dabei geht es um einen zeitlich ablaufenden Vorgang, der irgendwann durch eine bestimmte Ursache ausgelöst wird. Zu einem Kippvorgang kommt es dann dadurch, daß von einem bestimmten Zeitpunkt an eine Eigendynamik entsteht, auf Grund derer der Vorgang sich weiterentwickelt, auch wenn die auslösende Ursache nicht mehr vorhanden ist. Wodurch wird nun die Schweigespirale in Gang gehalten? Welches ist dabei die treibende Kraft?
Offenbar ist es das Bemühen, das anscheinend die meisten Menschen miteinander teilen, sich nicht zu isolieren. Die tief sitzende Isolationsfurcht verleitet die Menschen dazu, sich in ihren Meinungen der Gruppe anzuschließen, die ihre Ansichten am lautesten und überzeugendsten vertritt.
In seinem vielzitierten Werk ›Über die Demokratie in Amerika‹ schildert er den Niedergang der französischen Kirche in der Mitte des 18. Jahrhunderts und zeigt, wie die Religionsverachtung damals unter den Franzosen eine allgemeine und herrschende Leidenschaft wurde. Eine wesentliche Ursache sieht er im »Stummwerden« der französischen Kirche.
»Leute, die noch am alten Glauben festhielten, fürchteten die einzigen zu sein, die ihm treu blieben, und da sie die Absonderung mehr als den Irrtum fürchteten, so gesellten sie sich zu der Menge, ohne wie diese zu denken. Was nur die Ansicht eines Teiles der Nation noch war, schien auf solche Weise die Meinung aller zu sein und dünkte eben deshalb diejenigen unwiderstehlich, die ihr diesen trügerischen Anschein gaben.«
Wenn man darauf verweist, daß die ›Political Correctness‹ ein Mittel zur Ausübung und Kontrolle von Macht unter dem Deckmantel der Moral ist, dann ist das nur die eine Seite einer Medaille. Bei der anderen Seite geht es um die Etablierung einer neuen Moral; das Wertgefüge der Kultur soll verändert werden. Auf diesen Aspekt hat besonders die Belgische Philosophie-Professorin Marguerite Peeters in ihrem Aufsatz “Von der Political Correctness zur neuen Ethik” hingewiesen. Zu den Kernwerten des neuen Wertgefüges, an dem sich Kultur und Politik bereits ausrichten, gehören Begriffe wie ›Inklusion‹ in der Bedeutung der Zugehörigkeit von Minderheiten, ›Gleichstellung‹, ›Frauenrechte‹, ›Umweltschutz‹, ›Solidarität‹, ›Transparenz‹, ›Nichtdiskriminierung‹, und ›Toleranz‹. Im Gegenzug erhalten Begriffe wie ›Autorität‹, ›Wahrheit‹, ›Nächstenliebe‹, ›Sünde‹, ›Gut und Böse‹, ›Tradition‹, ›Familie‹, ›Keuschheit‹, ›Ewigkeit‹, ›Schöpfung‹, ›Mutterschaft‹, ›Vaterschaft‹, ›Ehemann‹, ›Ehefrau‹ eine negative Bedeutung. Diese Worte verschwinden langsam aus den politischen und kulturellen Debatten; sie zu gebrauchen gilt als ›politisch inkorrekt‹, als ›gegen den Strom‹. Die neue erzwungene Orthodoxie bringt diese Begriffe in Verbindung mit ›Fundamentalismus‹, ›Radikalismus‹, ›Intoleranz‹ und ›Diskriminierung‹.
Am Besten liest man sich den ganzen Vortrag hier durch. Zum Schluss werden auch Schritte gegen diesen Prozess beschrieben.
"Die Stillen im Land" war früher eine umfassende Bezeichnung für Gläubige im Pietismus, in Gemeinschaftskreisen und in einigen Freikirchen. Dieses Bezeichnung wird von etlichen Gläubigen ind Gemeinden bis heute gebraucht. Ist dieses „Stillesein“ eigentlich noch zeitgemäß? Es galt lange Zeit als Ideal, demütig, bescheiden, zurückzuhaltend und zufrieden zu sein. Man war gehorsam, dankbar und widersprach nicht. Man zeigte Respekt und stellte keine „unverschämten Forderungen“.
Dieses Verhalten wird von vielen als „christlich“ angesehen. Man will nicht auffallen, sich selbst nicht so wichtig nehmen, mit den Dingen, so wie sie sind, zufrieden sein und alles in Gottes Hand legen, zu dem man regelmäßig betet. Und wenn man etwas tut, geschieht dies im Stillen und Verborgenen, eingedenk des Jesuswortes in Matthäus 6, wonach Gott alles sieht und derjenige seinen Lohn dahin hat, der seine „frommen Leistungen“ offen zur Schau stellt. Dabei wird nicht bestritten dass die, als christlich angesehenen Verhaltensweisen durchaus ihre positiven Seiten haben und es ganz gewiss richtig ist, Jesus an das Steuer seines Lebens zu lassen und sein ICH insoweit zurückzunehmen. Ebenso ist unstrittig, dass sich ein Wirken im Verborgenen sehr segensreich auswirken kann. Dafür gibt es viele Beispiele. Vieles, und das nicht nur in Glaubensdingen, läuft ganz erheblich besser, wenn die Fäden im Verborgenen gezogen werden, weil dadurch Reibungsverluste vermieden werden. Aber kann das immer und in allen Fällen gelten? Ist der Christ ein „angepasster Untertan“ der alles als gottgegeben hinnimmt, auch da, wo eigentlich Widerspruch notwendig wäre?
Ich möchte hier ein paar Abschnitte aus einem sehr ernüchternden und erhellenden Vortrag namens “Das Christentum und die Schweigespirale” von Peter Gerdsen zitieren:
Vor etwa 10 Jahren habe ich angefangen, mich mit der Theorie der Schweigespirale zu beschäftigen. Es geht um eine Komponente der Theorie der öffentlichen Meinung, wie sie in den 1970er-Jahren von der Professorin Elisabeth Noelle-Neumann[1] formuliert wurde.
Laut dieser Theorie hängt die Bereitschaft vieler Menschen, sich öffentlich zu ihrer Meinung zu bekennen, in bestimmten Fällen von der wahrgenommenen Mehrheitsmeinung ab. Angesicht der rasanten Säkularisierung unseres Landes interessierte mich in erster Linie, in wieweit der Mechanismus der Schweigespirale für den Niedergang des Christentums verantwortlich ist. So entstand mein Aufsatz »Das Christentum und die Schweigespirale«[2], der damals im Journal des Professorenforums veröffentlicht wurde.
Zum Aufbau des Vortrags
Nach der Theorie der Schweigespirale hängt die Bereitschaft vieler Menschen, sich öffentlich zu ihrer Meinung zu bekennen, von der wahrgenommenen Mehrheitsmeinung ab. Wenn ihre Meinung von der Mehrheitsmeinung abweicht, dann verfallen sie in Schweigen. Dieser Sachverhalt verweist dann direkt auf ein anderes Thema, das unmittelbar damit zusammenhängt. Es geht um die sog. ›Political Correctness‹, die durch die Beeinflussung der sprachlichen Ausdrucksweise versucht ›Tabus‹ zu konstruieren. Bestimmte Formulierungen werden öffentlich nicht geduldet, nach der Devise: »So etwas tut man und sagt man nicht, ja man denkt es nicht einmal.«
Hier greifen drei Themenbereiche ineinander, auf die ich näher eingehen möchte:
Erstens die Schweigespirale,
Zweitens die Political Correctness
Drittens die Medien
Unter dem Einfluß dieses Wirkungsdreiecks steht nun das Christentum und insbesondere Menschen, die an Christus, den Sohn des lebendigen Gottes, glauben. Schließen möchte ich dann meinen Vortrag mit dem Thema: ›Was können wir tun?‹.
Wenn zum Beispiel in einer Demokratie vor der Parlamentswahl eine Minderheit eine überzeugende Siegeserwartung zur Schau stellt, dann unterliegen viele einer Täuschung; sie bekommen den Eindruck, als handle es sich um eine Mehrheit. Alle, die von den Ansichten der Minderheit überzeugt sind, haben nun das Gefühl, daß das, was sie denken, von allen gebilligt wird. Daher äußern sie laut und voller Selbstvertrauen ihre Ansichten und diejenigen, welche die Ansichten der Minderheit nicht teilen, verfallen, obwohl sie eigentlich noch eine Mehrheit bilden, in Schweigen.
Aber dies Schweigen führt gerade dazu, daß die Mehrheit schwächer und die Minderheit stärker erscheint. Bei diesem Schweigespirale genannten Prozeß handelt es sich um einen Kippvorgang. Dabei geht es um einen zeitlich ablaufenden Vorgang, der irgendwann durch eine bestimmte Ursache ausgelöst wird. Zu einem Kippvorgang kommt es dann dadurch, daß von einem bestimmten Zeitpunkt an eine Eigendynamik entsteht, auf Grund derer der Vorgang sich weiterentwickelt, auch wenn die auslösende Ursache nicht mehr vorhanden ist. Wodurch wird nun die Schweigespirale in Gang gehalten? Welches ist dabei die treibende Kraft?
Offenbar ist es das Bemühen, das anscheinend die meisten Menschen miteinander teilen, sich nicht zu isolieren. Die tief sitzende Isolationsfurcht verleitet die Menschen dazu, sich in ihren Meinungen der Gruppe anzuschließen, die ihre Ansichten am lautesten und überzeugendsten vertritt.
In seinem vielzitierten Werk ›Über die Demokratie in Amerika‹ schildert er den Niedergang der französischen Kirche in der Mitte des 18. Jahrhunderts und zeigt, wie die Religionsverachtung damals unter den Franzosen eine allgemeine und herrschende Leidenschaft wurde. Eine wesentliche Ursache sieht er im »Stummwerden« der französischen Kirche.
»Leute, die noch am alten Glauben festhielten, fürchteten die einzigen zu sein, die ihm treu blieben, und da sie die Absonderung mehr als den Irrtum fürchteten, so gesellten sie sich zu der Menge, ohne wie diese zu denken. Was nur die Ansicht eines Teiles der Nation noch war, schien auf solche Weise die Meinung aller zu sein und dünkte eben deshalb diejenigen unwiderstehlich, die ihr diesen trügerischen Anschein gaben.«
Wenn man darauf verweist, daß die ›Political Correctness‹ ein Mittel zur Ausübung und Kontrolle von Macht unter dem Deckmantel der Moral ist, dann ist das nur die eine Seite einer Medaille. Bei der anderen Seite geht es um die Etablierung einer neuen Moral; das Wertgefüge der Kultur soll verändert werden. Auf diesen Aspekt hat besonders die Belgische Philosophie-Professorin Marguerite Peeters in ihrem Aufsatz “Von der Political Correctness zur neuen Ethik” hingewiesen. Zu den Kernwerten des neuen Wertgefüges, an dem sich Kultur und Politik bereits ausrichten, gehören Begriffe wie ›Inklusion‹ in der Bedeutung der Zugehörigkeit von Minderheiten, ›Gleichstellung‹, ›Frauenrechte‹, ›Umweltschutz‹, ›Solidarität‹, ›Transparenz‹, ›Nichtdiskriminierung‹, und ›Toleranz‹. Im Gegenzug erhalten Begriffe wie ›Autorität‹, ›Wahrheit‹, ›Nächstenliebe‹, ›Sünde‹, ›Gut und Böse‹, ›Tradition‹, ›Familie‹, ›Keuschheit‹, ›Ewigkeit‹, ›Schöpfung‹, ›Mutterschaft‹, ›Vaterschaft‹, ›Ehemann‹, ›Ehefrau‹ eine negative Bedeutung. Diese Worte verschwinden langsam aus den politischen und kulturellen Debatten; sie zu gebrauchen gilt als ›politisch inkorrekt‹, als ›gegen den Strom‹. Die neue erzwungene Orthodoxie bringt diese Begriffe in Verbindung mit ›Fundamentalismus‹, ›Radikalismus‹, ›Intoleranz‹ und ›Diskriminierung‹.
Am Besten liest man sich den ganzen Vortrag hier durch. Zum Schluss werden auch Schritte gegen diesen Prozess beschrieben.