Christus ist das ENDE der Offenbarung Gottes
Verfasst: 04.08.2005 10:45
In seinem neuen Buch "Offenbarung" erklärt Bernhard Kaiser, dass die Offenbarung Gottes mit dem Ende der Bibel abgeschlossen sein muss, da Christus "Gottes letztes Wort" ist. Da ich dies sehr wertvoll finde, möchte ich den entsprechenden Auszug hier weitergeben:
Link zum Buch: https://www.cbuch.de/kaiser-offenbarung.html1. Sachlich findet die Offenbarung Gottes in Christus ihren Höhepunkt. Keiner kannte und kennt Gott, den Vater, besser als der Sohn. Christus ist Gott; in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig. Daraus ergibt sich, dass seit Christus keine Offenbarung stattfinden konnte, die über jene in Christus hätte hinausgehen können ... Aus der Perspektive des Autors des Hebräerbriefes hat Gott "Am Ende dieser Tage" (Hebr 1,1) durch seinen Sohn geredet. Dieser Begriff weist auf die End-Zeit, als die die messianische Zeit anzusehen ist. Das Reden Gottes durch seinen Sohn überholt das "vielfältig und auf vielerlei Weise" geschehene Reden Gottes im Alten Bund. Es ist seinerseits nicht mehr überbietbar. Insofern hat diese Aussage auch eine Zeitliche Implikation: Christus ist Gottes letztes Wort.
2. In Christus ist das Evangelium offenbar ... Mehr kann und muss nicht gesagt werden, um den Menschen ins Heil zu stellen.
3. Das NT stellt nicht in Aussicht, dass Gott in der neutestamentlichen Heilsordnung zu den Christen direkt reden werde, und es weist die Christen nicht an, auf solche Kundgebungen Gottes zu warten. Eine Fortsetzung der Offenbarung aber kann nicht postuliert werden ohne positiven biblischen Grund, auch nicht eine Offenbarung in eine der Bibel untergeordneten Form. Im AT hingegen wurde laufend auf den kommenden Christus hingewiesen. Das NT weist wohl auf die Wiederkunft Christi, aber nicht auf weitere Offenbarungen im Kontext der Gemeinde.
4. Indem im Rahmen der Offenbarungsgeschichte die Fakten, die das Heil konstituieren, zustande gekommen und bezeugt sind, kommt die Offenbarungsgeschichte zu einem vorläufigen Endpunkt. Gott hat sich seit der Zeit Christi und der Apostel nicht wieder in (offenbarungs-) geschichtlicher Dimension enthüllt. Christus ist der vorläufige geschichtliche Endpunkt der Selbsterschließung Gottes. Freilich wird Christus erst im apostolischen Zeugnis bekannt gemacht, so dass die von Christus autorisierten Apostel und damit die Jahrzehnte nach Christus zur Offenbarungsgeschichte hinzugehören. In diesen Jahrzehnten werden die Implikationen des Werkes Christi bekannt gemacht. Doch die zeit der neutestamentlichen Offenbarung endet mit dem Tod der Apostel, der Augenzeugen Jesu Christi, und ein Geschehen, das mit Recht als Offenbarung angesehen werden könnte, ist aus der nachapostolischen Zeit nicht überliefert.
5. Gott kommuniziert in seiner Offenbarung Inhalte. Er verfolgt bei seiner Offenbarung in der Geschichte nicht die Absicht, deutlich zu machen, wie er sich (immer wieder) offenbart. In diesem Falle müssten die Modi der Offenbarung ständig im Volk Gottes Anwendung finden: Gott müsste regelmäßig durch Träume, Nachtgesichte, Auditionen oder Zeichen und Wunder "reden". Die im Neupietismus verbreitete Ansicht, Gott habe im Rahmen der speziellen Offenbarung verdeutlicht, wie er generell zu den Menschen spreche, ist nicht durch biblische Aussagen gedeckt. AUch die Gaben der Prophetie und Zungenrede, die in apostolischer Zeit vorhanden waren, werden nicht als Modus für die Kommunikation zwischen Gott und der Gemeinde in Aussicht gestellt. Vielmehr wird deren Aufhören angekündigt (1Kor 13,8-10)
6. ...
Damit ist gesagt: Es gibt seit der Zeit der Apostel keine neuen Offenbarungen. Zwar hat es immer wieder Menschen und Bewegungen gegeben, die den Anspruch erhoben oder erheben, dass Gott durch sie rede. Doch damit rücken sie sich in die Welt der Sekten. ... Es lässt sich darüber hinaus zeigen, dass vieles, was im Lauf der Kirchengeschichte und selbst im Rahmen der Kirche den Anspruch erhoben hat, Offenbarung Gottes zu sein, ein Rückfall in Unglauben und Werkgerechtigkeit war.