Lesung aus Arthur W. Pink "Der Heilige Geist"

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Joschie
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Arthur W. Pink "Der Heilige Geist"8.Die Ankunft des Geistes

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8.Die Ankunft des Geistes

Das an Pfingsten eine neue Heilszeit anbrach, wird ferner aus den „Zungen zerteilt, wie von Feuer“ (Apg.2,3) deutlich. Als Johannes der Täufer ankündigte, daß Christus „mit dem heiligen Geist und mit Feuer“ taufen würde, hätte man die letzten Worte auch in dem Sinne mißverstehen können, daß alle Menschen außer den Juden einem wirklichen, physikalischen Feuer zum Opfer fallen würden; aber in den Köpfen der Zuhörer wurden wahrscheinlich ganz andere Assoziationen geweckt. Sie erinnerten sich vielleicht an die Szene, als ihr großer Vorfahre Abraham Gott, der ihm das Land, worin er als Fremdling wohnte, zum Erbe verheißen hatte, die Frage stellte: „Herr, mein Gott, woran soll ich merken, daß ich’s besitzen werde?“ Die Antwort war: „Siehe, da war ein rauchender Ofen, und eine Feuerflamme ...“ (1.Mose 15,17). Sie erinnerten sich vielleicht an den brennenden Dornbusch, den Mose sah, und die „Feuersäule“, die sie bei Nacht führte, und die „Herrlichkeit des Herrn“, die herabkam und die Stiftshütte erfüllte. Daher konnten sie in der Verheißung der Taufe mit Feuer sogleich das Herannahen einer neuen Manifestation der Gegenwart und Kraft Gottes erkennen!

Und wenn wir ferner lesen: „Und es erschienen ihnen Zungen zerteilt, wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeden von ihnen“ (Apg. 2,3), so ist das ein weiterer Hinweis darauf, daß eine neue Dispensastion (heilsgeschichtliche Epoche) angefangen hat.
Das Wort ‘setzte sich’ kennzeichnet in der Schrift ein Ende und einen Anfang. Der Prozeß der Vorbereitung ist beendet, und die neu eingerichtete Ordnung hat begonnen. Es bezeichnet das Ende der Schöpfungsphase und das Einsetzen normaler Verhältnisse. ‘So wurden vollendet Himmel und Erde mit ihrem ganzen Heer. Und so vollendete Gott ... und ruhte am siebten Tag.’ In Gott ist keine Erschöpfung. Er ruhte nicht aus Müdigkeit: Der Satz bedeutet, daß alles Schöpfungswerk vollendet war. Dasselbe Bild wird mit Bezug auf den Erlöser gebraucht. Von Ihm heißt es, Er ‘hat vollbracht die Reinigung von den Sünden und hat sich gesetzt zur Rechten der Majestät in der Höhe’. Keine andere Priesterschaft hat sich gesetzt. Die Priester des Tempels ministrierten stehend, weil ihr Amt provisorisch und vorbereitend, gleichnishaft und prophetisch war. Das Amt Christi selbst war Bestandteil der Vorbereitung für das Kommen des Geistes. Ehe Er ‘sich setzte’ in Herrlichkeit, konnte es keine Dispensation des Geistes geben ... Als das Werk der Erlösung vollständig war, wurde der Geist gegeben, und als Er kam, ‘setzte Er sich’. Er regiert in der Gemeinde, wie Christus im Himmel regiert“ (S. Chadwick; The Way to Pentecost)
Es gibt wohl kaum Begebenheiten, die anschaulicher sind als diejenige, die ‘am letzten Tag des Festes’ (Joh. 7,37-39) geschah. Das Fest war das Laubhüttenfest. Während seiner Dauer von sieben Tagen wohnten die Israeliten in Laubhütten. Dazu gehörten besondere Opfer und besondere Riten. Jeden Morgen brachte einer der Priester Wasser vom Teich Siloah, und unter dem Schall der Trompeten und anderen Äußerungen der Freude wurde das Wasser auf den Altar gegossen. Der Ritus war ein feierliches Gedenken und eine Prophetie. Er diente dem Gedenken der wunderbaren Versorgung mit Wasser in der Wüste, und er zeugte von der erwarteten Ankunft des Heiligen Geistes. Am siebten Tage hörte die Zeremonie des Wassersgießens auf, und der achte Tag, der größte von allen, war ein Tag heiliger Zusammenkunft.
An jenem Tag wurde kein Wasser auf den Altar gegossen, und an diesem wasserlosen Tag stand Jesus da und rief: ‘Wen da dürste, der komme zu mir und trinke!’. Dann fährt Er fort: ‘Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen.’ Der Evangelist fügt den erklärenden Kommentar hinzu: ‘Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten; denn der Geist war noch nicht da; denn Jesus war noch nicht verherrlicht.’ ‘Wie die Schrift sagt’. Eine solche Schriftstelle wie die hier zitierte gibt es nicht, aber der prophetische Aspekt der Wasser-Zeremonie gründete sich auf alttestamentliche Sinnbilder und Prophezeiungen, in welchen Wasser aus Zion floß, um die Welt zu reinigen, zu erneuern und fruchtbar zu machen. Eine Betrachtung von Joel 3,18 (Luther: 4,18) und Hesekiel 47 liefert den Schlüssel sowohl für den Ritus als auch für die Verheißung unseres Herrn. Der Heilige Geist ‘war noch nicht da’, aber Er war verheißen, und Seine Ankunft sollte vom Ort des Blutes, dem Opferaltar erfolgen. Golgatha öffnete den Brunnen, aus dem sich der Pfingstsegen ergoss (S. Chadwick).
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

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8.Die Ankunft des Geistes

Wir haben die Frage erörtert, was die Ausgießung des Heiligen Geistes bedeutet, und ich habe darauf hingewiesen, daß sie die Erfüllung einer göttlichen Verheißung, die Vollendung alttestamentlicher Vorbilder, und der Beginn einer neuen Dispensation war. Sie war auch die zu den Heiden überfließende Gnade Gottes. Doch zunächst wollen wir beachten, wie Gottes wunderbare Gnade sich auf die Juden erstreckte. In Seinen Anweisungen an die Apostel befahl Jesus, daß „gepredigt wird in seinem Namen Buße zur Vergebung der Sünden unter allen Völkern. Fangt an in Jerusalem“ (Lk. 24,47), nicht etwa, weil die Juden noch ein besonderes Bündnis mit Gott gehabt hätten – denn die Nation war vor der Kreuzigung von Ihm verlassen worden (s. Mt. 23,38) – sondern um Seine beispiellose Barmherzigkeit und souveräne Güte zur Schau zu stellen. Dementsprechend sehen wir in der Apostelgeschichte Seine Liebe inmitten der rebellischen Stadt hervorleuchten. Am gleichen Ort, wo der Herr Jesus umgebracht worden war, wurde jetzt das volle Evangelium gepredigt, und Dreitausend wurden durch den Heiligen Geist erweckt.

Aber das Evangelium sollte von nun an nicht länger auf die Juden beschränkt sein. Wenn auch die Apostel ihr Zeugnis in Jerusalem beginnen mußten, so sollte doch der herrliche, all-wirksame Name Christi „unter allen Völkern“ verkündigt werden. Das Unterpfand hierfür war darin zu sehen, daß „gottesfürchtige Männer aus allen Völkern unter dem Himmel“ (Apg. 2,5) ausriefen: „Wie hören wir denn jeder seine eigene Muttersprache?“ (V.8). Es war etwas völlig Neues. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Gott die hebräische Sprache – oder Abwandlungen davon – gebraucht. Somit ist Bullingers Ansicht, daß Gott hier eine neue „jüdische“ Dispensation (die „pfingstliche“) einführte, durch göttliche Autorität ins Unrecht gesetzt. Das, was in Apostelgeschichte 2 geschah, war eine teilweise Umkehrung, ein seliger Gegensatz zu dem, was in 1.Mose 11 berichtet wird. Dort finden wir
die Zungen zerteilt, um eine bösartige Einheit auseinanderzureißen und um Gottes heiligen Haß gegen die Ungerechtigkeit Babylons zu zeigen. In der Apostelgeschichte haben wir Gnade in Jerusalem und eine neue, köstliche Einheit als Hinweis auf ein neues Bauwerk (Mt. 16,18), mit lebendigen Steinen – im Gegensatz zum Turmbau zu Babel mit seinen ‘Ziegeln’ aus 1.Mose 11,3 (P. W. Heward).
In 1.Mose 11 geschah das Zerteilen der Zungen zum Gericht; in Apostelgeschichte waren die zerteilten Zungen ein Zeichen der Gnade; und in Offenbarung 7,9-10 sehen wir Menschen aller Zungen in der Herrlichkeit.
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8.Die Ankunft des Geistes

In 1.Mose 11 geschah das Zerteilen der Zungen zum Gericht; in Apostelgeschichte waren die zerteilten Zungen ein Zeichen der Gnade; und in Offenbarung 7,9-10 sehen wir Menschen aller Zungen in der Herrlichkeit.

Welche Zielsetzung hatte die Ausgießung des Geistes?

1. Die Erhöhung Christ zu bezeugen. Pfingsten war das Siegel Gottes für das messianische Amt Christi. Zum Beweis, daß Er am Opfer Seines Sohnes Wohlgefallen hatte und zum Zeichen Seiner Annahme erweckte Gott Ihn von den Toten, erhöhte Ihn zu Seiner Rechten und gab Ihm für Seine Gemeinde den Heiligen Geist (Apg. 2,33). Jemand hat einmal darauf hingewiesen, daß am Saum des Obergewandes, das der Hohepriester Israels trug, goldene Schellen und Granatäpfel angebracht waren (2.Mose 28,33-34). Der Klang der Schellen (wobei die Klöppel der Schellen als Sinnbilder für Zungen gesehen werden können) lieferten den Nachweis, daß der Hohepriester lebendig war, während er im Heiligtum diente. Der Hohepriester war eine sinnbildliche Vorschattung für Christus (Hebr. 8,1); das Heiligtum war ein Symbol für den Himmel (Hebr. 9,24); das „Brausen vom Himmel“ und das Sprechen „in Zungen“ (Apg, 2,2.4) bezeugten, daß unser Herr im Himmel lebendig war und dort als der Hohepriester Seines Volkes diente.

2. Christi Stelle einzunehmen. Das wird aus Seinen eigenen Worten an die Jünger ersichtlich: „Und ich will den Vater bitten, und er wird euch einen andern Tröster geben, daß er bei euch sei in Ewigkeit“ (Joh. 14,16). Bis dahin war Christus ihr „Tröster“ gewesen, doch Er sollte bald in den Himmel zurückkehren; dennoch konnte Er sagen: „Ich will euch nicht als Waisen zurücklassen; ich komme zu euch“ (Joh. 14,18); Er „kam“ zu ihnen leibhaftig nach Seiner Auferstehung, aber am Pfingsttag „kam“ Er geistlich und dauerhaft in der Person Seines Stellvertreters. So füllt der Geist auf Erden den Platz des Herrn, der im Himmel ist, mit dem Unterschied, daß der Leib des Herrn Ihn in den Tagen Seines Fleisches an eine Örtlichkeit band, während der Heilige Geist – dessen Inkarnation sich nicht auf einen Leib beschränkt – in und mit jedem Gläubigen gleichermaßen gegenwärtig ist.

3. Die Sache Christi zu fördern. Das wird deutlich aus Seiner Aussage über den Tröster: „Er wird mich verherrlichen“ (Joh. 16,14). Das Wort „Paraklet“ (in den Evangelien durchweg mit „Tröster“ übersetzt) wird auch mit „Fürsprecher“ wiedergegeben (in 1.Joh, 2,1), und ein „Fürsprecher“ ist einer, der als Repräsentant eines anderen auftritt. Der Heilige Geist ist hier, um Christus zu erklären und zu verteidigen, und für Christus Seine Kirche und Sein Reich zu verwalten. Er ist hier, um die Absicht des Erlösers in der Welt durchzusetzen. Er erfüllt den mystischen Leib Christi und steuert seine Bewegungen, lenkt seine Glieder, gibt ihm Weisheit und versorgt ihn mit Kraft. Der Heilige Geist wird für den einzelnen Gläubigen und für die Kirche in ihrer Gesamtheit all das, was Christus ihnen gewesen wäre, wenn Er auf Erden geblieben wäre. Darüber hinaus spürt Er jeden einzelnen derer auf, für die Christus gestorben ist, erweckt sie zu neuem Leben, zeigt ihnen ihre Schuld, gibt ihnen den Glauben, Christus zu ergreifen, und sorgt dafür, daß sie in der Gnade wachsen und fruchtbar werden.

Es ist wichtig zu erkennen, daß die Sendung des Geistes mit dem Ziel erfolgte, das Werk Christi fortzuführen und zu vollenden. Der Herr Jesus verkündete: „Ich bin gekommen, ein Feuer anzuzünden auf Erden; was wollte ich lieber, als daß es schon brennte! Aber ich muß mich zuvor taufen lassen mit einer Taufe, und wie ist mir so bange, bis sie vollbracht ist!“ (Lk. 12,49-50). Die Predigt des Evangeliums sollte wie „Feuer auf Erden“ werden, das den menschlichen Herzen Licht und Wärme spendet; damals wurde es „angezündet“, aber später sollte es noch viel schneller um sich greifen. Bis zu Seinem Tode war Christus „bange“: Es war nicht mit Gottes Plan vereinbar, daß das Evangelium offener und weiträumiger gepredigt wurde; doch nach der Auferstehung Christi ging es hinaus zu allen Nationen. Nach Seiner Erhöhung war Christus nicht mehr „bange“, und der Geist wurde in der Fülle Seiner Macht ausgegossen.
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8.Die Ankunft des Geistes

4. Christi Knechte mit Kraft auszustatten. „Ihr aber sollt in der Stadt bleiben, bis ihr ausgerüstet werdet mit Kraft aus der Höhe“ (Lk. 24,49), so lautete die Anweisung des Herrn an Seine Apostel. Es mag dem Jünger genügen, so zu sein wie sein Meister. Er hatte gewartet – dreißig Jahre lang –, ehe Er „gesalbt wurde, die gute Botschaft zu predigen“ (Jes. 61,1). Der Knecht ist nicht größer als sein Herr: Wenn Jesus die Kraft für Seinen Dienst dem Geist verdankte, dann durften die Apostel nicht ohne die Salbung des Geistes an ihr Werk gehen. Dementsprechend warteten sie; dann kam der Geist über sie, und alles wurde anders: Mut verdrängte die Furcht und Stärke die Schwachheit, Unwissenheit wich der Weisheit, und mächtige Wunder wurden durch sie gewirkt.

Den Aposteln, die Er erwählt hatte, „befahl er, Jerusalem nicht zu verlassen, sondern zu warten auf die Verheißung des Vaters“, und Er versicherte ihnen: „Ihr werdet die Kraft des heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde“ (Apg. 1,2.4.8). Dementsprechend lesen wir: „Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle an einem Ort beieinander“ (Apg. 2,1): Diese Einträchtigkeit hatte ihre Ursache offensichtlich in dem Befehl und der Verheißung des Herrn, sowie in ihrer vertrauensvollen Erwartung ihrer Erfüllung. Der jüdische „Tag“ dauerte vom Sonnenaufgang bis zum folgenden Sonnenaufgang, und da die Ereignisse von Apostelgeschichte 2 sich in den frühen Morgenstunden ereigneten – vermutlich bald nach Sonnenaufgang – heißt es hier wörtlich, daß der Pfingsttag „in seiner ganzen Fülle gekommen“ war.

Die äußerlichen Zeichen für die Ankunft des Geistes waren drei an der Zahl: das „Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind“, die „Zungen zerteilt, wie von Feuer“ und die Predigt „in andern Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen“. Über die genauen Bedeutung dieser Phänomene und ihren praktischen Bezug zu uns heute hat es, besonders während der letzten dreißig Jahre, sehr unterschiedliche Meinungen gegeben. Da Gott selbst es nicht für angebracht hielt, uns mit einer vollständigen, ausführlichen Erklärung derselben zu versorgen, gebührt es sich für alle Ausleger, mit Zurückhaltung und Ehrfurcht darüber zu sprechen. Nach dem Maß der Erleuchtung, das mir zuteil wurde, werde ich mich bemühen, einige Punkte aufzuzeigen, die mir sehr offensichtlich zu sein scheinen.
Erstens, der „gewaltige Wind“, der das ganze Haus erfüllte, war das kollektive Zeichen, an dem alle der versammelten Hundertzwanzig Brüder (Apg. 1,15) teilhatten. Er war ein Sinnbild für die unbezwingbare Kraft, mit welcher die dritte Person der Dreieinigkeit an den Herzen der Menschen wirkt und allen Widerstand vor sich her zunichte macht, in einer Weise, die nicht erklärt werden kann (Joh. 3,8), die aber augenblicklich an ihren Wirkungen erkennbar ist. Ebenso wie die Bahn eines Hurrikans nach seinem Durchzug verfolgt werden kann, so ist die verwandelnde Kraft des Geistes in der Neugeburt unverkennbar und offensichtlich für alle, die Augen haben, um geistliche Dinge zu sehen.

Zweitens, „es erschienen ihnen Zungen zerteilt wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeden von ihnen“ (Apg. 2,3), d. h. ausschließlich auf die Zwölf. Der Beweis hierfür ist schlüssig. Erstens sprach der Herr die Worte in Lukas 24,49 einzig und allein zu den Aposteln. Zweitens gab er nur ihnen nach Seiner Auferstehung Weisung (Apg. 1,2). Drittens gab Er ihnen allein die Verheißung von Apg. 1,8. Viertens lesen wir am Ende von Apg. 1: „Er [Matthias] wurde zugeordnet zu den elf Aposteln.“ Apg. 2 beginnt mit dem Wort „Und“, das den Anschluß zu 1,26 herstellt; weiter heißt es dort: „... waren sie [die Zwölf] alle an einem Ort beieinander“, und auf sie „setzte sich“ nun der Heilige Geist (Apg. 2,3). Fünftens, als die erstaunte Menge zusammenkam, rief sie: „Siehe, sind nicht diese alle, die da reden, aus Galiläa?“ (Apg. 2,7), nämlich die „Männer von Galiläa“ aus 1,11! Sechstens, in Apg. 2,14-15 lesen wir: „Da trat Petrus auf mit den Elf, erhob seine Stimme und redete zu ihnen: Ihr Juden, liebe Männer, und alle, die ihr in Jerusalem wohnt, das sei euch kundgetan, und laßt meine Worte zu euren Ohren eingehen! Denn diese sind nicht betrunken“ – das Wort „diese“ kann sich nur auf die „Elf“ beziehen, die mit Petrus aufgetreten waren!
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8.Die Ankunft des Geistes

Diese „Zungen zerteilt wie von Feuer“, die sich auf die Apostel setzten, waren das individuelle Zeichen, die göttliche Beglaubigung, daß sie die bevollmächtigten Botschafter des Lammes waren, das seinen Platz auf dem Thron eingenommen hatte. Die Taufe des Heiligen Geistes war eine Taufe mit Feuer.
Unser Gott ist ein verzehrendes Feuer.’ Das erwählte Zeichen Seiner Gegenwart ist das Feuer, das nicht von der Erde stammt, und das Sinnbild Seiner Zustimmung ist die heilige Flamme: Bund, Opfer, Heiligtum und Heilszeit wurden durch herniederfallendes Feuer geheiligt und bestätigt. ‘Welcher Gott nun mit Feuer antworten wird, der ist wahrhaftig Gott’ (1.Kön. 18,24). Das ist der entscheidende, umfassende Nachweis der Göttlichkeit. Jesus Christus kam, um Feuer auf die Erde zu bringen. Das Sinnbild der Christenheit ist nicht ein Kreuz, sondern eine Zunge von Feuer.“ (Samuel Chadwick).
Drittens, daß die Apostel „in anderen Sprachen“ predigten, war ein öffentliches Zeichen. 1. Korinther 14,22 erklärt: „Darum ist die Zungenrede ein Zeichen nicht für die Gläubigen, sondern für die Ungläubigen“, und, wie der vorangehende Vers (mit dem Zitat aus Jes. 28,11) deutlich zeigt, war sie ein Zeichen für das ungläubige Israel. Eine treffliche Veranschaulichung und ein Beweis hierfür findet sich in Apg. 11, wo Petrus seinen skeptischen Brüdern in Jerusalem klarzumachen versuchte, daß Gottes Gnade sich jetzt auf die Heiden erstreckte: Seine Schilderung, wie der Heilige Geist auf Cornelius und sein Haus fiel (Apg. 11, 15-18 u. 10, 45-46), war es schließlich, die sie überzeugte. Interessanterweise wird in 3.Mose 23,22, wo es um das alttestamentliche Vorbild des Pfingstfestes geht, die Ernte in drei Grade und Stufen unterteilt: den Schnitt- oder Hauptteil, den man mit Jerusalem in Apg. 2 gleichsetzen kann; die „Ecken des Feldes“, entsprechend Caesarea Philippi (Apg. 10), das in der Ecke Palästinas lag; und die „Nachlese“ für „die Fremdlinge“, gleichzusetzen mit dem heidnischen Ephesus in Apg. 19! Dies sind die einzigen drei Anlässe, an denen in der Apostelgeschichte über „Zungenrede“ berichtet wird.

Einigen meiner Leser ist sicherlich bekannt, daß während der letzten Generation viele ernsthafte Seelen durch die sogenannte „Pfingstbewegung“ tief beunruhigt wurden, und die Frage wurde des öfteren gestellt, ob diese eigenartigen Kräfte, die sich in ihren Versammlungen in unverständlichen Lauten, die sie „Zungen“ nennen, äußerten, die echte Gabe des Geistes seien. Diejenigen, die sich der Bewegung angeschlossen haben – unter ihnen gewiß etliche gottesfürchtige Seelen – bestehen darauf, daß die Gabe nicht nur echt ist, sondern daß es die Pflicht jedes Christen ist, sich danach auszustrecken. Doch solche Menschen übersehen eindeutig die Tatsache, daß die Apostel hier nicht irgendeine „unbekannte Zunge“ sprachen: Ausländer, die sie hörten, hatten keine Probleme, sie zu verstehen (Apg. 2,8).
Wenn das Gesagte nicht ausreicht, will ich noch auf 2.Tim. 3,16-17 verweisen. Gott hat uns Seinen Sinn jetzt vollständig offenbart: Alles was wir benötigen, um „vollkommen“ und „zu allem guten Werk geschickt“ zu sein, ist bereits in unseren Händen! Ich persönlich würde nicht die Mühe auf mich nehmen, irgendwohin zu gehen, um die Botschaft eines Menschen zu hören, dessen Worte angeblich vom Geist inspiriert sind; ist die vollständige Heilige Schrift in unserem Besitz, so brauchen wir nichts weiter, als daß der Geist sie auslegt und zur Anwendung bringt. Beachten wir auch, daß in allen Briefen des Neuen Testaments nicht eine einzige Ermahnung zu finden ist, daß die Heiligen ein „neues Pfingsten“ suchen sollen; eine solche Aufforderung ergeht nicht einmal an die fleischlichen Korinther oder die gesetzlichen Galater.
Als ein Beispiel dafür, was die frühen ‘Väter’ glaubten, zitiere ich W. Perkins (1604):
Augustinus hat gesagt: ‘Wunder waren einst nötig, um die Welt an das Evangelium gläubig zu machen, aber wer jetzt ein Zeichen sucht, damit er glauben könne, ist selbst ein Wunder, ja ein Ungeheuer.’ Chrysostomos folgert aus dem gleichen Grunde: ‘Es gibt jetzt in der Kirche keine Notwendigkeit mehr, Wunder zu wirken’, und er nennt denjenigen einen ‘falschen Propheten’, der sich vornimmt, es dennoch zu tun.
In Apg. 2,16 lesen wir, wie Petrus von Gott bewegt wurde, eine allgemeine Erklärung der großen Wunder, die sich gerade ereignet hatten, zu geben. Jerusalem war zu dieser Zeit des Festes voller Menschen. Das plötzliche Brausen vom Himmel „wie von einem gewaltigen Wind“, der das Haus, in dem sich die Apostel versammelt hatten, erfüllte, lockte bald eine große Volksmenge herbei; und als sie voll Verwunderung die Apostel in ihren verschiedenen Sprachen reden hörten, fragten sie: „Was will das werden?“ (Apg. 2,12). Darauf erklärte Petrus: „Das ist’s, was durch den Propheten Joel gesagt worden ist.“ Die Prophetie des Joel (2,28-32; Luther: 3,1-5) begann, in Erfüllung zu gehen, wobei der letzte Teil meiner Auffassung nach symbolisch zu verstehen ist.
Und was bedeutet all das für uns heute? Ich antworte mit einem Satz: Die Ankunft des Geistes folgte der Erhöhung Christi: Möchten wir also mehr von der Kraft und dem Segen des Geistes genießen, so müssen wir Christus den Thron unseres Herzens geben und Ihn zum Herrn unseres Lebens krönen.

Nach dieser lehrmäßigen und heilszeitlichen Einführung zu unserem Thema möchte mich jetzt auf seine ‘praktischen’ und ‘erfahrungsmäßigen’ Bedeutungen eingehen.
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Arthur W. Pink "Der Heilige Geist"9. Das Werk des Geistes

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9. Das Werk des Geistes

Es ist gänzlich falsch zu meinen, die Werke des Geistes seien alle von derselben Art oder Seine Handlungen seien untereinander gleichrangig. Darauf zu beharren, hieße, der dritten Person der Gottheit weniger Freiheit zuzuschreiben, als sie von den Menschen genossen und ausgeübt wird. Allen frei handelnden Wesen ist eine Vielfalt von Handlungen möglich: Selbst Menschen sind nicht auf eine Art der Werke beschränkt, auch nicht auf die Erzeugung nur einer Art von Wirkungen, sondern je nach ihrem Belieben, ihren Fähigkeiten und ihrem Wohlgefallen bringen sie ihre Kraft in abgestuftem Maße zum Einsatz. Umso mehr ist dies bei dem Heiligen Geist der Fall. Wesen und Art Seiner Werke sind Seinem Willen und Seiner Absicht angepaßt. Einige führt er sozusagen mit dem kleinen Finger aus, für andere streckt Er Seine Hand aus, während Er für wiederum andere Werke (wie am Pfingsttag) Seinen Arm bloßlegt. Er wirkt nicht aufgrund einer in Seiner Natur verhafteten Notwendigkeit, sondern einzig nach dem Wohlgefallen Seines Willens.
Viele Werke des Geistes, wenn auch in ihrer Art und in der Erfüllung ihrer Zielsetzung vollkommen, werden von Ihm in und an Menschen gewirkt, die dennoch nicht errettet sind.
Der Heilige Geist ist durch mächtige Kraftwirkungen bei vielen gegenwärtig, denen andererseits Seine gnädige Innewohnung unbekannt ist. Anders ausgedrückt: Es gibt viele, die des Geistes teilhaftig gemacht werden, was Seine geistlichen Gaben betrifft, die jedoch im Sinne der errettenden Gnade nicht Seiner teilhaftig werden: Mt. 7,22-23 (John Owen über Hebr. 6,4).
Das Licht, das Gott einzelnen Seelen gewährt, ist sehr unterschiedlich, sowohl in der Art, als auch in der Intensität. Das sollte uns angesichts der Parallelen aus der natürlichen Welt nicht überraschen: Wie unterschiedlich ist das Glitzern der Sterne vom Glanz des Vollmondes, und dieser wiederum vom Schein der Mittagssonne. Ähnlich weit ist die Kluft, die den Eingeborenen mit seinem dämmrig erhellten Gewissen von jemandem trennt, der eine christliche Erziehung genossen hat, und noch größer ist der Unterschied zwischen dem geistlichen Verständnis des weisesten, jedoch unerneuerten Professors und dem schwächsten Säugling in Christus; und doch sind sie alle Ziel der Kraftwirkungen des Geistes gewesen.
Der Heilige Geist wirkt auf zweierlei Weise. In den Herzen mancher Menschen wirkt Er nur mit bezähmender Gnade, und die bezähmende Gnade ist, wenn sie sie auch nicht erretten wird, immerhin ausreichend, sie davor zu bewahren, sich in jener offenen, schlimmen Boshaftigkeit zu ergehen, in die einige Menschen verfallen, die von der zügelnden Kraft des Geistes völlig verlassen sind. ... Gott mag in Menschen gute Wünsche und Gefühle wirken, dennoch aber nicht die Absicht haben, sie zu erretten. Beachte, keines dieser Gefühle steht in notwendigem Zusammenhang mit der Errettung; denn wäre es so, so wären sie dauerhaft. Er setzt Seine Allmacht nicht zur Errettung ein, außer in den Menschen Seiner Gnadenwahl, die Er auch mit Gewißheit zu sich bringt. Ich glaube somit, daß das Erzittern des Felix durch die zügelnde Kraft des Geistes zu erklären ist, der sein Gewissen weckte und ihn erzittern ließ (C. H. Spurgeon über Apg. 24,25).
Zuletzt geändert von Joschie am 19.05.2023 16:54, insgesamt 1-mal geändert.
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Arthur W. Pink "Der Heilige Geist"9. Das Werk des Geistes

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9. Das Werk des Geistes

Der Heilige Geist wurde weitgehend Seiner besonderen Herrlichkeit beraubt, weil Christen nicht Seine unterschiedlichen Wirkungsweisen erkannten. Weil sie irrtümlich meinten, das Wirken des Geistes sei auf die Erwählten Gottes beschränkt, gaben sie Ihm nicht den gebührenden Lobpreis dafür, da Er diese böse Welt als einen lebenswerten Ort für sie erhält. Nur wenigen Christen ist heute bewusst, wieviel Dank sie der dritten Person der Dreieinigkeit dafür schulden, dass Er die Kinder des Teufels im Zaum hält und daran hindert, Christi Gemeinde auf Erden gänzlich zu vernichten. Es gibt zwar vergleichsweise wenige Bibeltexte, die ausdrücklich auf die Person des Heiligen Geistes als den verweisen, der auch über die Gottlosen regiert; doch sobald wir begreifen, dass in der göttlichen Haushaltung alles von Gott dem Vater, durch Gott den Sohn, mittels der Kraft Gottes des Heiligen Geistes existiert, erhält jede der göttlichen Personen ihren angemessenen, besonderen Platz in unseren Herzen und Gedanken. Ich will nun einige der allgemeinen, geringeren Wirkungen des Geistes an den Nicht-Erwählten aufzeigen, im Gegensatz zu den besonderen, höheren Werken in den Erlösten.

1. Er bezähmt das Böse. Wenn Gott die Menschen uneingeschränkt ihrer natürlichen Verderbtheit und der Macht des Satans überlassen würde (wie sie es voll verdient hätten, wie Er es im Himmel tun wird und wie Er es auch jetzt tun würde, wenn es nicht um der Auserwählten willen wäre), so würde aller Anschein von Güte und Moral von der Erde verbannt sein: Die Menschen würden in ihrer Sünde völlig gefühllos werden, und Boshaftigkeit würde die ganze Welt schnell und vollständig verschlingen. Das geht aus 1.Mose 6,3-5 u. 12 unmissverständlich hervor. Aber Er, der den Feuerofen Babylons zügelte, ohne ihn zu löschen, Er, der die Fluten des Roten Meeres zurückhielt, ohne ihre Natur zu verwandeln, zügelt auch jetzt die Wirksamkeit der natürlichen Verderbtheit, ohne sie zu töten. So böse die Welt auch ist, haben wir doch allen Grund, den Heiligen Geist dafür anzubeten und zu preisen, dass sie nicht noch tausendmal schlechter ist.

Die Welt hasst Gottes Volk (Joh. 15,19); warum verschlingt sie es dann nicht? Was ist es, das die Feindschaft der Bösen gegen die Gerechten im Zaum hält? Nichts Geringeres als die zügelnde Kraft des Heiligen Geistes. In Psalm 14,1-3 finden wir eine erschreckende Beschreibung der völligen Verderbtheit der menschlichen Rasse. Dann, in Vers 4, fragt der Psalmist: „Will denn das keiner der Übeltäter begreifen, die mein Volk fressen, daß sie sich nähren, aber den Herrn rufen sie nicht an?“ Die Antwort lautet: „Da erschrecken sie sehr; denn Gott ist bei dem Geschlecht der Gerechten“ (V. 5). Der Heilige Geist ist es, der diese große Furcht in sie hineinlegt, um sie von vielen Gewalttätigkeiten gegen Gottes Volk abzuhalten. Er bändigt ihren Groll. So vollständig werden die Verworfenen durch Seine allmächtige Hand im Zaum gehalten, dass Christus zu Pilatus sagen konnte: „Du hättest keine Macht über mich, wenn sie dir nicht von oben her gegeben wäre“ (Joh. 19,11)!
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9. Das Werk des Geistes

Er regt zu guten Taten an. Jeder Gehorsam von Kindern gegenüber ihren Eltern, jede wahre Liebe zwischen Eheleuten muß dem Heiligen Geist zugeschrieben werden. Was immer an Sittlichkeit und Ehrlichkeit, an Selbstlosigkeit und Freundlichkeit, an Unterordnung unter die bestehende Obrigkeit und Achtung vor Gesetz und Ordnung noch in der Welt zu finden ist, muß auf das gnädige Wirken des Geistes zurückgeführt werden. Eine eindringliches Beispiel für Seinen gütigen Einfluß lesen wir in 1. Samuel 10,26: „Auch Saul ging heim nach Gibea, und mit ihm gingen die vom Heer, denen Gott [der Heilige Geist] das Herz gerührt hatte.“ Die Herzen der Menschen neigen von Natur aus zur Rebellion, sind unwillig, wenn über sie bestimmt wird, besonders von jemandem, der aus einer niedrigen Stellung aus ihrer Mitte emporgehoben wurde. Der Herr, der Heilige Geist, neigte die Herzen jener Männer, sich Saul unterzuordnen, gab ihnen die innerliche Befähigung, ihm zu gehorchen. Und später rührte der Geist Sauls Herz an, daß er Davids Leben schonte, und bewegte ihn so sehr, daß er weinte (1.Sam. 24,16). In gleicher Weise war es der Heilige Geist, der den Hebräern Gunst bei den Ägyptern gab – die sie bislang bitter gehaßt hatten –, woraufhin sie ihnen silbernes und goldenes Geschmeide und Kleider gaben (2.Mose 12,35-6).

3. Er überführt der Sünde. Wenige scheinen zu verstehen, daß das Gewissen bei dem natürlichen Menschen untätig ist, bis es vom Geist aufgerüttelt wird. Als gefallene Kreatur, die durch und durch in die Sünde verliebt ist, leistet der Mensch Widerstand und wehrt sich gegen jegliche Überführung von der Sünde. „Mein Geist soll nicht ewiglich mit dem Menschen rechten, da er ja Fleisch ist“ (1.Mose 6,3, Elberf.): Der Mensch, weil er „Fleisch“ ist, würde nie die geringste Abneigung gegen irgendeine Ungerechtigkeit verspüren, es sei denn, der Geist belebte jene Überreste natürlichen Lichts, die in seiner Seele verblieben sind. Weil er „Fleisch“ ist, ist der gefallene Mensch verstockt gegen die Schuldigsprechungen des Geistes (Apg. 7,51), und er verbleibt in diesem Zustand, wenn er nicht zu neuem Leben erweckt und „Geist“ gemacht wird (Joh. 3,6).

4. Er erleuchtet. Was göttliche Dinge betrifft, ist der gefallene Mensch nicht nur ohne jegliches Licht, sondern er ist „Finsternis“ (Eph. 4,8). Er hat nicht mehr Einsicht in geistliche Dinge als die Tiere des Feldes. Das wird besonders am Zustand der Heiden deutlich. Wie nun läßt sich das Verständnis erklären, das sich im christlich geprägten Lebensraum bei Tausenden findet, die andererseits keinerlei Anschein geben, daß sie neue Geschöpfe in Christus Jesus sind? Sie sind vom Heiligen Geist erleuchtet worden (Hebr. 6,4). Viele sind (beruflich oder in der Schule) genötigt, sich biblischer Themen anzunehmen – wenn auch nur solcher, die keine Forderungen an ihr Gewissen oder Leben stellen; ja, viele haben sogar große Freude daran. Wie zu Christi Zeiten viele Menschen Gefallen daran fanden, Ihm bei Seinen Wundern zuzuschauen, es aber nicht ertragen könnten, wenn Er konsequente Forderungen an sie stellte, so ist auch heute vielen das Licht des Geistes angenehm, Seine Sündenaufdeckung hingegen äußerst lästig.
Wir haben uns mit einigen der allgemeinen, geringeren Wirkungen befaßt, die der Heilige Geist auf die Nicht-Erwählten, die nie zur rettenden Erkenntnis der Wahrheit gebracht werden, ausübt. Jetzt wollen wir Sein besonderes, errettendes Werk am Volk Gottes bedenken und dabei hauptsächlich die absolute Notwendigkeit desselben herausstellen. Es sollte dem christlichen Leser leichter fallen, die Absolutheit dieser Notwendigkeit zu begreifen, wenn ich hinzufüge, daß das gesamte Wirken des Geistes in den Auserwählten darin besteht, ihren Herzen Haß und Abscheu für die Sünde als solche und Liebe und Verlangen für die Heiligkeit als solche einzupflanzen. Das ist etwas, was keine menschliche Macht bewirken kann. Es ist etwas, was selbst die treueste Predigt nicht erzeugen kann; etwas, was das bloße Verbreiten und Lesen der Heiligen Schrift nicht vermittelt. Es ist ein göttliches Wunder der Gnade, das niemand außer Gott vollbringen kann.

Wenn allerdings die Menschen nicht durch und durch, sondern nur teilweise gefallene Kreaturen sind (wie es heute tatsächlich die große Mehrheit der Prediger und ihrer Zuhörer glauben, denen von Gott nie ihre eigene Verderbtheit als innerliche Erfahrung gezeigt wurde), wenn tief in ihr Herzen eigentlich alle Menschen Gott lieben, wenn sie natürlicherweise so gut sind, daß sie sich leicht überzeugen lassen, Christen zu werden, dann besteht keine Notwendigkeit, daß der Heilige Geist Seine Allmacht zum Einsatz bringt und etwas für sie tut, was sie keinesfalls für sich selbst tun können. Und weiter: Wenn „gerettet zu werden“ lediglich darin besteht, zu glauben, daß ich ein verlorener Sünder und auf dem Weg zur Hölle bin, und zu glauben, daß Gott mich liebt, daß Christus für mich starb und daß Er mich jetzt unter der einen Bedingung retten wird, daß ich „Ihn als meinen persönlichen Retter annehme“ und „auf sein vollendetes Werk vertraue“, dann bedarf es keiner übernatürlichen Kraftwirkungen des Heiligen Geistes, um mich dazu zu bewegen und zu befähigen, diese Bedingung zu erfüllen – Eigeninteresse motiviert mich, und es bedarf nur noch einer Entscheidung meines Willens.

Aber wenn andererseits alle Menschen Gott hassen (Joh. 15,23;25) und „Feindschaft gegen Gott“ (Röm. 8,7) ihr Denken bestimmt, so daß „keiner nach Gott fragt“ (Röm. 3,11), sondern jeder es mit aller Entschlossenheit vorzieht, seinen eigenen Lüsten und Begierden zu folgen; wenn, anstatt dem Guten zugeneigt zu sein, „das Herz der Menschen voll Begier ist, Böses zu tun“ (Pred. 8,11); und wenn auf das Angebot der Gnade Gottes und auf die großzügige Einladung, von ihr Gebrauch zu machen, „sie alle nacheinander anfangen, sich zu entschuldigen“ (Lk. 14,18) – dann ist es sehr offensichtlich, daß die unbesiegbare Macht und die verwandelnde Wirkungskraft des Geistes unbedingt benötigt werden, wenn das Herz eines Sünders gründlich verändert werden soll, so daß statt Auflehnung Gehorsam und statt Haß Liebe in ihm Raum gewinnt. Aus diesem Grund hat Christus gesagt: „Es kann niemand zu mir kommen, es sei denn, ihn ziehe (durch den Geist) der Vater, der mich gesandt hat“ (Joh. 6,44).
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Arthur W. Pink "Der Heilige Geist"9. Das Werk des Geistes

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9. Das Werk des Geistes

Und weiter: Wenn der Herr Jesus Christus hier auf die Erde kam, um die hohen Ansprüche Gottes aufzurichten und durchzusetzen, anstatt sie zurückzunehmen und außer Kraft zu setzen; wenn Er verkündete: „Wie eng ist die Pforte und wie schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind’s, die ihn finden!“, anstatt auf eine glatte, breite Straße zu weisen, auf der zu gehen jeder leicht finden würde; wenn die Errettung, die Er gebracht hat, eine Befreiung von Sünde und Selbstsucht, von Weltlichkeit und Befriedigung der Lüste des Fleisches ist, und wenn sie darin besteht, daß uns eine Natur geschenkt wird, die sich danach sehnt und fest entschlossen ist, zu Gottes Ehre zu leben und Ihm in allen Einzelheiten unseres gegenwärtigen Lebens zu gefallen – dann kann es keine zwei Meinungen darüber geben, daß niemand als der Geist Gottes ein echtes Verlangen nach einer solchen Errettung eingeben kann. Und wenn Er – anstatt „Christus annehmen“ und „auf Sein vollendetes Werk vertrauen“ die alleinigen Bedingungen unseres Heils sein zu lassen – von dem Sünder fordert, daß er die Waffen seines trotzigen Aufruhrs niederwirft, sich von jedem Götzen trennt, uneingeschränkt sich und sein Leben ausliefert und Ihn als seinen einzigen Herrn und Meister empfängt, dann kann nichts als ein Wunder der Gnade einen Gefangenen des Satans befähigen, solchen Anforderungen gerecht zu werden.

Gegen diese Aussagen könnte der Einwand erhoben werden, daß ein derartiger Haß, wie ich ihn geschildert habe, in den Herzen der großen Mehrheit unserer Mitmenschen nicht existiere: daß, wenn es auch ein paar Entartete gebe, die sich dem Teufel verschrieben haben, der Rest der Menschheit Gott gegenüber sehr wohl freundlich aufgeschlossen sei, wie aus den zahllosen Millionen ersichtlich sei, die in irgendeiner Weise einer Religion anhängen. Auf einen solchen Einwand erwidere ich: Tatsache ist, lieber Freund, das diejenigen, auf die du dich hier beziehst, sich in nahezu völliger Unkenntnis über den Gott der Bibel befinden: sie haben gehört, daß Er jeden liebt, allen Seinen Geschöpfen wohlwollend zugeneigt ist und daß Er so nachgiebig ist, daß Er im Gegenzug für ihre religiösen Übungen vor ihren Sünden beide Augen zudrückt. Es ist nur natürlich, daß sie einen solchen „Gott“ nicht hassen! Doch erzähl ihnen etwas vom Charakter des wahren Gottes: daß Er „alle Übeltäter haßt“ (Ps. 5,6), daß Er unerbittlich gerecht und unaussprechlich heilig ist, daß Er ein unumschränkter Souverän ist, der „sich erbarmt, wessen Er will, und verstockt, wen Er will“ (Röm. 9,18), so wird ihre Feindschaft gegen Ihn sehr bald offenbar werden – eine Feindschaft, die niemand als der Heilige Geist überwinden kann.

Es könnte wiederum der Einwand kommen, daß ganz im Gegensatz zu dem düsteren Bild, das hier geschildert wurde, die Mehrheit der Menschen sich sehr wohl nach Errettung sehnt und mehr oder weniger Bestrebungen zu ihrer Erlösung unternimmt. Dies will ich gern gelten lassen. Im menschlichen Herzen besteht ein Verlangen nach Befreiung vom Elend und eine Sehnsucht nach Glück und Sicherheit, und diejenigen, die unter die Predigt des Wortes Gottes kommen, sind natürlicherweise geneigt, vom zukünftigen Zorn erlöst zu werden, und wünschen sich die Gewißheit, daß der Himmel ihr ewiger Wohnort sein wird – wer wollte denn schon das ewige Feuer erleiden? Doch diese Sehnsucht und Neigung ist vereinbar und verträglich mit der größten Liebe zur Sünde und der ausgeprägtesten Abneigung des Herzens gegen jene Heiligung, ohne die niemand den Herrn sehen wird (Hebr. 12,14). Aber das, worauf sich dieser Einwand bezieht, ist etwas völlig anderes als das Verlangen nach dem Himmel unter Gottes Bedingungen und die Bereitschaft, den einzigen Weg zu gehen, der dorthin führt!
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Arthur W. Pink "Der Heilige Geist"9. Das Werk des Geistes

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9. Das Werk des Geistes

Der Selbsterhaltungstrieb ist stark genug, um viele Menschen zu motivieren, große Mühen und Bußübungen auf sich zu nehmen in der Hoffnung, dadurch der Hölle zu entkommen. Je stärker der Glaube der Menschen an die Wahrheit der göttlichen Offenbarung, je fester ihre Überzeugung, dass es einen Tag des Gerichts gibt, an dem sie vor ihrem Schöpfer erscheinen müssen und über all ihre Wünsche, Gedanken, Worte und Taten Rechenschaft ablegen müssen, umso ernsthafter und nüchterner wird ihr Denken sein. Wenn ihr Gewissen ihnen ihr missratenes Leben vor Augen führt, sind sie bereit, einen Neuanfang zu wagen; wenn sie zu der Gewissheit gelangen, dass Christus gleichsam als Feuerleiter bereitsteht und sie retten will, so sind Tausende, auch wenn ihre Herzen noch der Welt gehören, bereit, „an Ihn zu glauben“. Ja, so ist es bei sehr vielen Menschen, die dennoch den wahren Charakter des Erlösers hassen und das Heil, das Er bereitet hat, von ganzem Herzen zurückweisen. Dies ist etwas völlig anderes als die Sehnsucht einer unerneuerten Person nach Befreiung von Sünde und Selbst und nach jener Heiligung, die Christus für Sein Volk erkauft hat.

Überall begegnen wir Menschen, die Christus als ihren Erretter empfangen wollen, die aber ganz und gar nicht bereit sind, sich Ihm als ihrem Herrn auszuliefern. Sie hätten gern Seinen Frieden, aber Sein „Joch“, ohne welches Sein Friede nicht gefunden werden kann (Mt. 11,29), weisen sie zurück. Sie schätzen Seine Verheißungen, aber nach Seinen Geboten haben sie kein Verlangen. Sie verlassen sich auf Sein priesterliches Werk, beugen sich aber nicht unter Sein königliches Zepter. Sie glauben an einen „Christus“, der ihrem verderbten Geschmack und ihren sentimentalen Träumen entspricht, aber sie verachten und verwerfen den Christus Gottes. Wie die Menge im Evangelium, wollen sie Sein Brot und Seine Fische, aber an Seinen Lehren, die die Herzen prüfen, das Fleisch richten und die Sünde verdammen, haben sie kein Interesse. Sie billigen Ihn als den Arzt ihrer Leiber, doch als den Heiler ihrer verdorbenen Seelen wollen sie Ihn nicht. Und nichts als allein die wunderwirkende Kraft des Heiligen Geistes kann diese Grundeinstellung in einem Menschen verändern.

Nur weil das moderne Christentum ein so unangemessenes Verständnis von den furchtbaren, umfassenden Auswirkungen des Sündenfalls hat, wird die unbedingte Notwendigkeit der übernatürlichen Kraft des Heiligen Geistes heute so wenig erkannt. Weil solche falschen Konzepte von der menschlichen Verderbtheit heute so weit verbreitet sind, meint man fast überall, dass es zur Bekehrung der halben Stadt ausreicht, wenn man einen bekannten Evangelisten oder beliebten Sänger einlädt. Und der Grund, weshalb sich so wenige der furchtbaren Tiefe der menschlichen Verderbtheit, der schrecklichen Feindschaft des fleischlichen Sinnes gegen Gott und des angeborenen, eingefleischten Hasses gegen Ihn bewusst sind, liegt darin, dass Sein wahrer Charakter so selten von der Kanzel verkündigt wird. Würden die Prediger die gleiche Botschaft verkünden wie Jeremia in seiner entarteten Generation oder auch wie Johannes der Täufer, so könnten sie bald feststellen, wie ihre Zuhörer wirklich zu Gott hingezogen würden; und dann würde ihnen klar werden, dass, es sei denn, der Heilige Geist begleitete ihre Predigt, sie ebenso gut schweigen könnten.
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Arthur W. Pink "Der Heilige Geist"10. Der Heilige Geist wirkt die Neugeburt

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10.Der Heilige Geist wirkt die Neugeburt

Die absolute Notwendigkeit für die neu schaffende Wirkungskraft des Heiligen Geistes bei der Bekehrung des Sünders zu Gott ergibt sich aus seiner völligen Verderbtheit. Der gefallene Mensch besitzt nicht im geringsten Maße richtige Anlagen und Grundsätze, die ihn zu heiligem Handeln anregen könnten; ja, er untersteht völlig einer gegenteiligen Veranlagung: in ihm ist keine richtige Herzenshaltung, sondern jede Regung seines Willens ist korrupt und sündig. Wäre das nicht der Fall, so hätte er es nicht nötig, von neuem geboren und zu „einer neuen Schöpfung“ gemacht zu werden. Wenn der Sünder nicht völlig verderbt wäre, würde er sich ohne übernatürliche Kraftwirkung des Geistes dem Herrn Christus unterwerfen; aber der gefallene Mensch ist so vollständig in der Verderbtheit versunken, daß er nicht das leiseste wirkliche Verlangen nach Gott hat, sondern von Feindschaft gegen Ihn erfüllt ist (Röm. 8,7). Deshalb bezeugt die Schrift, daß er „tot durch [seine] Übertretungen und Sünden“ ist (Eph. 2,1).

„Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, denen, die an seinen Namen glauben, die nicht aus dem Blut noch aus dem Willen des Fleisches noch aus dem Willen des Mannes, sondern von Gott geboren sind“ (Joh. 1,12-13). Letzterer Vers legt den ersteren aus. Dort wird eine Erklärung geliefert, weshalb jemals ein gefallener Nachkomme Adams Christus als seinen Herrn und Meister geistlich empfangen und errettend an Seinen Namen glauben kann.
Erstens, es geschieht nicht deshalb, weil Gnade sich im Blut vererbt wie die Juden meinten. Heiligkeit wird nicht vom Vater auf den Sohn übertragen. Das Kind der frömmsten Eltern ist von Natur aus gleichermaßen verdorben und ebenso weit von Gott entfernt wie die Nachkommen der Ungläubigen. Zweitens, es geschieht nicht aufgrund einer natürlichen Willigkeit – wie die Arminianer behaupten: „noch aus dem Willen des Fleisches“ bezieht sich auf den Menschen in seinem natürlichen, verderbten Zustand. Er wird nicht durch einen Instinkt, eine Wahl oder eine Anstrengung seinerseits erneuert; er trägt durch keinerlei persönliches Bemühen dazu bei, daß er von neuem geboren wird; auch kooperiert er nicht im geringsten Grade mit der bewirkenden Ursache: im Gegenteil, jede Neigung seines Herzens, jede Ausübung seines Willens stehen in direktem Widerspruch dazu.

Drittens, die neue Geburt wird nicht durch die Macht und den Einfluß anderer zustande gebracht. Kein Sünder ist je durch die Überredungskunst eines Predigers oder Missionars wiedergeboren worden. Seien sie noch so fromm und weise, seien sie noch so ernsthaft und fleißig bemüht, andere zur Heiligung zu bringen, so bringen sie doch in keiner Weise die gewünschte Wirkung hervor.
„Wenn alle Engel und Heiligen im Himmel und alle Gottesfürchtigen auf Erden ihr Wollen und Bemühen vereinten und gemeinsam all ihre Kräfte einsetzten, um einen Sünder zu erneuern, so könnten sie es dennoch nicht bewirken; ja, sie könnten gar nichts dafür tun. Es ist ein Ziel, das unendlich jenseits endlicher Weisheit und Macht liegt: 1.Kor. 3,6-7“ (S. Hopkins).

„You may listen to the preacher
God’s own truth be clearly shown,
But you need a greater teacher
From the everlasting Throne;
Application is the work of God alone.“

Bei der Neugeburt ist einer der Auserwählten Gottes die Zielperson, und der Geist Gottes ist der allein Handelnde. Die Zielperson der neuen Geburt ist ganz und gar passiv: sie handelt nicht, sondern an ihr wird gehandelt. Das souveräne Werk des Geistes in der Seele geht allen heiligen Übungen des Herzens voraus – wie z. B. der Trauer über die Sünde, dem Glauben an Christus, der Liebe zu Gott. Diese große Verwandlung erfolgt trotz des Widerstandes des natürlichen Herzens gegen Gott: „So liegt es nun nicht an jemandes Wollen oder Laufen, sondern an Gottes Erbarmen“ (Röm. 9,16). Sie ist nicht ein stufenweiser Prozess über einen längeren Zeitraum, sondern geschieht plötzlich und unmittelbar: In einem Augenblick geht die auserwählte Zielperson vom Tod zum Leben über.
Zuletzt geändert von Joschie am 17.08.2023 10:16, insgesamt 1-mal geändert.
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Arthur W. Pink "Der Heilige Geist"10.Der Heilige Geist wirkt die Neugeburt

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10.Der Heilige Geist wirkt die Neugeburt

In der Neugeburt vermittelt der Geist wirkliches, neues, unsterbliches Leben; nicht ein Leben, wie es von dem ersten Adam ererbt worden war, der „eine lebendige Seele“ war, sondern ein solches, wie es von dem letzten Adam stammt, der „ein Geist wurde, der lebendig macht“ (1.Kor. 15,45). Die neue Schöpfung, die genauso real ist wie die alte, unterscheidet sich grundlegend von ihr; jene war eine ursprüngliche, primäre Schöpfung aus dem Staub der Erde, der durch das Wort der göttlichen Macht zum Menschen wurde; diese ist die Neuschöpfung eines tatsächlichen, bereits existenten Menschen – gefallen und verderbt, und dennoch vernunftbegabt und verantwortlich – in einen Erben Gottes und Miterben Christi. Das Ergebnis ist ein „neuer Mensch“ – es ist dieselbe Person wie vorher, jedoch „erneuert“.

„Die Neugeburt besteht darin, daß durch die Kraft des Heiligen Geistes ein neues, geistliches, übernatürliches Lebensprinzip, eine neue Beschaffenheit der Gnade in die Seele, den Verstand, den Willen und die Gefühle eingepflanzt wird, wodurch diejenigen, in welchen dies geschieht, zu geistlichem, übernatürlichem, lebendigem Handeln und zu geistlichem Gehorsam geneigt und befähigt werden“ (John Owen).

Es werden keine neuen Fähigkeiten erschaffen, sondern die Seele wird dahingehend verändert, daß sie geistlich, für Gott empfänglich und dadurch befähigt wird, Gottes Gegenwart zu genießen und mit Ihm Gemeinschaft zu haben. Die Neugeburt besteht in einer radikalen Verwandlung des Herzens, denn es wird ihm eine neue Wesensveranlagung als Grundlage allen heiligen Handelns eingepflanzt; der Denksinn wird erneuert, die Gefühlswelt auf eine neue Ebene gehoben und der Wille von den Fesseln der Sünde befreit. Die Folge ist, daß der von neuem Geborene geistliche Dinge liebt, weil sie geistlich sind, und geistliche Segnungen aufgrund der Tatsache wertschätzt, daß sie rein geistlich sind.

Beeinflusst durch eine gewisse Lehrrichtung von „den zwei Naturen im Christen“, haben vielleicht einige Leser Probleme mit meiner Aussage, daß bei der Wiedergeburt keine neuen Fähigkeiten erschaffen werden und daß die Seele im wesentlichen dieselbe bleibt wie vorher. Ja nicht einmal im verherrlichten Zustand werden zur Grundstruktur des Menschen irgendwelche Hinzufügungen gemacht werden, wenn auch dann seine Fähigkeiten vollständig von ihren Fesseln befreit, weiter bereichert und auf eine neue Ebene erhoben sein werden. Vielleicht läßt sich dieser Punkt leichter begreifen, wenn ich ihn durch eine erstaunliche Begebenheit veranschauliche, die in 2.Könige 6,17 berichtet wird: „Und Elisa betete und sprach: Herr, öffne mir die Augen, daß ich sehe! Da öffnete der Herr dem Diener die Augen, und er sah, und siehe, da war der Berg voll feuriger Rosse und Wagen um Elisa her.“

Elisas Diener wurden keine neuen Fähigkeiten vermittelt, sondern die Kräfte seines Sehorgans wurden so erweitert, daß er jetzt in der Lage war, Gegenstände zu sehen, die für ihn zuvor unsichtbar waren. So ist es bei der Neugeburt mit unserem Verständnis: Der Denk sinn ist (abstrakt gesehen) im unerneuerten Menschen derselbe wie im erneuerten, aber im Falle des letzteren hat der Geist ihn so belebt, daß er nun in der Lage ist, geistliche Objekte wahrzunehmen und auf sie zu reagieren. Diese neue visuelle Kraft, mit der das Verständnis bei der Neugeburt ausgerüstet wird, ist eine Eigenschaft, die den ursprünglichen Fähigkeiten hinzugefügt wird. Da dies ein wichtiger Punkt ist, den allerdings manche schwer verständlich finden, werde ich ein wenig näher darauf eingehen.
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Lesung aus Arthur W. Pink "Der Heilige Geist"10.Der Heilige Geist wirkt die Neugeburt

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10.Der Heilige Geist wirkt die Neugeburt

Das leibliche Auge des Heiligen wird nach der Auferstehung veredelt, so daß es Engel sehen kann (die jetzt unsichtbar sind), und deshalb kann es zu Recht ein neues Auge, ja ein geistliches Auge genannt werden – ebenso wie der Leib ein „geistlicher Leib“ sein wird (1.Kor. 15,44) – jedoch diese Verwandlung wird nur die Hinzufügung neuer geistlicher Eigenschaften für das Auge (und den ganzen Leib) zur Wahrnehmung geistlicher Objekte beinhalten. In gleicher Weise ist das ganze Wesen eines von neuem Geborenen so geistlich geworden oder mit „Geist“ ausgerüstet (Joh. 3,6) worden, daß es ein „neuer Mensch“, ein „geistlicher“ Mensch genannt werden kann; nichtsdestoweniger handelt es sich aber nur um den „erneuerten“ ursprünglichen Menschen, und nicht um die Erschaffung eines neuen Wesens.

Nach der Neugeburt erscheinen die Dinge in einem gänzlich neuen Licht, und das Herz empfindet in einer völlig neuen Weise. Gott wird als die Summe aller Vollkommenheit gesehen. Die Vernünftigkeit und Geistlichkeit Seines Gesetzes wird so wahrgenommen, daß das Herz ihm seine Zustimmung gibt. Die unendliche Boshaftigkeit der Sünde wird erkannt. Der von neuem Geborene richtet, verurteilt und verabscheut sich selbst, und es verwundert ihn, daß er nicht schon lange zuvor in die Hölle geworfen wurde. Er staunt über die Gnade Gottes, der Christus für einen solchen Sünder in den Tod gab. Gedrängt durch die Liebe Christi, sagt er nun den Wegen der Sünde ab und weiht sein Leben dem Dienst Gottes. Hieran können wir entdecken, worauf es ankommt, wenn Menschen feststellen wollen, ob sie von neuem geboren sind, nämlich auf die Regungen ihres Herzens und deren Einfluß und Auswirkungen auf ihren Lebenswandel.

Ich habe aufgezeigt, daß bei der Neugeburt die Fähigkeiten der Seele geistlich gesteigert werden, indem die Gnade ihnen neue Kraft verleiht und sie in die Lage versetzt, geistliche Handlungen zu verrichten. Bei der neuen Geburt vermittelt der Heilige Geist Prinzipien geistlichen Lebens, wodurch die Seele befähigt wird, als übernatürlich wirkendes Wesen zu handeln und übernatürliche Werke hervorzubringen. Die Notwendigkeit hierfür sollte offensichtlich sein; Gott und Christus, wie sie im Evangelium offenbart werden, stehen als übernatürliche Personen in keinem Verhältnis zu den natürlichen Fähigkeiten und Kräften der Seele – das Mißverhältnis entspricht nicht nur dem des Auges einer Fledermaus gegenüber der Sonne, sondern dem des Auges eines vollständig Blinden gegenüber der Sonne. Somit besteht eine noch größere Notwendigkeit für die Seele, neue Prinzipien und Kräfte zu empfangen, um heilig und geistlich zu handeln, als sie in der ersten Schöpfung bestand, um natürlich zu handeln.

Heiligung des Herzens ist die eigentliche, letztendliche Geburt, die in der Erneuerung bewirkt wird; denn uns der göttlichen Heiligkeit teilhaftig zu machen, ist die Summe und der ganze Umfang Seiner gnädigen Absicht mit uns, sowohl in Seiner Erwählung (Eph. 1,4), als auch in all Seinem anschließenden Handeln (Hebr. 12,10) – „Heiligung, ohne die niemand den Herrn sehen wird“ (Hebr. 12,14). Nicht, daß endliche Geschöpfe jemals Teilhaber der wesensmäßigen Heiligkeit werden, die in Gott ist, sei es durch Zurechnung oder, noch viel weniger, durch echte Verwandlung. Wir können ihrer in keiner anderen Weise teilhaftig werden als nach ihrem Ebenbild – „nach Gott geschaffen in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit“ (Eph. 4,24); „nach dem Ebenbild dessen, der ihn geschaffen hat“ (Kol. 3,10).

Die Neugeburt ist die erste Enthüllung und Offenbarwerdung der Erwählung und Erlösung gegenüber den Personen, für die sie bestimmt sind: „Als aber erschien die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes, unseres Heilandes“ (Titus 3,4); und wie und wann erschien sie? „[Er] machte uns selig ... nach seiner Barmherzigkeit – durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung im Heiligen Geist“ (V. 5).
Gottes Liebe war von Ewigkeit her wie ein großer Strom gleichsam unterirdisch geflossen; und als Christus kam, führte der Verlauf dieses Stromes durch Sein Herz, durch welches er verborgen floß, als Er am Kreuz die Namen derer trug, die Gott Ihm gegeben hatte; uns aber und unserer Erkenntnis war er noch immer verborgen. Sein erstes Hervorbrechen an die Oberfläche, sein besonderes Erscheinen in und an den betreffenden Personen, geschieht, wenn sie bekehrt werden; dieses Ereignis gleicht der ersten Öffnung einer Quelle (T. Goodwin)
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Lesung aus Arthur W. Pink "Der Heilige Geist"10.Der Heilige Geist wirkt die Neugeburt

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10.Der Heilige Geist wirkt die Neugeburt

In unserer Neugeburt wird eine großartige Darstellung der Kraft Gottes sichtbar; ja, die „überschwängliche Größe“ derselben, die nicht geringer ist als diejenige, die Christus von den Toten auferweckt hat (Eph. 1,19-20). Weil das Werk der Neugeburt so oft und jeweils so plötzlich geschieht (wie an dem sterbenden Schächer am Kreuz und an Paulus ersichtlich ist) und weil es oft (scheinbar) durch ein paar Worte eines schwachen, sterblichen Menschen zu einem anderen geschieht, neigen wir dazu, das allmächtige Wirken des Heiligen Geistes bei seiner Durchführung zu übersehen. Der Geist verhüllt gnädig die überschwängliche Größe Seiner Kraft, mit der Er in den Herzen der Sünder wirkt, indem Er so liebliche Beweggründe, so behutsame Reizmittel einsetzt „mit Banden zieht, wie sie für Menschen passen“ (Hos. 11,4) , daß Seine Macht von uns nicht gebührend wahrgenommen, anerkannt und angebetet wird.
Das Wunder der Neugeburt besteht darin, daß eine Seele vom geistlichen Tod zum geistlichen Leben gebracht wird.
Sie ist eine neue Schöpfung, aus dem Nichts hervorgebracht. Darüber hinaus ist die neue Schöpfung ein weitaus größeres Wunder als die alte: in der ersten Schöpfung waren keine Widerstände zu überwinden, doch in der neuen sind alle Mächte der Sünde und des Satans dagegen gerichtet. Neugeburt ist nicht wie die Verwandlung von Wasser in Wein, sondern von einem Extrem in das entgegengesetzte Extrem – von Herzen aus Stein in Fleisch (Hes. 36,26), oder von Wölfen in Lämmer (Jes. 11,6). Dies ist größer als jedes Wunder, das Christus auf Erden gezeigt hat, und deshalb hat Er zu Seinen Aposteln gesagt, daß sie, unter der mächtigen Salbung des Heiligen Geistes, „größere Werke“ tun würden, als Er sie getan hat (Joh. 14,12).

Wenn der Geist in einer Seele die Neugeburt bewirkt, ist dies nicht nur eine wunderbare Darstellung Seiner Kraft, sondern auch eine herrliche Offenbarung Seiner Liebe. In der Ausübung Seines gnädigen Amtes an Gottes Auserwählten und in Seinem Werk in ihnen beweist der Heilige Geist, daß Seine Liebe zu den Erben der Herrlichkeit unaussprechlich und unbegreiflich groß ist. Die Hauptaufgabe des Geistes besteht darin, unsere Seelen zu Gott hin lebendig zu machen, sie das Handeln des Vaters und des Sohnes in dem ewigen Bund begreifen zu lassen und ihnen geistliche Prinzipien einzupflanzen, die es ihnen ermöglichen, sich Gottes zu erfreuen und mit Ihm Gemeinschaft zu haben, und insofern ist Seine Aufgabe inwendig. So kommt es, da Sein Wirken in uns geschieht, daß wir Ihn leichter übersehen und dazu neigen, Ihm nicht die Ehre zu geben, die Ihm in besonderer Weise gebührt; daher versäumen wir es, Ihn für das Werk der Gnade, das Er in uns tut, zu preisen und anzubeten.

So ergeht es allen Gläubigen: sie finden es leichter, an die Liebe Christi zu denken, oder an die Liebe des Vaters, der uns Christus geschenkt hat, als ihren Geist darin zu üben, sich in seelenerwärmender und herzerquickender Weise auf die Liebe und Barmherzigkeit des Heiligen Geistes und auf Sein Wohlgefallen, das Er an ihnen hat, zu besinnen. Dabei stammt doch alles, was sie wirklich von der Liebe des Vaters durch den Glauben an das vollendete Werk des Sohnes wissen und genießen, gänzlich von der innerlichen Unterweisung und dem übernatürlichen Einfluß des ewigen Geistes. Unser Unvermögen, dies zu erkennen, zeigt sich deutlich in unserem Versäumnis, Ihm die besondere Ehre zu geben, die Ihm als Person der Gottheit als Gott und Herrn gebührt.
„Denn Gott hat uns nicht bestimmt zum Zorn, sondern dazu, das Heil zu erlangen durch unsern Herrn Jesus Christus, der für uns gestorben ist, damit, ob wir wachen oder schlafen, wir zugleich mit ihm leben“ (1.Thess. 5,9-10): Aber die Bestimmung des Vaters und die Erlösung des Sohnes mit all ihren unaussprechlichen Segnungen blieben uns für einen bestimmten Zeitraum völlig unbekannt. In ihrem gefallenen, sündigen, schuldigen Stand waren die Christen „tot in Übertretungen und Sünden“ und ohne Hoffnung. Sie aus diesem Stand herauszubringen und vom Tode in Sünden in ein Leben der Gerechtigkeit zu erheben, ist das große, erhabene Werk, das dem Heiligen Geist vorbehalten ist, um dadurch Seine Liebe für sie darzustellen und zu offenbaren.

Der Heilige Geist ist zutiefst vertraut mit der gegenwärtigen und ewigen Kraft und Wirksamkeit der Person und des Werkes Immanuels, mit der Absicht Seines Herzens, als Er Seine Seele zum Sühneopfer für Sünde machte, sowie mit dem Wohlgefallen Jehovas, des Vaters, der dieses Opfer in ewigem Gedächtnis hält. Da der Vater und der Sohn die Offenbarmachung und Anwendung dieser großen Erlösung an allen Erwählten dem Heiligen Geist anvertraut haben, gefällt es Ihm aus dem Reichtum Seiner freien, souveränen Gnade, zum rechten Zeitpunkt in allen Erben der Herrlichkeit wirksam zu werden. Und wie Christus nur einmal starb – Sein Tod war ausreichend für jedes Ziel, das dadurch erreicht werden sollte –, so erlangt der Heilige Geist durch einen Eingriff in die Seele das gewünschte Ziel, indem Er eine geistliche Geburt schafft und den Stand des betreffenden Menschen ein für allemal verändert, so daß die von neuem Geborenen aus der Macht des Todes herausgebracht und befreit und in das Reich des lieben Sohnes Gottes versetzt sind. Ohne diese geistliche Geburt können wir geistliche Dinge und himmlische Segnungen nicht in ihrem wahren Wert und in all ihrer Vortrefflichkeit sehen.

Die Wirkung der neuen Geburt ist die, daß der von neuem geborene Mensch geistliche Dinge liebt, weil sie geistlich sind, und daß er geistliche Segnungen aufgrund der Tatsache zu schätzen weiß, daß sie rein geistlicher Natur sind. Die Quelle des Lebens, die von Christus ausgeht, kommt in sein Herz und ist fortan die Quelle all seines geistlichen Lebens, die Wurzel all seiner Tugenden, der fortwährende Ursprung jedes göttlichen Prinzips, das in ihm lebt. Wie Christus sagt: „Wer aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm geben werde, den wird in Ewigkeit nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm eine Quelle des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt“ (Joh. 4,14). Diese Neugeburt macht die Auserwählten mit den Freuden bekannt, die der geistlichen Welt vorbehalten sind, und sie bedeutet die große Veränderung ihres Standes vor Gott, die für alle Ewigkeit gilt. All unsere Tauglichkeit für den himmlischen Stand wird bei unserer Neugeburt bewirkt (Kol. 1,12-13). Die Neugeburt ist ein und dieselbe bei allen Heiligen. Bei ihr gibt es kein Wachstum und keine Verminderung. Alle Gnade und Heiligkeit wird in ihr durch den Geist mitgeteilt; Sein anschließendes Werk besteht nur darin, das Mitgeteilte zur praktischen Ausübung zu bringen.
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

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Joschie
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Lesung aus Arthur W. Pink "Der Heilige Geist"11.Der Geist macht lebendig

Beitrag von Joschie »

11.Der Geist macht lebendig

Ich werde mich bei der Behandlung dieses Themas auf das ursprüngliche, anfängliche Handeln des Geistes in den Auserwählten Gottes beschränken. Verschiedene Autoren haben den Begriff „Neugeburt“ mit unterschiedlicher Bedeutungsbreite benutzt: Manche begrenzten ihn auf einen einzelnen Akt, andere schlossen den gesamten Prozeß ein, durch den ein Mensch zum bewußten Kind Gottes wird. Diese lockere Anwendung der Begriffe hat einer gedanklichen Genauigkeit im Wege gestanden und für beträchtliche Verwirrung gesorgt, weil Dinge durcheinandergebracht wurden, die, wenn auch eng verknüpft, dennoch deutlich zu unterscheiden sind. Und nicht nur gedankliche Verwirrung war die Folge, sondern es haben sich auch ernste Spaltungen zwischen bekennenden Christen daraus ergeben. Meines Erachtens hätte sich vieles, wenn nicht alles vermeiden lassen, wenn die Theologen klar und deutlich unterschieden hätten zwischen dem Prinzip der Gnade (oder: des geistlichen Lebens), das der Geist am Anfang in die Seele einpflanzt, und Seiner praktischen Umsetzung dieses Prinzips, die sich anschließend vollzieht.

In früheren Jahren war mir selbst die Unterscheidung nicht bewußt, die in Joh. 6,63 und 1.Petr. 1,23 aufgezeigt wird: Ersterer Vers bezieht sich auf den ursprünglichen Akt des Geistes bei der „Lebendigmachung“ der geistlich toten Seele, während der letztere die anschließende „Geburt“ derselben im Blickfeld hat. Wenn ich auch gern eingestehe, daß der Ursprung der „neuen Schöpfung“ in einem undurchdringlichen Mysterium verborgen bleibt, so dürfen wir doch sicher sein, daß Leben der Geburt vorausgeht. Die natürliche und die geistliche Geburt verlaufen nach genau demselben Muster: Das ist zwangsläufig so, denn Gott ist der Urheber von beiden, und Er hat es so verordnet, daß die erstere eine Vorschattung der letzteren sein sollte. Geburt ist weder die Ursache noch der Beginn des eigentlichen Lebens: Sie ist die Manifestation des Lebens, das bereits existiert; bevor das Kind aus dem Leib herauskommen kann, hat eine göttliche „Lebendigmachung“ stattgefunden. In gleicher Weise macht der Heilige Geist die Seele lebendig, gibt geistliches Leben in sie hinein, bevor der Mensch durch das Wort Gottes „hervorgebracht“ (wie es in Jak. 1,18 wörtlich heißt) und „wiedergeboren“ wird (1.Petr. 1,23).

Jak. 1,18, 1.Petr. 1,23 und parallele Schriftstellen beziehen sich nicht auf die ursprüngliche Mitteilung geistlichen Lebens an die Seele, sondern vielmehr darauf, daß wir durch das Wort der Wahrheit die Fähigkeit empfangen, aus diesem neuen Leben heraus zu handeln, und dazu bewegt werden, Gott zu lieben und Ihm zu gehorchen; dies setzt voraus, daß ein Prinzip der Gnade bereits im Herzen eingepflanzt ist. In Seinem Werk der Erleuchtung, der Schuldüberführung, der Bekehrung und der Heiligung benutzt der Geist das Wort als Mittel, aber in Seinem ursprünglichen Werk der „Lebendigmachung“ setzt Er keine Mittel ein, sondern wirkt unmittelbar und direkt auf die Seele ein. Zunächst kommt „eine neue Schöpfung“ (2.Kor. 5,17; Eph. 2,10), und dann wird die „neue Kreatur“ in der Praxis ausgeformt. Glaube und alle anderen Gnadengaben werden in uns vom Geist unter Mitwirkung des Wortes geschaffen, nicht aber das Prinzip des Lebens und der Gnade, aus welchem diese Gnadengaben hervorgehen.

In Seinem Werk der „Lebendigmachung“, womit ich die ursprüngliche Mitteilung geistlichen Lebens an die Seele meine, handelt der Geist unmittelbar inwendig, und nicht, indem Er eine äußerliche Kraft zur Anwendung bringt. Die Schaffung neuen Lebens ist ein direkter Eingriff des Geistes ohne den Gebrauch irgendeines Werkzeugs: Das Wort wird von Ihm benutzt, um das ursprünglich mitgeteilte Leben zur Ausführung zu bringen.

„Wiedergeburt ist eine direkte Einwirkung des Heiligen Geistes auf den menschlichen Geist. Sie ist das Handeln von Geist zu Geist, von einer göttlichen Person an einer menschlichen Person, wodurch geistliches Leben mitgeteilt wird. Deshalb kann nichts, was als Mittel oder Werkzeug bezeichnet werden könnte, zwischen den Heiligen Geist und die Seele, die lebendig gemacht wird, treten. Gott hat kein Mittel oder Werkzeug eingesetzt, als Er Adams Leib physisches Leben eingab. Damals gab es nur zwei Faktoren: Den Staub des Bodens und die schöpferische Kraft Gottes, der den Staub lebendig machte. Die göttliche Allmacht und tote Materie wurden in direkten Kontakt gebracht; nichts stand dazwischen. Der Staub war nicht das Mittel oder Werkzeug, mit dessen Hilfe Gott Leben schuf. Ebenso gibt es auch bei der Wiedergeburt nur zwei Faktoren: die menschliche Seele, die ohne geistliches Leben ist, und den Heiligen Geist, der sie lebendig macht.
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

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