Ich beschäftige mich auch mit dem Thema.
Was den biblischen Text angeht, gibt es folgende Besonderheiten:
1. Es scheint so, als ob das Licht vor den Himmelskörpern erschaffen wurde.
2. Über den vierten Tag heißt es:
Und Gott sprach: Es sollen Lichter an der Wölbung des Himmels werden, um zu scheiden zwischen Tag und Nacht, und sie sollen dienen als Zeichen und zur Bestimmung von Zeiten und Tagen und Jahren;
Manche sagen deshalb, es könne vor dem vierten Tag überhaupt nicht von den 24h Tagen die Rede sein, weil diese Tage ja erst am vierten Tag eingeführt wurden.
2. Das hebräische Wort für Tag kann einen 24h-Tag, die helle Tageszeit oder einen längeren Zeitraum bezeichnen. Beispielsweise wird gleich in 1. Mose 1,5 gesagt:
Und Gott nannte das Licht Tag, und die Finsternis nannte er Nacht. Und es wurde Abend, und es wurde Morgen: ein Tag.
oder in 1. Mose 2,4f
Dies ist die Entstehungsgeschichte des Himmels und der Erde, als sie geschaffen wurden. An dem Tag, als Gott, der HERR, Erde und Himmel machte - noch war all das Gesträuch des Feldes nicht auf der Erde, und noch war all das Kraut des Feldes nicht gesprosst, denn Gott, der HERR, hatte es noch nicht auf die Erde regnen lassen, und noch gab es keinen Menschen, den Erdboden zu bebauen;
3. Beim siebenten Tag fehlt die Phrase "es wurde Abend, und es wurde Morgen"
4. In 3. Mose 25,1-4 heißt es
Und der HERR redete auf dem Berg Sinai zu Mose: 2 Rede zu den Söhnen Israel und sage zu ihnen: Wenn ihr in das Land kommt, das ich euch geben werde, dann soll das Land dem HERRN einen Sabbat feiern. 3 Sechs Jahre sollst du dein Feld besäen und sechs Jahre deinen Weinberg beschneiden und den Ertrag des Landes einsammeln. 4 Aber im siebten Jahr soll ein ganz feierlicher Sabbat für das Land sein; ein Sabbat dem HERRN
Manche sagen, dass die sechs Schöpfungstage ein eher undefiniertes Schema sind, welches sowohl in der 6-Tage-Woche, aber auch in einem 6-Jahre-Feldarbeitszyklus Anwendung findet, sodass die sechs Schöpfungstage nicht unbedingt 6 24h-Tagen entsprechen müssten, sondern nur eine Sequenz unbestimmter Länge wiedergeben.
Die Hauptfrage ist nicht, ob die meisten Leute bisher unter den 6 Tagen 6 24h-Tage verstanden haben, sondern ob einem der Text das aufzwingt. Ich denke, man kann die wissenschaftlichen Daten nicht einfach ignorieren und sollte sich auch darum kümmern, diese richtig einzuordnen, wenn man hier einen Standpunkt gegenüber anderen Christen, aber auch nicht-Christen vertreten will.
Vergleich:
Damals redete Josua zum HERRN, und zwar an dem Tag, als der HERR die Amoriter vor den Söhnen Israel dahingab, und sagte vor den Augen Israels: Sonne, stehe still zu Gibeon, und Mond, im Tal Ajalon! 13 Da stand die Sonne still, und der Mond blieb stehen, bis das Volk sich an seinen Feinden gerächt hatte
Ich kann kein hebräisch, aber ich vermute, dass die hebräischen Worte hier eindeutig davon reden, dass die Sonne still stand und ich behaupte einfach mal, dass die meisten Menschen damals (inkl. Josua) geglaubt haben, dass sich die Sonne um die Erde dreht (würde ich ja auch glauben, wenn ich damals gelebt hätte). Mit dem Wissen, was wir heute haben legen wir den Vers aber nicht so aus, dass er gegen die Daten spricht (obwohl das das natürliche Verständnis wäre), sondern wir sagen, es ginge hier nur um den optischen Eindruck und nicht um einen naturwissenschaftlichen Bericht und ich denke, das kann man auch so machen. Jetzt ist halt die Frage, ob man das gleiche Schema nicht auch in 1. Mose anwenden kann...
Das ist so ungefähr der theologische Stand der Dinge, auf dem ich bei diesem Thema bin.
@albra
Wer nicht an die 6 Schöpfungstage glaubt, der gaubt dann an die Evolution. Ein etwas dazwischen kann es nicht geben.
Das stimmt nur, wenn du mit "6 Schöpfungstage" nicht 6 24h-Tage meinst, denn es gibt Leute, die für die 6 Tage 6 längere Zeiträume annehmen und Evolution ausschließen.