Joschie hat geschrieben:Ich befasse mich schon längere Zeit mit Kirchengeschichte.
Lieber Joschie, dein letzter Beitrag zu diesem Thema liegt fast 2 Jahre zurück. Ist dir das Thema nach wie vor wichtig? Kirchengeschichte ist sicherlich ein interessantes Thema und hilft manches zu verstehen - wie z.B. zurzeit Jesu das Verhalten der Juden -, das informiert sein über die Kirchengeschichte ist aber für mein eigenes Glaubensverständnis dennoch zweitrangig. Gottes Wort ist das gleiche wie zu allen Zeiten, und Gott redet heute genauso wie vor 2000 oder vor 500 Jahren. Die Reformatoren beispielsweise waren sehr von Gott gebrauchte Menschen, um die Gläubigen aus der Umklammerung der katholischen Kirche zu befreien, allerdings muss die
Reformation, lat. Wiederherstellung, Erneuerung; Verbesserung, Umgestaltung,
weitergehen und da sind die Kirchen der Reformation leider längst auf dem Weg zurück. Das, wofür viele gestorben sind, ist heutzutage vielfach nicht mehr so wichtig.
Nichts gegen Kirchengeschichte, aber dann indem alles anhand des Wortes Gottes geprüft wird und die Erkenntnisse von damals nicht als ausschlaggebend gesehen werden.
Auch die Reformatoren hatten damals nicht alles erkannt, deswegen hat der Herr weiter gewirkt und insbesondere im 20 Jahrhundert den Gläubigen wieder die Erfahrung der Geistesgaben in reichem Masse geschenkt, was allerdings von vielen Missbraucht und von anderen im Gegenzug generell abgelehnt wurde.
Bei aller Liebe zu dem Werk des Herrn in den vergangenen Jahrhunderten, wir dürfen nicht vernachlässigen am Wort Gottes zu bleiben. Und gerade dort, wo man sich in einem kirchlichen Umfeld befindet (Lutheraner, Calvinisten, Methodisten, <Freikirchen>), sich fragen, ob man etwa manche Glaubensüberzeugung ungeprüft übernommen hat.
Ich bin davon überzeugt, dass das kirchliche Umfeld in dem man aufwächst, auch in geistlichen Dingen einen starken Einfluss auf die Gläubigen ausübt, ohne dass es unbedingt biblisch ist (siehe Verständnis über Taufe, Abendmahl, Prädestination, Gemeindeverständnis, Geistesgaben, usw.).
Manchmal denke ich, wie gut wäre es, wenn Gott ohne Vorbelastungen anfangen könnte uns die Bibel zu erklären. Aber es würde nur kurze Zeit andauern, denn schnell würden Menschen wieder ihre eigenen Überlegungen dazu bringen und die Lehre der Schrift verfälschen.
Ich war am Anfang meines Glaubens in einer Gemeinde, wo man die Glaubenstaufe lehrt. Für diese Überzeugung sind Menschen in der Zeit der sogenannten Wiedertäufer in den Tod gegangen.
Wie traurig ist es daher, wenn solche Gemeinden sich in der Ökumene zusammenschließen und die Kindertaufe akzeptieren.
Mich würde sehr interessieren, ob beispielsweise Spurgeon in einem starken calvinistischen Umfeld aufgewachsen ist. Das würde für mich erklären, warum er manche Überzeugungen Calvins so entschieden vertreten hat. Im Grunde genommen war Spurgeon zerrissen, denn wenn ich lese (und ich gehe davon aus dass die Quelle nicht verfälscht ist):
Es gibt niemand, der mehr an den Lehren der Gnade festhält als ich. Wenn mich jemand fragte, ob ich mich schäme, ein Calvinist genannt zu werden, dann würde ich antworten: Ich möchte nichts anderes heißen, als Christ. Aber wenn du fragst, ob ich die lehrmäßigen Anschauungen von Johannes Calvin für richtig halte, dann antworte ich, dass ich sie im großen und ganzen für richtig halte. Ich bekenne dies gerne. Aber es liegt mir fern zu denken, dass Zion nur calvinistische Christen enthält, oder dass niemand gerettet würde, der nicht an diese Lehren glaubt. Es sind schon ganz furchtbare Dinge gesagt worden über den angeblichen Charakter und die geistliche Art von John Wesley, den modernen Vertreter des Arminianismus. Ich kann nur sagen, dass ich – auch wenn ich manche der Lehren, die er verkündigt hat, ablehne – für ihn persönlich eine Hochachtung empfinde, die keinem seiner Anhänger nachsteht. Wenn man noch zwei Apostel zu den Zwölfen hinzufügen müsste, dann, glaube ich, könnte man niemand finden, der dafür mehr geeignet wäre als George Whitefield und John Wesley.
(Auszug aus
http://www.lebensquellen.de/archives/79
Wenn ich hier lese, dass Spurgeon manche der Lehren die John Wesley verkündigt hatte ablehnte, wieso sagte er einige Sätze weiter, dass er sich niemand besseres als George Whitefield und John Wesley als 13. und 14. Apostel vorstellen kann?
Ich komme mit so einem Satz nicht klar und mir tut Spurgeon in dieser Sache sehr Leid. Einerseits muss er das Werk dieser Männer wirklich hochschätzen, andererseits musste er John Wesley als Vertreter des Arminianismus ablehnen.
José