Andachten zu den Psalmen

Basiert auf "Biblische Lehre" - aber damit die Praxis nicht zu kurz kommt, ein Extra-Forum

Moderator: eddi

Benutzeravatar
Joschie
Moderator
Beiträge: 5926
Registriert: 28.02.2007 20:18
Wohnort: Hamburg

Beitrag von Joschie »

C.H.Spurgeon ,,Von Gnade und Recht will ich singen." Ps. 101, 1.
Der Glaube triumphiert in der Trübsal. Wenn die Vernunft und der Wille ins innere Gefängnis geworfen und ihre Füße in den Stock gelegt werden, dann macht der Glaube die Kerkermauern widerhallen mit seinen lieblichen Liedern und ruft aus: ,,Von Gnade und Recht will ich singen und Dir, Herr, lobsagen." Der Glaube wirft die schwarze Maske vom Antlitz der Heimsuchung und entdeckt einen Engel darunter. Der Glaube blickt empor zu den Wolken und sieht, daß sie von Gnade schwellen und ihren Segensstrom über ihn auszugießen bereit sind. Sogar in den Gerichtsprüfungen Gottes gegen uns ist Ursache zum Preis und Dank. Denn zum ersten ist die Trübsal nicht so schwer, als sie hätte sein können; dann ist sie nicht so strenge, wie wir sie verdient hätten; auch ist sie nicht so erdrückend, wie die Last, welche andre zu tragen haben. Der Glaube sieht, daß seine schwersten Leiden keine Strafgerichte sind; es ist kein Tropfen von Gottes Zorn in diesem Kelche; er ist ganz von der Liebe verordnet. Der Glaube entdeckt das Leuchten der Liebe, gleich dem Glänzen eines Edelsteins auf dem Brustschildlein des züchtigenden Gottes. Der Glaube spricht von einer Prüfung: ,,Das ist ein tröstliches Zeichen; denn nur einem Kinde wird die Rute zuteil." Und dann singt er von den lieblichen Früchten seines Leidens, weil sie ihm zum Besten dienen müssen. Ja, der Glaube spricht sogar: ,,Diese meine Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schaffet eine ewige und über alle Maßen wichtige Herrlichkeit." So reitet der Glaube auf dem schwarzen Pferde weiter auf seiner Straße, von Sieg zu Sieg, tritt die fleischliche Vernunft und den irdischen Sinn unter die Füße und singt Siegeslieder inmitten des härtesten Kampfes. ,,Kronen sollen tragen, Die des Kreuzes Plagen In Geduld besiegt. Fröhlich auszuhalten Und Gott lassen walten, Das macht recht vergnügt. Drum nimm dir, o Seele, für, Stets zu beten und zu wachen; Gott wird's doch wohl machen!"
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

Benutzeravatar
Joschie
Moderator
Beiträge: 5926
Registriert: 28.02.2007 20:18
Wohnort: Hamburg

Beitrag von Joschie »

C.H.Spurgeon ,,Du wollest Dich aufmachen und über Zion erbarmen; denn es ist Zeit, daß Du ihr gnädig seiest, und die Stunde ist gekommen. Denn Deine Knechte wollten gern, daß sie gebauet würde, und gern sehen, daß ihre Steine und Kalk zugerichtet würden." Ps. 102, 13. 14.

Wenn ein selbstsüchtiger Mensch ins Unglück kommt, so ist er außerordentlich schwer zu trösten, weil die Quelle seines Trostes ganz nur an ihm liegt; und wenn er dann traurig ist, so sind alle seine Trostquellen versiegt. Aber ein weitherziger Mensch voll christlicher Bruderliebe hat außer den Trostquellen, die in seinem Innern fließen, noch andre, die ihn Erquickung bringen. Vor allem kann er zu seinem Gott gehen und bei Ihm überschwengliche Hilfe finden; und dann findet er auch Trostgründe in allem, was sich auf Gottes weite Welt, auf sein Vaterland und vor allem auf die Gemeinde Christi bezieht. David war in dem vorliegenden Psalm ungemein bekümmert; er schrieb: ,,Ich bin gleichwie eine Rohrdommel in der Wüste; ich wache und bin wie ein einsamer Vogel auf dem Dache." Das einzige Mittel, wie er sich zu trösten vermochte, bestand in dem Gedanken, daß Gott sich aufmachen und über Zion erbarmen würde. War er traurig, so sollte doch Zion glücklich sein; wie tief auch er versunken war, so sollte doch Zion sich erheben. Christenmensch, lerne dich trösten mit dem gnädigen Verhalten Gottes gegen seine Gemeinde. Was deinem Meister so teuer ist, sollte es dir nicht auch über alles andre teuer sein? Und ob dein Weg noch so dunkel ist, kannst du dein Herz nicht erfreuen mit den Siegen seines Kreuzes und der Ausbreitung seiner Wahrheit? Unsre persönlichen Heimsuchungen sind vergessen, sobald wir darauf schauen, was Gott nicht nur schon für Zion getan hat und noch tut, sondern auch für seine Gemeinde Herrliches tun will. Versuche dies Heilmittel, liebe gläubige Seele, wenn du je traurigen Herzens und niedergeschlagenen Geistes bist; vergiß dich und deine kleinen Anliegen, und suche die Wohlfahrt und das Glück Zions. Wenn du deine Kniee im Gebet beugst vor Gott, so beschränke dein Gebet nicht auf den engen Kreis deines Lebens, wie schwer auch deine Führungen seien, sondern flehe für das Wohlergehen der Gemeinde Christi. ,,Wünschet Jerusalem Glück", so wird eure Seele Erquickung empfangen.
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

Benutzeravatar
Joschie
Moderator
Beiträge: 5926
Registriert: 28.02.2007 20:18
Wohnort: Hamburg

Beitrag von Joschie »

C.O.Rosenius Lobe den Herrn, meine Seele, und was in mir ist, Seinen heiligen Namen. Ps. 103, 1.
Hier stellt sich die Frage: Wie hatte David ein solches Herz erhalten? Wodurch war der Herr ihm so herzlich lieb geworden? Die Antwort lautet: Nur die Vergebung der Sünden und die Gewißheit derselben können einen Menschen recht glücklich, warm und brennend machen. Wenn ein Mensch auch alles glaubt, was die Schrift von Christus enthält, und es so gewiß glaubt, daß er tausendmal auf diesem Glauben sterben könnte, seine Sünden aber nicht fühlt, sondern vergnügt und selbstzufrieden einhergeht, dann erhält er durch all seinen Glauben keine Liebe, keine Freude, kein Leben in Gott, sondern seine ganze Gottesfurcht besteht nur im Wissen und in frommen Beobachtungen. - Und ferner: ,,Wenn ein Mensch seine Sünden so fühlt, daß er nach Leib und Seele verschmachtet, die Glaubensgewißheit der Vergebung aber nicht erhalten hat, dann bleibt er ebenso kalt und tot, ob er sich auch in seinem Herzen zu Tode arbeitete, um es zur Liebe und Freudigkeit zu bewegen.

Hier sind immer die zwei Dinge erforderlich, die die Schrift vereinigt hat: Buße und Glaube, das Überfließen der Sünde und das Überfließen der Gnade. Dann aber, O welch ein neues Leben, welche Freude, welcher Friede, welch brennender Geist, welche Lust und Kraft zu allem Heiligen, wenn ich in meiner größten Unwürdigkeit die Versicherung des großen Gottes erhalte: ,,Deine Sünden sind dir vergeben, du bekommst Gnade für alles und sollst schon auf Erden in einem Reiche leben, wo keine Sünde dir zugerechnet wird; du sollst vielmehr vor Meinen Augen in allen Augenblicken angenehm und wohlgefällig sein." Hört es alle! Es ist schon oft gesagt worden, muß aber unausgesetzt wiederholt werden, da es immer wieder vergessen wird! Hört! Dies ist der einzige Weg, sowohl selig, als auch heilig zu werden, gerecht vor Gott und warm im Herzen, willig und geschickt zu allem Guten zu werden. Wenn ein Mensch aus seinem Sündenschlaf erweckt wurde und angefangen hat, Errettung zu suchen, oder wenn ein Christ über seine Versäumnis, Kälte und Sünde erwacht und in knechtischen Sinn versinkt, dann ist es gewöhnlich seine große Besorgnis, daß er Gott nicht so lieben kann, wie er sollte und wie er sieht, daß David oder andere Kinder Gottes Ihn geliebt haben. Dann ängstigt er sich, betet, arbeitet daran, lieben zu können und sein Herz warm zu machen; aber er kann es nicht; er bleibt dennoch ebenso kalt. Er bittet um Liebe, fühlt aber die gleiche Kälte. Er streitet gegen seine abgöttische Liebe zu anderen Dingen oder Personen, die ihm lieber geworden sind als Gott, aber er liebt sie trotzdem. Er ist unglücklich darüber, und, wie er meint, ganz mit Recht, denn er liebt Gott nicht.

Der Mensch muß dann, erleuchtet durch den Geist Gottes, endlich folgendes einsehen: Es sind die recht verlorenen Sünder, für die Christus kam, um ihnen zu helfen. Er kam, um für uns gerade das zu tun, was das Gesetz nicht in uns wirken konnte, gerade das, was dem Gesetz unmöglich war. Er hat Gott für uns geliebt, Er ist rein, heilig und gerecht gewesen für Ungerechte. Alles ist vollbracht, alles ist bereit. Der Sünder, wie elend er auch ist, wie unwürdig und ungeschickt, wie kalt oder warm, wie hart oder zerknirscht er ist, ist doch gerecht, heilig, ja ,,angenehm gemacht in dem Geliebten". - Wenn ein Christ im Lichte des Glaubens solches sieht und völlig getröstet, frei gemacht und seiner Begnadigung gewiß wird, dann liebt er, dann kann er lieben, dann kann er es nicht lassen, einen so überaus gnädigen Gott und Vater zu lieben. In seinem Herzen ist nun ein neues Leben entstanden, er hat Freude, Friede, Liebe und eine innige Lust zu den Geboten und Wegen des Heilandes. Er kann nicht anders als Gott von Herzen zu loben und zu preisen, und er kann mit David singen: ,,Lobe den Herrn, meine Seele! Lobe den Herrn, der dir alle deine Sünden vergibt und heilet alle deine Gebrechen."

So erhält man ein solches Herz, wie David es hatte. Religiös, weise, fromm und wohltätig zu sein, ohne aber diesen Weg, diesen finsteren, elenden Weg durch Sündennot zur Begnadigung in Christus gegangen zu sein, - ach, das ist alles Betrug. Es macht wohl angenehmere Leute als die Welt, aber keine Christen, die ,,in Christus gekleidet" sind. Denn, ohne in Sündennot geraten zu sein, kann kein wahres Einkleiden in Christus geschehen. Es mag wohl angehen, hier ein tugendhafter, religiöser Mann zu sein; in dem Augenblick aber, da der König in den Hochzeitssaal tritt, ,,die Gäste zu besehen"' wird der Mann ohne hochzeitliches Kleid gefunden und - nach seiner ganzen Frömmigkeit am Hochzeitstische - in die äußerste Finsternis" geworfen werden. Man muß den Weg des David und den der Sünderin gehen! - Wie? Soll man denn sündigen, um selig zu werden? Ach nein, es gibt genug Sünden im voraus! An Sünden fehlt es uns nicht; der Fehler ist nur der, daß wir sie nicht erkennen. Und du würdest schon Sünden sehen, mehr als du zu tragen vermöchtest, wenn du nur die Gnade erhieltest, Gott zu ehren, wenn nur ,,die Furcht Gottes vor deine Augen" käme, wenn nur Gottes Heiligkeit anfinge, in dein Gewissen und dein Herz zu leuchten, so daß die Unreinheit des Herzens, seine Kälte, Heuchelei und sein Hochmut dir einmal zu großen Sünden würden. Wenn so das Herz selbst angegriffen ist, dann wird die Not größer, dann wird aber auch die Gnade wahr und groß und überfließend, und dann wird das Herz ,,von neuem geboren".

Die Vergebung aller Sünd' Gibt dem bangen Herzen Mut. Die Vergebung aller Sünd' Ist das allerhöchste Gut. Seh' ich meine Seelennot, Geistlich' Ohnmacht, Sünd und Tod, In Vergebung meiner Sünd' Ich dann Trost und Labsal find'.
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

Benutzeravatar
Joschie
Moderator
Beiträge: 5926
Registriert: 28.02.2007 20:18
Wohnort: Hamburg

Beitrag von Joschie »

C.H.Spurgeon ,,Vergiß nicht, was Er dir Gutes getan hat." Ps. 103, 2.
Es ist eine liebliche und löbliche Beschäftigung, auf die Hand des Herrn zu achten, wie sie sich in der Lebensführung der Heiligen voriger Zeiten offenbart, und seine Barmherzigkeit wahrzunehmen, die sich kundgibt, wenn Er sie aus Trübsal erlöst, seine Gnade, wenn Er ihnen ihre Sünde vergibt, seine Treue, wenn Er ihnen seinen Bund hält. Aber wäre es nicht noch seliger und segensreicher für uns, wenn wir auf die Hand Gottes in unserm eignen Leben acht hätten? Sollten wir in unsrer Schicksalsführung wenigstens ebenso deutlich das göttliche Walten erkennen, ebenso klar und strahlend seine Barmherzigkeit und seine Gnade, ebenso überzeugend seine Wahrhaftigkeit und Treue, wie im Leben irgend eines Heiligen, der uns vorausgegangen ist? Wir tun ein Unrecht an unserm Herrn, wenn wir meinen, Er habe alle seine mächtigen Taten vollbracht und sich als der starke Gott erzeigt für die Menschen der Vorzeit, aber Er wirke keine Wunder mehr und rege seinen gewaltigen Arm nicht mehr für die Heiligen, die jetzt auf Erden leben. Werfen wir einen Blick auf unsre Vergangenheit. Gewiß können wir in derselben manches glückliche Ereignis gewahren, das uns aufmuntert und zur Ehre unsers Gottes zeugt. Seid ihr noch nie aus Nöten erlöst worden? Seid ihr noch nie durch Trübsalsströme geschritten, und dabei getragen worden von der Gnadengegenwart Gottes? Seid ihr noch nie unversehrt durchs Feuer der Verfolgung gegangen? Habt ihr nie Offenbarungen empfangen? Sind euch keine vorzüglichen Gnadenerweisungen zuteil geworden? Hat der Gott, der Salomo gab, was sein Herz begehrte, nie auf euer Seufzen geachtet und euer Verlangen erhört? Hat der Gott der überschwenglichen Güte, von welchem David sang: ,,Der deinen Mund fröhlich macht," dich nie mit dem Mark und Fett seiner Güte gesättigt? Hat Er dich noch nie geweidet auf grüner Aue? Hat Er dich noch nie geführt zum frischen Wasser? Gewißlich ist uns der Herr so gnädig und gütig gewesen, als den Heiligen der Vorzeit. Darum laßt uns seine Gnadentaten zum Preisgesange verweben. Wir wollen das lautere Gold der Dankbarkeit und die Edelsteine der Loblieder nehmen und sie zu einer neuen Krone zusammenflechten für unsers Jesu Haupt. Unsre Seelen sollen so lieblich erschallen wie Davids Harfen, wenn wir des Herrn Lob verkünden, des Gnade ewiglich währet.
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

Benutzeravatar
Joschie
Moderator
Beiträge: 5926
Registriert: 28.02.2007 20:18
Wohnort: Hamburg

Beitrag von Joschie »

W.MacDonald »Preise den Herrn, meine Seele, und vergiß nicht alle seine Wohltaten... der da heilt alle deine Krankheiten.« Psalm 103,2.3b

Einer der alttestamentlichen Namen für Gott ist Jehova-Rapha, das bedeutet: »Der Herr, der dich heilt« (s. 2. Mose 15,26b). Gott ist es, der uns gesund macht. Er heilt uns von allen möglichen Gebrechen, und Er wird uns letzten Endes für immer von jeder Form der Krankheit erlösen.

Manchmal heilt Er uns durch die unglaublich starken Gesundungskräfte, die Er in unserem Körper angelegt hat. Deshalb sagen die Ärzte oft: »Die meisten Dinge sehen am anderen Morgen besser aus.« Manchmal heilt Er auch durch Medizin und durch Operationen. Dubois, ein berühmter französischer Arzt, hat einmal gesagt: »Der Arzt verbindet die Wunde, aber Gott heilt sie.« Manchmal heilt Er auch auf wunderbare Weise. Das wissen wir aus den Evangelien und auch aus persönlicher Erfahrung.

Es ist jedoch nicht immer der Wille Gottes, uns zu heilen. Wenn es so wäre, dann würden ja manche Menschen niemals alt werden und sterben. Aber jeder stirbt früher oder später - bis der Herr wiederkommt. Gott hat auch das körperliche Leiden des Paulus nicht weggenommen; Er hat ihm aber die Gnade geschenkt, es zu ertragen (s. 2. Korinther 12,7-10).

Allgemein gesehen ist alle Krankheit eine Folge der Sünde. Damit meine ich: Wenn es nie eine Sünde gegeben hätte, dann gäbe es auch keine Krankheit. Manchmal ist Krankheit auch die direkte Folge der Sünde im Leben eines Menschen. Beispielsweise ruft Alkoholismus manchmal Leberkrankheiten hervor, Rauchen verursacht manchmal Krebs, sexuelle Unzucht führt manchmal zu Geschlechtskrankheiten, und Ärger bringt einem manchmal Magengeschwüre ein. Aber nicht jede Krankheit ist eine direkte Folge der Sünde dieses Menschen. Satan fügte Hiob schlimme Krankheiten zu (s. Hiob 2,7), und doch war Hiob der gerechteste Mensch auf Erden (s. Hiob 1,8; 2,3). Er quälte eine unbekannte Frau mit einer Verkrümmung des Rückgrats (s. Lukas 13,11-17). Und er war die Ursache für den »Dorn für das Fleisch« bei Paulus (s. 2. Korinther 12,7). In Johannes 9,2.3 wird von einem Blindgeborenen gesprochen, der nicht durch eigene Sünde seine Krankheit verschuldet haben konnte. Epaphroditus war ernsthaft krank, doch nicht wegen einer Sünde, sondern wegen seines unermüdlichen Dienstes für den Herrn (s. Philipper 2,30). Und Gajus war geistlich gesehen gesund, aber körperlich kränklich (s. 3.Johannes 2).

Schließlich muß man noch hinzufügen: Wenn man nicht geheilt wird, weist das nicht notwendigerweise darauf hin, daß man zuwenig Glauben hat. Nur wenn Gott Seine spezielle Zusage gegeben hat, daß Er heilen wird, kann der Glaube die Heilung für sich beanspruchen. Sonst überlassen wir uns unserem lebendigen, liebevollen Gott und beten darum, daß Sein Wille geschieht.
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

Benutzeravatar
Joschie
Moderator
Beiträge: 5926
Registriert: 28.02.2007 20:18
Wohnort: Hamburg

Beitrag von Joschie »

C.O.Rosenius Lobe den Herrn, meine Seele ..., der dir alle deine Sünden vergibt ... Psalm 103, 2 u. 3.
,,Ja", sagst du, ,,ich würde auch die Vergebung meiner Sünden glauben, wenn ich nicht eine gewisse Sünde hätte, die allzu schwer und ungebührlich ist!" - Du hast also eine heimliche Last auf deinem Herzen. Das ist gewiß schwer; aber beachte, wie die Worte hier lauten: ,,Der dir alle deine Sünden vergibt." Es bleibt wahr, daß es eine Sünde zum Tod gibt, die nie vergeben werden kann, ,,die Lästerung wider den Geist"; diejenigen aber, die dieselbe begangen haben, pflegen auch nie Vergebung zu suchen. Nun sagt Christus ausdrücklich, daß diese Sünde die einzige ist, die nie vergeben wird. Sonst sagt Er, daß ,,alle Sünde und Lästerung dem Menschen vergeben wird", auch so schwere Sünden wie Lästerung gegen Gott, ja, selbst die gräßlichsten Sünden. Der Herr versichert feierlich: ,,Wenn eure Sünde gleich blutrot ist, soll sie doch schneeweiß werden; und wenn sie gleich ist wie Rosinfarbe, soll sie doch wie Wolle werden!" Halte darum hier still! Solltest du bei einer solchen Versicherung des barmherzigen Gottes Ihm nicht zu Willen tun und Ihm aufs Wort glauben, auch wenn du gar nichts in deinem Herzen fühlst? Oder willst du noch gegen den Herrn streiten und Ihm bei einem so tröstlichen Wort nicht glauben? Du würdest Ihn dadurch zum Lügner machen. Willst du weiter auch nur einen einzigen Augenblick im Unglauben fern von deinem Gott gehen, kalt, starr und verkehrten Sinnes?

Nun sagst du vielleicht: ,,Ich habe auch einmal Vergebung erhalten und geglaubt, habe aber wiederum gesündigt. Kann Gott wohl beständig vergeben?" Antwort: Daß du gesündigt hast, nachdem du Gnade und Erleuchtung erhalten hattest, ist gewiß eine schwere Sünde; aber achte doch wieder auf das Wort. Hier steht nicht ,,vergeben hat", als wäre es nur einmal geschehen, sondern hier steht ,,vergibt", beständig und unaufhörlich vergibt. Würde Gott nicht beständig vergeben, wäre Seine Vergebung von keinem Nutzen und keiner würde errettet; denn dann wäre alles sofort verloren, weil beständig Sünden in unserem Fleische sind, die auch unausgesetzt hervortreten. Hierher gehören Luthers Worte: ,,Weil in unserem Fleisch eine beständige Sünde wohnt, solange wir hier auf Erden leben und kein Aufhören ist mit Fehlern und Vergehen, so ist wahrlich vonnöten, daß wir dagegen eine ewige, beständige Vergebung haben, auf daß wir nicht um der Sünde willen wieder unter Gottes Zorn fallen, sondern um der Vergebung willen doch immer unter der Gnade verbleiben." Dies ist der ewige Bund des Herrn, der bewirkt, daß die Sünde uns nicht verdammen kann!

Nimm hier David zum Beweise. Er hatte eine lange Zeit bei Gott in der Gnade gestanden und eine ganz außerordentliche Gnade genossen. In der Frühe seiner Jugend war er mit der Erleuchtung des Wortes und des Geistes Gottes begabt, vom Schafhirten zum König des Volkes Gottes gewählt und gesalbt. Sodann war er mit großen Siegen und großer Ehre gesegnet, so daß er sogar auch ein großer Prophet des Herrn war. - Und sieh! Er fällt auf einmal in zwei der gräßlichsten Sünden, in Ehebruch und Mord! Da waren nun ,,blutrote Sünden", begangen von dem am meisten erleuchteten und begnadigten Mann, und dennoch erhielt er Vergebung, erhielt er eine herrliche Zusage der Vergebung, und zwar sogleich, als er seine Übertretung vor dem Herrn bekannte. Was hatte er getan, um Gott zu versöhnen und Vergebung zu erhalten? Durchaus nichts! Nein, nicht das Geringste - außer, daß er endlich, nach vielem Widerstreben, von der Not getrieben, mitten in seiner Schande vor Gott trat, seine Sünden zu bekennen -,und sogleich erhielt er Vergebung. Er selbst sagt: ,,Da ich es wollte verschweigen, verschmachteten meine Gebeine durch mein täglich Heulen; denn Deine Hand war Tag und Nacht schwer auf mir ... Ich sprach: Ich will dem Herrn meine Übertretung bekennen; da vergabst Du Mir die Missetat meiner Sünde."

Hier sehen wir, was Gottes ewiger Bund heißen will, der bewirkt, daß keine Sünde uns verdammen kann! Hier sehen wir, daß die Sünden, wenn sie auch blutrot sind, doch im Blutdes Lammes abgewaschen, schneeweiß werden sollen. Hier sehen wir, daß ,,das Blut Jesu Christi, des Sohnes Gottes, uns rein macht von aller Sünde." Hier sehen wir, daß, obwohl man auch vorher Gnade und Erleuchtung gehabt hat, die Sünde dennoch sogleich vergeben wird. Hier dürfen wir den gesunden, einfachen Schluß ziehen: Hat Gott dem David vergeben, der so großes Licht und so große Gnade besaß und dennoch so grob sündigte, dann wage ich keinen Augenblick zu zweifeln und fern von meinem Gott zu gehen; dann kann, dann muß und darf ich dessen gewiß sein, daß Er auch mir vergibt, - sofern ich zu meinen anderen Sünden nicht auch die Lästerung gegen Gott hinzufügen will, daß ich sage, Er habe - Seinem Worte gerade entgegen - doch Ansehen der Person und halte nicht Sein Wort! Gott bewahre mich vor einem solchen Unglauben! Ich bin ein Mensch ebenso wie David! Ich bin auch mit dem teuren Blut Christi versöhnt wie David! Und David war ein ebenso grober Sünder wie ich! Da er nun trotz so schwerer Sünden Gnade erhielt, brauche auch ich nicht zu verzweifeln, zumal der große, barmherzige Gott selbst spricht: ,,Ich will keines Sünders Tod" - ,,allein erkenne deine Missetat" -, ,,und wenn deine Sünden gleich blutrot sind, sollen sie doch schneeweiß werden."

Wo ist ein einziger gekommen, (Wer einen weiß, der sag' ihn an!) Den Jesus nicht hat angenommen, Dieweil Er alles will und kann? Du weißt ja keinen, wahrlich nein; So sollst du nicht der erste sein.
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

Benutzeravatar
Joschie
Moderator
Beiträge: 5926
Registriert: 28.02.2007 20:18
Wohnort: Hamburg

Beitrag von Joschie »

C.H.Spurgeon ,,Der dir alle deine Sünden vergibt, und heilet alle deine Gebrechen." Ps. 103, 3.
So demütigend es auch ist, so ist es nicht weniger gewiß, daß wir alle mehr oder weniger von der Krankheit der Sünde heimgesucht sind und darunter leiden. Welch einen Trost gewährt es uns da, daß wir wissen, wir haben einen großen Arzt, der uns heilen kann und gern heilt! Seiner wollen wir heute abend gedenken. Seine Heilungen sind sehr rasch: ein Blick auf Ihn schenkt uns das Leben; seine Heilungen sind gründlich: Er greift die Krankheit in ihrem Sitze an; und darum sind seine Heilungen sicher und gewiß. Es mißlingt Ihm nie, und die Krankheit kehrt nie wieder. Es gibt keinen Rückfall, wo Christus heilt; kein Gedanke, daß etwa seine Kranken nur für eine Zeitlang hergestellt werden, Er macht neue Menschen aus ihnen; auch gibt Er ihnen ein neues Herz und einen neuen, gewissen Geist. Er ist wohl erfahren in allen Krankheiten. Ärzte befassen sich sonst hauptsächlich mit besonderen Erscheinungsformen gewisser Krankheiten. Obgleich sie fast mit allen unsern Leiden und Gebrechen einigermaßen bekannt sind, so gibt es doch gewöhnlich eine Krankheit, die sie gründlicher studiert haben, als alle übrigen; aber der Herr Jesus ist durchaus vertraut mit der ganzen menschlichen Natur. Er weiß ebensogut, wie Er mit dem einen Sünder daran ist, als wie mit dem andern. Er hat schon mit ungewöhnlich verwickelten, seltenen Gebrechen zu schaffen gehabt, aber Er hat auf den ersten Blick genau gewußt, wie der Patient mußte behandelt werden. Er steht als Arzt einzig in seiner Art da, und die Arznei, die Er gibt, ist die allein echte Lebensessenz, die in jeder Krankheit hilft. Worin auch unsre geistliche Krankheit bestehen mag, so sollten wir uns sogleich an diesen göttlichen Arzt wenden. Er verbindet die zerbrochenen Herzen. ,,Sein Blut macht uns rein von aller Sünde." Wir dürfen nur an die Tausende denken, welche durch die Macht und den Segen seiner Berührung von allen möglichen Krankheiten geheilt wurden, so können wir uns getrost seinen Händen überlassen. Wir vertrauen Ihm, und die Sünde erstirbt; wir lieben Ihn, so erblühen unsre Tugenden; wir harren auf Ihn, so wachsen wir in der Gnade; wir sehen Ihn, wie Er ist, so sind wir vollendet in Ewigkeit.
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

Benutzeravatar
Joschie
Moderator
Beiträge: 5926
Registriert: 28.02.2007 20:18
Wohnort: Hamburg

Beitrag von Joschie »

C.O.Rosenius und heilt alle deine Gebrechen. Psalm 103, 3.
Beachte auch dieses! Es ist ein unaussprechlicher Trost und beinhaltet die andere große Hilfe, die wir gegen die Sünde nötig haben. Wenn wir die Vergebung der Sünden erhalten haben, dann brauchen wir auch die Gnade zum Ablassen von der Sünde. Auch dies will der Herr geben. ,,Er heilt alle deine Gebrechen."

So wahr er dir deine Sünden vergeben hat und so wahr du diese Vergebung angenommen hast, also ein Kind Gottes bist, in Vereinigung mit deinem Heiland lebst und damit den Heiligen Geist hast, ebenso wahr hast du dann einen solchen Sinn, daß es dein höchstes Anliegen und dein höchster Wunsch ist, von den dir noch anhaftenden Gebrechen befreit zu werden. Nichts bedeutet dir eine schwerere Plage, als die eigenen Schwachheiten und Sünden. - Beachte dies! Deine Mängel sind jetzt deine schwerste Plage. Ist dieser Sinn nicht deinem Glauben gefolgt, so weißt du nicht, was der wahre Glaube ist. Wenn du auch viel erfahren hast, alle Stücke der Gnadenordnung verstehst und jetzt meinst, daß du den Glauben hast, so ist dein Glaube doch nur ein selbstgemachter Wahnglaube, solange du nicht von deinen eigenen Mängeln mehr als von irgend etwas anderem Bösen auf Erden beschwert wirst. Die Schrift sagt ausdrücklich: ,,Die geistlich sind, die sind geistlich gesinnt", oder ,,Wer aber Christi Geist nicht hat, der ist nicht Sein." Nun ist es aber unmöglich, daß derjenige, der Christi Geist hat, nicht auch daran denken sollte, heilig und Christus ähnlich zu werden, ja, daß er darin nicht sein Hauptanliegen hat und in demselben Grade unter den Mängeln leidet. Denn Christi Geist kann unmöglich mit dem Fleische in Frieden und Einigkeit sein. Ebenso unmöglich ist es, daß das Fleisch, die sündige Natur in uns, mit dem Geist einig sein kann. Darum bekennt auch Paulus von sich: ,,Ich habe Lust an Gottes Gesetz nach dem inwendigen Menschen (die neue Kreatur in uns, die aus Gott geboren ist). Ich sehe aber ein anderes Gesetz in meinen Gliedern, das da widerstreitet dem Gesetz in meinem Gemüte und nimmt mich gefangen in der Sünde Gesetz."

Aber zum anderen müssen wir auch recht verstehen, was das heißt, daß der Herr alle unsere Gebrechen heilt. Viele meinen, es bedeute, daß wir ganz von ihnen befreit werden, wodurch wir bald ganz rein wie Christus sein würden und wie wir im Himmel sein werden. Das aber ist ein Irrtum. Der Herr wird zwar jedesmal unsere Gebrechen und geistlichen Krankheiten heilen, sie können aber immer aufs neue wiederkommen. Niemand sei sicher! Wir haben gesehen, daß Paulus immer ein Gesetz in seinen Gliedern fühlen mußte, das dem Gesetz in seinem Gemüte widerstrebte und ihn zuweilen gefangennahm. - Hier geht es wie mit dem leiblichen Heilen. Im Leiblichen kann ein Mensch auch immer wieder straucheln, fallen, sich stoßen, Schaden nehmen oder sonst krank werden, und Gott hat uns nie eine Sicherheit dagegen gegeben. Statt- dessen aber hat Er die Erde mit Heilmitteln ausgestattet und uns Ärzte gegeben, um allerlei Krankheiten zu heilen. So auch hier. Gott macht uns auf Erden nie frei von allen Gebrechen; aber Er selbst will unser Arzt sein, wie Er spricht: ,,Ich bin der Herr, dein Arzt!" Die Kirche Christi auf Erden ist gleich5am ein großes Krankenhaus, wo ein jeder seine Krankheiten hat. Du wirst keinen einzigen Heiligen finden, der nicht ein besonderes Gebrechen fühlt, mit dem er zu kämpfen hat. Außerdem sind wir viel zu ohnmächtig, um uns davon freizumachen. Wenn dies in unserer Macht stände, dann würde jeder Christ es sicherlich sofort tun. So ist denn unser einziger Trost, daß der Herr selbst unser Arzt sein und beständig alle unsere Gebrechen heilen will. Auch hier heißt es nicht ,,geheilt hat", als wäre es nur einmal geschehen, so daß es nicht mehr notwendig wäre, sondern hier steht ,,heilt", was wiederum beständig geschieht und geschehen wird. Und solches macht Er in dieser Weise, daß Er zuerst unseren alten Menschen straft, betrübt, schlägt und tötet und uns nachher, wenn wir um Gnade rufen, tröstet, erquickt und aufrichtet und uns dann einen neuen Vorsatz gibt, vorsichtiger zu wandeln. Er sagt so tröstlich: ,,Seht ihr nun, daß Ich allein es bin? Ich kann töten und lebendig machen, Ich kann schlagen und kann heilen." Nimm David dafür zum Beweise! Außer kleineren, alltäglichen Mängeln fiel er zuweilen in schwere Krankheiten. Das eine Mal fiel er in eine unreine Lust, und zwar so mächtig, daß er die Frau seines Nächsten nahm; und sieh, der Herr schlug ihn, aber Er heilte ihn auch. Das andere Mal war es der Hochmut, so daß er sein Volk zählte; und sieh, der Herr schlug ihn, aber Er heilte ihn auch. Da sang er diesen Psalm: ,,Lobe den Herrn, meine Seele, der dir alle deine Sünden vergibt und heilet alle deine Gebrechen."

Was soll ich tun? Verderben kann ich wohl; Das Bessern glückt mir nicht. Versprech ich es, so wird die Lüge voll, Weil mir die Kraft gebricht. Hinweg, ihr selbstgewirkten Sachen! Ich lasse Jesum alles machen. Ich kann nichts tun.
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

Benutzeravatar
Joschie
Moderator
Beiträge: 5926
Registriert: 28.02.2007 20:18
Wohnort: Hamburg

Beitrag von Joschie »

C.O.Rosenius Der dein Leben vom Verderben erlöst, der dich krönt mit Gnade und Barmherzigkeit. Psalm 103, 4.
Wenn Gott einem Menschen alle Sünden vergibt und alle seine Gebrechen heilt, dann ist dieser nicht nur vor dem Zorn und der Verdammnis verschont, sondern er ist zugleich auch ein Gegenstand Seiner unfaßlichen Liebe, der großen göttlichen Liebe, die alle Vernunft übersteigt. Er hält denselben Menschen herzlich teuer mit einer Liebe wie etwa der einer zärtlichen Mutter zu ihrem kleinen Kind oder der eines Bräutigams zu seiner Braut. Dies ist die wunderbarste und die herrlichste Sache, die Gott in der heiligen Schrift offenbart hat. Die Bibel enthält viele wunderbare Worte darüber, z. B. wenn Christus selbst ausdrücklich sagt, daß ,,Freude im Himmel sein wird über einen Sünder, der Buße tut", wie sie bei dem Vater des verlorenen Sohnes entstand, als dieser seinen Sohn wiedersah. In Jes. 62 steht: ,,Wie sich ein Bräutigam über die Braut freut, so wird sich dein Gott über dich freuen." Und ferner: ,,Du sollst heißen: Meine Lust an dir; denn der Herr hat Lust an dir." Und der Herr selbst sagt ausdrücklich von Seinen Gläubigen: ,,Es soll Meine Lust sein, ihnen Gutes zu tun", oder zuvor: ,,Ich will einen ewigen Bund mit ihnen machen, daß Ich nicht ablassen will, ihnen Gutes zu tun; und will ihnen Meine Furcht in das Herz geben, daß sie nicht von Mir weichen. Und es soll Meine Lust sein, ihnen Gutes zu tun." Abermals spricht der Herr: ,,Wie will Ich dir so wohltun, Ephraim! Wie will Ich dir so wohltun, Juda! Denn Ich habe Lust an der Liebe und nicht am Opfer." - Daß Gottes Herz mit solcher Liebe alle umfaßt, die zu Ihm kommen, auch die unwürdigsten Sünder, zeigte Jesus deutlich in Matth. 9. Als die Pharisäer über Seine große Freundlichkeit gegen Zöllner und Sünder murrten, antwortete Er: ,,Geht hin und lernt, was das sei: Ich habe Wohlgefallen an Barmherzigkeit und nicht am Opfer!"

Wer also an Ihn glaubt, ob er auch der unreinste Zöllner und Sünder sei, ist sofort in der innigsten Weise geliebt; und nun wird der Mensch sein ganzes Leben lang im Schoße der Barmherzigkeit Gottes aufs zärtlichste getragen und vor allem Übel bewahrt. Seine Seele ist auf ewig frei von dem ewigen Verderben, erlöst von einem Nahverwandten, und seinem irdischen Leben wird eine besonders liebevolle Pflege von demselben Verwandten, ,,Goel", unserem Heiland, zuteil werden. Ja, er wird auf allen Seiten von den Wohltaten und der Barmherzigkeit Gottes umgeben werden, gleichwie eine goldene Krone das Haupt umgibt, es schmückt und bedeckt. Dies ist die Bedeutung der Worte: ,,Der dein Leben vom Verderben erlöst und dich krönt mit Gnade und Barmherzigkeit"; denn das hebräische Wort für ,,erlösen" handelt von dem Erlösen und der Fürsorge eines Anverwandten für seine Nahverwandten.

Zu derselben liebevollen Fürsorge Gottes gehört auch das, was in unserem Psalm folgt: ,,Der dich mit Trost erfüllt" oder ,,der deinen Mund fröhlich macht, und du wieder jung wirst wie ein Adler." Der Adler wird gleichsam verjüngt, wenn seine alten Federn abfallen und er wieder neue erhält. So werden auch wir verjüngt, wenn Gott unsere Seele mit Seinem Trost erquickt. Und wenn der Herr uns nicht die Gabe des Glaubens gibt, dann können wir unmöglich einen wirklichen Trost und Frieden nehmen. Er ist der Anfänger und Vollender des Glaubens.

Wenn jemand uns unterdrückt oder uns ungerecht richtet, dann ist der Herr derjenige, der da recht richtet, unsere Sache beschützt und ihr abhilft, wie hier steht: ,,Der Herr schafft Gerechtigkeit und Gericht allen, die Unrecht leiden." Unsere größten Feinde schmähen uns aufs bitterste, meisterhaft verdrehen sie unsere Worte und schreien uns mutig für irrige oder falsche Christen aus. Wir aber schweigen, obwohl wir oft auf das klarste ihre Lästerungen widerlegen könnten, schweigen aber und verhalten uns ,,wie ein Tauber, der nicht hört, und wie ein Stummer, der den Mund nicht auftut". Gott aber führt unsere Sache so herrlich hinaus, daß sie mehr und mehr wächst und unsere Widersacher mehr und mehr für das erkannt werden, was sie wirklich sind. Das kommt alles von der Treue des Herrn, wenn man nur glauben und still sein und auf Ihn harren kann. ,,Der Herr schafft Gerechtigkeit und Gericht allen, die Unrecht leiden."

Wie zärtlich, treu und freundlich verfuhr der Herr gegen Mose und die Kinder Israel. ,,Der Herr hat Seine Wege Mose wissen lassen, die Kinder Israel Sein Tun." Daher haben wir jetzt das große Glück, daß wir nicht darüber ungewiß zu sein brauchen, was Gottes Wille und Meinung ist. Wer bedenkt, daß Gott sich auf Erden offenbart und gesagt hat, was Sein Wille sowie Sein Ratschluß zu unserer Seligkeit ist, daß Er außerdem mit herrlichen Werken Sich als den Allmächtigen, den Schöpfer, gezeigt hat, der wird über den Willen und die Meinung Gottes mit uns nicht ins Blaue gaffen und denken. Er wird einzig und allein ins Wort Gottes blicken, in dem wir Seine Wege und Sein Herz sehen, und er wird dort ebenso gewiß darüber werden, was Gott von uns hält, als ob das Gericht schon gehalten wäre. O, eine große Gnade!
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

Benutzeravatar
Joschie
Moderator
Beiträge: 5926
Registriert: 28.02.2007 20:18
Wohnort: Hamburg

Beitrag von Joschie »

C.O.Rosenius Barmherzig und gnädig ist der Herr, geduldig und von großer Güte. Ps. 103, 8.
Hier könnte jemand klagen: ,,Ich Elender! Gott ist gnädig gegen Seine Freunde, und dies mag sie trösten, aber nicht gegen mich! Ich bin von Seinem Angesicht verworfen, Er ist mir ,,verwandelt in einen Grausamen". Ich sehe es ja, ich fühle es ja, daß Er mir zürnt! Ich sehe ja, daß Er mein Gebet nie erhören will! Ich fühle Seine Drohungen in meinem Herzen. Ich suche Ihn im Worte und finde keinen Gefallen daran noch Kraft daraus. Ich suche Ihn im Gebet und erhalte nie eine gnädige Antwort, nur Drohung und Angst. Der Herr hat mich verlassen!"

Armer Mensch! Wer hat dir Gott so dargestellt? Das haben der Teufel und dein eigenes lügenhaftes Herz getan. Es schwebt dir ein ganz falsches Bild von Gott, ja, ein Bild vom Teufel vor Augen. Sieh doch hier, wie Gottes Wort Seine Herzensgesinnung darstellt: ,,Barmherzig und gnädig ist der Herr, geduldig und von großer Güte! Er wird nicht immerdar hadern noch ewiglich Zorn halten."

Wohl kann der Herr eine Zeitlang mit dir ,,hadern" und sich zornig stellen; wohl kann Er in solcher Zeit des Zorns Sein Antlitz vor dir verbergen, ja, es recht lange verbergen; aber es ist unmöglich, daß Er ewiglich so hadern und immerdar zürnen könnte. Beachte diesen Unterschied! Das ganze Wort Gottes - vom Anfang der Bibel bis zu deren Ende - und alle Seine Werke mit den Kindern Israel zeigen bestimmt, daß der Herr wahrlich nur die sicheren Verächter, die beständig widerspenstigen Verächter ewiglich verläßt. Er hat aber nie und nimmer im Ernste diejenigen verlassen, die sich strafen ließen und in ihrer Not zum Herrn riefen und Seine Kinder sein wollten. Sirach sagt: ,,Sehet an die Exempel und merket sie. Wer ist jemals zuschanden geworden, der auf den Herrn gehofft hat? Wer ist jemals verlassen und von Ihm verschmäht worden, der Ihn angerufen hat? Der Herr ist gnädig und barmherzig und vergibt die Sünde und hilft in der Not. Wehe denen, so an Gott verzagen!". Ja, wehe dem, der hier seinem Herzen und Gefühl glauben will! Wehe dem, der nicht vielmehr - dem Gefühl gerade entgegen - an Gott glaubt! Höre, wie Er selbst sagt: ,,Denn also spricht der Hohe und Erhabene, der ewiglich wohnt, dessen Name heilig ist: Der Ich in der Höhe und im Heiligtum wohne und bei denen, die zerschlagenen und demütigen Geistes sind, auf daß ich erquicke den Geist der Gedemütigten und das Herz der Zerschlagenen; Ich will nicht immerdar hadern und nicht ewiglich zürnen, sondern es soll von Meinem Angesicht ein Geist wehen, und Ich will Odem machen."

Hier halte still! Ist dies das wahrhaftige Wort Gottes? Glaube es dann! Mache Gott nicht zum Lügner! Wie gesagt, Er will mit uns hadern, aber nicht ewiglich. Er haderte mit der kananäischen Frau so lange, bis Er sie schließlich einen ,,Hund" nannte. Als sie aber dennoch glaubte, das dicke Dunkel durchbrach und auf Sein Herz blickte, das nach dem guten Gerücht lauter Liebe sein sollte, und als sie Ihn beim Wort faßte, indem sie sprach: ,,Ja, Herr, aber doch essen die Hündlein von den Brosamen, die von ihrer Herren Tische fallen", sieh, da konnte Er sich nicht länger halten, da lachte Sein Herz vor Liebe, und Er rief aus: ,,O Weib, dein Glaube ist groß! Dir geschehe, wie du willst!" Da siehst du, wie Sein Herz liebt, auch wenn Er hadert! Da siehst du, was Seine höchste Lust ist, nämlich, daß wir dennoch glauben. Man sieht deutlich, daß es Ihm eine Freude, ein Wohlgefallen war, daß diese Frau so glaubte, denn mit Nachdruck ruft Er aus: ,,O Weib, dein Glaube ist groß!" - Willst nicht auch du Ihm diese Freude bereiten, daß du Ihn sich verbergen läßt und Ihm dennoch glaubst?

Um des Lebens und der Seligkeit willen laß den Teufel dir nicht das Bild Gottes entstellen! Du siehst hier das wahre Bild: ,,Barmherzig, d. h.: Gott ist ein solches Wesen, dem alle Not zu Herzen geht und der nicht dulden kann, daß wir zu Ihm rufen, ohne daß uns geholfen würde. Jesus selbst spricht: ,,Sollte Gott Geduld darüber haben?" - nämlich, die Not Seiner Kinder und ihr Gebet Tag und Nacht hören, ohne zu helfen. - Gnädig, d. h., daß Er mit uns nicht nach unseren Sünden handelt, sondern nach Seinem Friedensbunde in Christus. - Geduldig, d.h. langmütig, oder daß Er harret, uns gnädig zu sein, Viele Tausende von Gedanken und Bildern über Gott regen sich in unseren Herzen, dies aber ist das einzig wahre Bild. Sobald ein anderes Bild von Ihm sich in deinem Herzen zeigt, z.B., daß Er mit dir nach deinen Sünden handeln wolle oder sich nicht um dich kümmere, sondern dich verlassen habe, dann sage sogleich: ,,Nein, dies ist ein mißlungenes, ein falsches, ein entstelltes Bild! Dies ist nicht das Bild Gottes, sondern des Teufels. Der wahre Gott ist barmherzig und gnädig, geduldig und von großer Güte."

Allein Gott in der Höh sei Ehr' Und Dank für Seine Gnade, Darum, daß nun und nimmermehr Uns rühren kann kein Schade. Ein Wohlgefall'n Gott an uns hat, Nun ist groß Fried' ohn' Unterlaß, All' Fehd hat nun ein Ende.
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

Benutzeravatar
Joschie
Moderator
Beiträge: 5926
Registriert: 28.02.2007 20:18
Wohnort: Hamburg

Beitrag von Joschie »

C.O.Rosenius Er handelt nicht mit uns nach unseren Sünden und vergilt uns nicht nach unserer Missetat. Ps. 103, 10.

Diese Worte sind so gnadenvoll, so tröstlich und so deutlich, daß man sich nie genug darüber freuen und dafür danken, sie aber auch nie genug beherzigen kann. Zunächst ist der ganze Inhalt des Evangeliums der, daß Gott mit uns nicht nach unseren Sünden, sondern nach dem Verdienst Seines Sohnes handelt. Der Herr hat einmal mit Einem nach unseren Sünden gehandelt und Ihn unsere Missetat vergelten lassen. ,,Denn Er hat den, der von keiner Sünde wußte, für uns zur Sünde gemacht." ,,Fürwahr, Er trug unsere Krankheit und lud auf sich unsere Schmerzen. Der Herr warf unser aller Sünde auf Ihn. Er ist um unserer Missetat willen verwundet und um unserer Sünde willen zerschlagen." ,,Denn Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit Ihm selbst und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu." Hier ist der Grund, weshalb Er mit uns nicht nach unseren Sünden handelt und weshalb die größten Sünder Gnade empfangen haben, die größten Werkheiligen aber verdammt wurden.

Aber der Herr will mit einem gewissen Volk nach seinen Sünden handeln. Röm. 4, 4 heißt es: ,,Dem, der mit Werken umgeht, wird der Lohn nicht aus Gnaden zugerechnet, sondern aus Pflicht", d. h. sie werden nach Verdienst erhalten, weil sie es so wollten und also dem Sohn nicht in Wahrheit gehuldigt haben. ,,Dem aber, der nicht mit Werken umgeht, glaubt aber an den, der die Gottlosen gerecht macht, dem wird sein Glaube zur Gerechtigkeit gerechnet." Kurz: Gott handelt nicht mit uns nach unseren Sünden; das ist der Inhalt des ganzen Evangeliums. Und doch sitzt in allen Menschen, auch in den Gläubigen, die nicht zu tilgende Vorstellung, daß Gott uns gnädiger sein werde, wenn wir frömmer gewesen sind, dagegen weniger gnädig, wenn wir uns versündigt haben. Wäre es aber so, dann käme die Gerechtigkeit wahrlich aus den Werken, und dann ist Christus vergeblich gestorben. ,,Ist es aber aus Gnaden, so ist es nicht aus Verdienst der Werke, sonst würde Gnade nicht Gnade sein! Ist es aber aus Verdienst der Werke, so ist die Gnade nichts, sonst wäre Verdienst nicht Verdienst."

Seht nun, wie hoch diese zugerechnete Gerechtigkeit ist. Welche wunderbaren Worte, die jetzt in unserem Psalm folgen: ,,So hoch der Himmel über der Erde ist, läßt Er Seine Gnade walten über alle, die Ihn fürchten. Möchte doch jeder Christ diese herrlichen Worte, dieses erhabene Bild, das der Geist des Herrn benutzt hat, tief in sein Herz schreiben, dann werden sie ein himmlisches Paradies in seinem Herzen bilden. Bedenke nur: ,,So hoch der Himmel über der Erde ist" - kein menschliches Auge kann das ermessen. Und doch steht hier, daß der Herr Seine Gnade ebenso hoch über uns walten läßt. Nun ist der Himmel so hoch über der Erde, daß trotz aller Unebenheiten, die auf Erden sind, nicht die geringste Unebenheit am Himmel entsteht. Gewiß ist für uns ein großer Abstand zwischen den Tiefen der Täler und den Höhen der Berge. Für uns sind also auf Erden viele Unebenheiten. Sei aber gewiß, daß keine Bergspitze den Himmel erreicht und dort eine Unebenheit verursacht. So ist es auch mit unseren Sünden und der Gnade. Für uns sind unsere Sünden oft wie hohe Berge; die Gnade Gottes aber ist hoch über ihnen allen, wie der Himmel hoch über der Erde ist, so daß alle unsere Sünden auch nicht die geringste Unebenheit in der Gnade verursachen werden. Wäre es so, daß wir Gnade bei Gott hätten, wenn wir einige bessere Werke getan haben, dieselbe Gnade aber nicht hätten, sobald sich einige Sünden zeigten, dann käme die Gerechtigkeit wahrlich aus den Werken, und alles wäre falsch, was das Evangelium von der Versöhnung und der Gnade lehrt.

Erkenne hier, wie die Vernunft und das Gefühl bei diesem Gedanken zurückschrecken! Unser Herr Jesus, der von den gebrechlichen Jüngern sagt: ,,Ihr seid jetzt rein, ganz rein", und Paulus, der da sagt: ,,Ist es aus Gnaden, so ist es nicht aus Verdienst der Werke", und David, der hier sagt, daß die Gnade so hoch über uns ist, wie der Himmel hoch ist über der Erde, - sie alle müßten Toren und Lügner sein, wenn die Gnade doch von den Werken abhängen würde. Wer in diesem Glaubenskampf fest stehen will, der muß die Worte des Heiligen Geistes tief in sein Herz schreiben und Gott recht ernstlich um den Glauben bitten.

Alle Sünd' ist mir vergeben, Rein bin ich in Jesu Blut; Ja, im Blute hab' ich Leben, Jesu Blut macht alles gut. Kindschaft hat Er mir erworben, Alles ist in Richtigkeit; Er ist selbst für mich gestorben, Er ist meine Heiligkeit.
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

Benutzeravatar
Joschie
Moderator
Beiträge: 5926
Registriert: 28.02.2007 20:18
Wohnort: Hamburg

Beitrag von Joschie »

D.Rappard Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, so erbarmt sich der Herr über die, so ihn fürchten. Ps. 103,13.
Es ist ein herrlicher Trost, zu wissen, daß der große Gott, der Himmel und Erde erschaffen hat und alles erhält durch sein mächtiges Wort, sich seinen Menschenkindern als V a t e r geoffenbart hat. Er ist unser Vater, weil er uns ins Leben gerufen hat. ,,Alles Leben strömt aus Dir!" sagt ein alter Schweizerpsalm.

Ist er in diesem Sinn der Vater aller Menschen, so ist er noch in besonderer Weise der Vater derer, die eine neue Geburt erlebt haben durch den Glauben an Jesum. Wie Gott der Urheber ihres irdischen Lebens ist, so auch ihres geistlichen Lebens. Alle, die den Heiland in ihr bußfertiges, gläubiges Herz aufnehmen, nehmen damit ewiges Leben auf. Sie werden K i n d e r G o t t e s.

Es ist etwas Unaussprechliches, aufschauen zu dürfen zum Thron des Höchsten und zu rufen: ,,Abba, Vater!" Nicht ein kaltes, richterliches Auge ist es, das auf dich herniederblickt, liebes Gotteskind. Es ist das erbarmende Auge deines guten, treuen Vaters. O vertraue ihm doch wie ein Kind! Vertraue ihm ohne Wanken. Und wenn seine notwendigen Züchtigungen dir einmal wehe tun, so schmiege dich nur um so fester an sein erbarmendes Vaterherz.

O Du Vater der Barmherzigkeit und Gott alles Trostes! Ich fliehe an Dein Herz und will da bleiben, wie ein Kind im Vaterhaus.
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

Benutzeravatar
Joschie
Moderator
Beiträge: 5926
Registriert: 28.02.2007 20:18
Wohnort: Hamburg

Beitrag von Joschie »

C.H. Spurgeon Ein Mensch ist in seinem Leben wie Gras, er blüht wie eine Blume auf dem Feld; wenn der Wind darüber geht, so ist sie nicht mehr. Ps. 103, 15.
Welkende Blumen. "Die Blumen, welche in der Erde Garten wachsen, welken in unsrer Hand, während wir an ihnen riechen."

Sie sind ebenso vergänglich, wie lieblich. Sie wachsen aus dem Staub hervor, und zu Staub müssen sie wieder werden. Wie Herbert sagt: "Ihre Wurzel bleibt stets in ihrem Grabe, Und sterben müssen Sie." Wie rasch ist ihr Welken, sie werden von der Hand gepflückt und vor uns hingelegt, und sie verblühen, und werden kränkelnde, verdorrende, faulende Gegenstände. Höchstens lächelt ihr Leben ein oder zwei Tage, und alles ist vorüber. Welche Freude der Erde ist besser als ihre Blumen? Gesundheit flieht, Reichtum verfliegt, Ehre ist ein Hauch der Luft, und Vergnügen ist eine Seifenblase. Nur vom Himmel können wir erwarten "Freude immerdar" und "ewige Wonne." Die Rose von Saron blüht durch alle Jahrhunderte, und die Lilie des Tales, welche Jesus selber ist, überdauert alle Zeit -- ja, dies ist die einzige Ewigkeitsblume, denn Er allein hat Unsterblichkeit. Warum sollen wir denn den Lebenden unter den Toten suchen, oder nach dem Wesen im Lande der Schatten forschen? Hinfort, meine Seele, pflücke deine Je-länger-je-lieber im Garten des Herrn, sammle deine Vergißmeinnicht von Beeten, welche Christus gepflanzt hat, und suche deine Kaiserkrone nur in dem Paradies droben. Die Blumen des Feldes sind Schmuck für Kinder. Seht, wie die Kleinen sich mit Girlanden umwinden und Kränze aus Butterblumen und Maßliebchen flechten. Die lieblichsten Freuden der Erde sind gutes Kinderspiel; aber, meine Seele, du hast ein edleres Teil zu wählen: such du die Seligkeit, welche nicht dahinwelkt. Kehre dich zu Gott, deiner Freude und Wonne, und dann, wenn deine Jahre auf Erden viele werden, wirst du einen lebenslangen Besitz haben, oder wenn du plötzlich hinweggerückt wirst, sollst du mit dir in deinem Busen die Rosenknospe eines Lebens tragen, die sich vollkommen erschließen wird in dem Land, wo Verblühen und Verwelken unbekannte Dinge sind. (Th.Manton)
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

Benutzeravatar
Joschie
Moderator
Beiträge: 5926
Registriert: 28.02.2007 20:18
Wohnort: Hamburg

Beitrag von Joschie »

C.Eichhorn Gottesfurcht am Anfang und am Ende Die Gnade des Herrn währet über die, so ihn fürchten. Ps. 103, 17
Für leichtsinnige Menschen, die über ihre Fehler skrupellos weggehen, ist die Gnade nicht da. Sie kann nur solchen zuteil werden, die es mit der Sünde ernst nehmen, denen sie ein Übel, ja das größte aller Übel wird. Leichtfertige Sünder trösten sich oft damit, daß "unser Herrgott" gnädig ist. Sie berufen sich auf das Gebet des Zöllners: "Gott, sei mir Sünder gnädig!" Das ist entsetzliche Verblendung. Die Gnade bietet sich nur erschreckten Gewissen an, die aus dem Sündenschlaf erwacht sind und in die Gegenwart des heiligen Gottes gestellt werden. - Die Menschen sind durch ihre Gottlosigkeit so tief gefallen. Was ihnen allein helfen kann, sind Zeugen der Wahrheit, Männer, deren Geisteswort das Herz in Gottes Licht stellt. Dann ergreifen Furcht und Bangigkeit die sicheren Sünder. Ihre bis dahin unerkannte Sünde wird aufgedeckt. Dann hören die Fehltritte auf, "verzeihliche Schwächen" zu sein, sie werden zu furchtbaren Anklägern. Der Mensch schreit nach Vergebung; denn sich selbst rechtfertigen, ist ein Ding der Unmöglichkeit. - Gottesfurcht ist die notwendige Bedingung für den Empfang der Gnade. Sie ist zugleich auch eine Frucht der Gnade. Bei dir ist die Vergebung, "daß man dich fürchte". Was kann es Höheres geben als Gottesfurcht, ungeheuchelte, echte, kindliche Ehrfurcht vor Gott, die aus dem dankbaren Herzen des begnadigten Sünders kommt? In frommen Kreisen wird die Gottesfurcht vielfach zu gering gewertet als eine mehr alttestamentliche Frömmigkeit. Man vergißt, daß die Apostel die Frömmigkeit der Kinder Gottes als Furcht Gottes bezeichnen (1. Petr. 1, 17; Hebr. 12, 28). Man ergeht sich in hochgeistlichen Reden und übersieht das Notwendige, nämlich einen Wandel zu führen in der Gegenwart Gottes, wobei man in allem nur nach ihm blickt und fragt. Gar manche hochgeistlichen Leute vernachlässigen die Grundgebote Gottes, weil sie nicht Gott vor Augen haben und nicht vor seiner heiligen Majestät zittern. Sie werden allzu frei und auch allzu vertraulich oder vielmehr unehrerbietig Gott gegenüber. - Denn die Gottesfurcht muß bei der Liebe sein, sonst artet die Liebe aus in Unehrerbietigkeit und endet in Gleichgültigkeit. Die Furcht Gottes erhält in der rechten Beugung. Man ist erst dankbar für seine Liebe und betet sie voll Staunen an, wenn man seine hohe Majestät bedenkt und nicht vergißt, daß er Leib und Seele in die Hölle verderben kann. Diese hochnötige Furcht, dieses heilige Zittern vermißt man bei so vielen Frommen. Und doch ruft ihnen, nicht den Unbekehrten, der Apostel zu: "Schaffet eure Seligkeit mit Furcht und Zittern!" Wie befreiend wirkt doch auch die echte Gottesfurcht! Wie löst sie von aller Menschenrücksicht und Menschenfurcht, die uns von Natur binden! Mit der Gottesfurcht, die vor der Sünde zurückbebt, beginnt die Weisheit, und mit der Gottesfurcht, die mit der Liebe zu Gott gepaart ist, vollendet sich die Weisheit.
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

Benutzeravatar
Joschie
Moderator
Beiträge: 5926
Registriert: 28.02.2007 20:18
Wohnort: Hamburg

Beitrag von Joschie »

C.O.Rosenius Die Gnade des Herrn währt von Ewigkeit zu Ewigkeit bei denen, die Seinen Bund halten und gedenken an Seine Gebote, daß sie danach tun. Ps. 103, 17 und 18.
Es ist dies ein feiner Ausdruck für die innere Verfassung eines rechten Christen. Er drückt den beständigen, innigen Wunsch und das Seufzen in den Herzen der Gläubigen aus, den Willen des Herrn tun zu können. Ein Christ kann oft nichts anderes von seinem geistlichen Leben empfinden, als an die Gebote des Herrn zu denken, um danach zu tun. Dies ist der ,,Hunger und Durst nach der Gerechtigkeit", wovon Jesus redet und worunter auch die Gerechtigkeit des Lebens verstanden wird. Ein rechter Christ wird in dieser Sache nie vollkommen gesättigt. Die Gebote des Herrn mit ihren geistlichen Forderungen an den inwendigen Menschen stehen immer höher, als daß er das Ziel erreichen könnte! Er seufzt: ,,Ach, daß ich so sein und handeln könnte, wie der Herr fordert!" Dieses Wünschen und Seufzen ist gleichsam der Atemzug oder der Herzschlag des neuen Menschen. Es ist nichts anderes als ,,Christus in uns, Gottes Geist im Herzen, eine Teilhaftigkeit der göttlichen Natur". Dieser reine heilige Geist streitet immer gegen das Fleisch und bewirkt, daß wir, auch wenn wir fallen und uns vergehen, doch nie in der Sünde bleiben können.

Hier ist nun ein Stück zur Selbstprüfung. Es heißt: ,,Gedenken an die Gebote des Herrn, daß wir danach tun". Verstehen, denken und reden von den Geboten, das können Tausende, sie fangen aber nie an, auch danach zu tun. Es ist ja keine Kunst, an gute Werke zu denken und von denselben zu reden oder sie von anderen zu fordern. Viele sind recht eifrig um das Gesetz und um gute Werke besorgt, wenn es gilt, daß andere dieselben tun sollen, und es wird, so meinen sie, auch nie streng genug davon gepredigt. Aber selbst rühren sie die Last nicht mit einem Finger an, sagt Christus. Zu solchen spricht Er: ,,Was verkündigst du Meine Rechte und nimmst Meinen Bund in deinen Mund, so du doch (deinerseits) Zucht haßt und wirfst Meine Worte hinter dich?" Hier werden Aufrichtigkeit und Wahrheit gefordert. ,,Gott läßt sich nicht spotten!"

Auch für einen gläubigen Christen ist große Gefahr, wenn er jemals die Lehre von unserer Schwachheit so mißbrauchen sollte, daß er noch, nachdem er zum Trost und zum Frieden in Christus gelangt ist, es anstehen läßt, an eine Sache zu denken, die ihm schwerfällt. Das taugt nicht! Man muß immer an des Herrn Gebote gedenken, daß man danach tue, nachdem man seine volle Gerechtigkeit und seinen Frieden in Christus erhalten hat. Die Kraft, die du noch nicht erhalten hast, kannst du doch noch erlangen. Was dir unmöglich erscheint, ist dem Herrn leicht. In demselben Augenblick, in dem Paulus von seiner eigenen Schwachheit redet, redet er zugleich auch von der Kraft Gottes in den Schwachen. ,,Wenn ich schwach bin, so bin ich stark; Gottes Kraft ist in den Schwachen mächtig." Wenn du darum fröhlich in deinem Gott und der Vergebung deiner Sünden gewiß bist, dann mußt du in vertraulicher und ernsthafter Weise die Sache, die dir zu schwer ist, auf das Herz deines milden Heilandes legen und um Seine Kraft bitten, das tun zu können, was Er fordert, mit Augustinus sprechend: ,,Befiehl mir, Herr, was Du willst; aber gib Du selbst mir das, was Du befiehlst! Du weißt, o Herr, daß ich selbst gar nichts vermag!" Aber auch, wenn du nicht alles erhältst, was du auf diesem Wege begehrst, nicht all das Gute tun kannst, was du wolltest, so ist es doch nötig, daß du an des Herrn Gebote denkst und darum bittest, auf daß du durch solche Übung stets in einer lebendigen, persönlichen Erfahrung deiner Schwachheit erhalten bleibst, die dann die heilsame Demütigung bewirkt, die Gott bezweckt, wenn Er uns dem Teufel und uns selbst überläßt. - Denke daran!

Das bloße Wissen von unserer Schwachheit bewirkt nicht diese Demütigung. Und nichts kann trauriger sein, als wenn ein sonst gläubiger Mensch in solche Lässigkeit gerät, daß er nicht mehr der Gebote des Herrn gedenkt, um danach zu tun, so daß er durch seine Mängel gedemütigt und gebeugt wird. Beachte dies tief! Wenn ein Mensch von unserer großen Ohnmacht und von unseren Mängeln redet, aber dabei ungebrochen, selbstzufrieden und stolz ist - ach, ein schneidender Anblick, ein widerliches Gerede! Das rührt von der Sicherheit und der Lässigkeit her. Es ist darum in allen Beziehungen wichtig, daran zu denken, den Willen Gottes zu tun. Es ist z. B. wahr, daß wir nicht beten können, wie wir sollen. Wir sind oft so zerstreut, träge und kalt im Gebet. Es ist auch wahr, daß, wer in seiner Not darüber doch an Christus glaubt, nicht verzweifeln noch dem Unglauben Raum geben soll. Sollte ich aber deshalb nie mein Fleisch mit Beten beschweren? Das sei ferne! Ich muß ja doch beten, so wie ich kann, und dabei Gott zugleich um die Gnade bitten, besser beten zu können. Ebenso geht's in allen anderen Fällen, wo meine Ohnmacht mir zu groß wird. Ich kann nicht so mild, sanftmütig, demütig, liebevoll, keusch, geduldig sein, ich kann Christus nicht so bekennen, mein Gut nicht so für meinen Nächsten opfern, wie ich sollte. Diese guten Dinge darf ich darum aber nicht vergessen, sondern ich muß dennoch der Gebote des Herrn gedenken, um danach zu tun, und Gott beständig um mehr und mehr Kraft dazu bitten.

Alles das ist die Übung aller Gläubigen, es ist ihre neue Natur, es ist das Werk des Geistes in ihnen. Wir müssen nur danach trachten, daß wir immer dem Geist gehorsam sind und auf Ihn hören und nicht aufs neue in Sicherheit einschlafen.

Der Du Dich, Herr, für mich in den Tod gegeben, Gib mir die Gnade nun, für Dich zu leben!
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

Antworten