Abgaben für die Gemeinde: Zehnter oder was?

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Moderator: Jörg

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Corina
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Abgaben für die Gemeinde: Zehnter oder was?

Beitrag von Corina »

Ron hat vor einer Weile einen Thread angefangen (währendessen abgeschlossen), wo es um die Gültigkeit von Sabbath und Zehntem für Christen ging. Die Diskussion verlor sich dann etwas. Über den 10ten wurde nicht mehr viel gesagt.

Dieses Thema beschäftigt mich jedoch im Moment sehr. Ich weis aber relativ wenig darüber. Deshalb möchte ich nochmals einen neuen Thread anfangen, und darin folgendes fragen:

- Was ist der Zehnte?
- Wozu dient(e) er?
- Wozu dient er heute, bzw. nicht?
- Ist er gültig für Christen? Weshalb /nicht?
- Wie soll die Gemeinde "finanziert" werden?

Wenn ihr Bibelstellen nennen könnt, in denen diese Themen behandelt werden, ist dies sehr hilfreich zur Meinungsbildung.

Wer weiss etwas? Wer kann eine oder mehrere meiner Fragen biblisch beantworten?

Danke für eure Hilfe.

Liebe Grüsse,
Corina

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User1211
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Beitrag von User1211 »

Hallo Corina,

ich hab gerade nicht viel Zeit. Daher vielleicht zunächst mal so viel: Der Zehnte ist einfach 10%. Er wurde im Gesetz von Gott eingeführt. Die entsprechende Regelung findest Du in 3.Mose 27v30-33:
30 Und der ganze Zehnte des Landes, vom Samen des Landes, von der Frucht der Bäume, gehört dem HERRN; es ist dem HERRN heilig. 31 Wenn aber jemand von seinem Zehnten irgend etwas einlösen will, dann soll er sein Fünftel hinzufügen. 32 Und der ganze Zehnte von Rindern und Schafen, von allem, was unter dem Stab vorüberzieht, das Zehnte soll für den HERRN heilig sein. 33 Man soll nicht untersuchen, ob es gut oder schlecht ist, und darf es nicht vertauschen. Wenn man es dennoch irgend vertauscht, wird es selbst heilig bleiben, das Eingetauschte aber wird heilig werden; es darf nicht eingelöst werden.
Mir ist keine Stelle bewußt, aus der das Halten des Gebots des Zehnten im NT abgeleitet werden kann. Im Gegenteil zeigt Apg. 5 eigentlich, dass die Gaben zur finanzierung der Gemeinde freiwillig und ungeheuchelt sein sollen. Die (meisten der) ersten Christen praktizierten eine 100%-Haltung, in dem sie ihr ganzes Vermögen allen anderen Gläubigen zur Verfügung stellten. Grundsätzlich gilt jedoch, dass wir als Christen an den finanziellen Problemen der anderen Christen anteil nehmen sollen (siehe z.B. die Korintherbriefe).

Soviel in Kürze. Vielleicht reicht das ja als Anstoss für andere. Ansonsten komme ich bei Gelegenheit gerne drauf zurück.
Lieben Gruß
Thorsten

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andy
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100% geben - aber ganz ohne Zwang

Beitrag von andy »

Ich stimme mit der 100%-Haltung überein. "Ich und mein Haus wollen dem Herrn dienen" (Jos 24,15) gibt uns bereits im alten Testament Hinweise auf die richtige Haltung... alles, worüber mir der Herr Verantwortung gegeben hat, soll seiner Ehre dienen und seinem Willen unterstehen.

Im alten Testament wird der zehnte für den Tempel und die Priester verwendet. Im neuen Testament haben wir nun eine merkwürdige Situation: WIR sind der Tempel, und WIR sind auch Priester. (1. Petrus 2:9: "Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum...") Sollen wir also den zehnten behalten?! Nein, sondern wir sollen ihn für das einsetzen, was wir in unserer Eigenschaft als Priester und "lebendige Steine" des Tempels für den Herrn tun. Das kann bedeuten, daß wir unsere Gemeinde finanziell mittragen; es kann auch vieles anderes bedeuten. Es wäre "zu einfach", wenn es eine Regel gäbe, soundsoviel Prozent gehören hierher und soundsoviel gehört dorthin, und den Rest kannst Du behalten.

Gott hat absichtlich darauf verzichtet, uns mit einer solchen Pauschalregelung quasi zur Zahlung einer vom Königreich Gottes vorgeschriebenen Steuer zu verpflichten. Dennoch haben wir eindeutige Regelungen zur Höhe unserer finanziellen Gaben: Wir sollen fröhlichen Herzens geben. Wenn Du es also ungern tust, dann gib nur so viel, wie Du gern gibst. Wenn Du gern mehr gibst, dann gib mehr. Gott will nicht primär Dein Geld; er will Dein Herz. Er will Dein Geld nur dann, wenn es Liebe ausdrückt; nicht jedoch, wenn es Liebe vortäuschen oder ersetzen soll, oder fein säuberlich nach der Maleachi-Regelung pünktlich und auf den Cent genau per Dauerauftrag abgebucht wird, ohne daß Dein Herz Anteil am Geben hat. Pflichtbewußtsein hatten die Pharisäer jede Menge, und dennoch "dienten" sie Gott vergeblich.

Fazit: Dein Geld hat Gott Dir gegeben. Du kannst es behalten, ohne daß er beleidigt ist oder daß sein Königreich dadurch ein finanzielles Problem erleidet. Jeder sollte jedoch in seiner Beziehung zu Gott irgendwann an den Punkt kommen, wo er Gott gern gibt, was er sowieso nicht behalten kann... und das Loslassen unserer Finanzen gehört genauso zum christlichen Reifeprozeß wie das Loslassen aller anderen Lebensbereiche. Manche lassen wir schneller los als andere; und der Bereich der Finanzen sollte nicht strenger bewertet werden als andere Bereiche. Daß dieser Aspekt so stark Beachtung findet, liegt so manches Mal daran, daß durch die Kirchengeschichte hindurch Gemeindeleiter selbst noch nicht Gott die Kontrolle über die Finanzen gegeben haben und demnach ihre finanzielle Versorgung statt von Gott eben von Menschen erwarteten. Diese Leiter sind eben ebensowenig perfekt wie wir anderen auch. :o)

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