Lesung aus Arthur W. Pink "Das Leben des Elia"

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Joschie
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Kapitel 11 In Gefahr

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„Und es vergingen viele Tage“ (1.Kön. 18,1; Elberf.). Beachte die Formulierung des Heiligen Geistes. Es heißt nicht „Und es vergingen drei Jahre“ (was ja tatsächlich der Fall war), sondern „viele Tage“. Hier ist eine wichtige Lektion für unsere Herzen, wenn wir aufmerksam sind: Wir sollten einen Tag zur Zeit leben und unser Leben in Tagen zählen. „Der Mensch, vom Weibe geboren, ist kurz an Tagen und mit Unruhe gesättigt. Wie eine Blume kommt er hervor und verwelkt“ (Hiob 14,1-2; Elberf.). Diese Sicht vom Leben hatte auch der betagte Jakob: Als der Pharao den Patriarchen nach seinem Alter fragte, antwortete er: „Die Tage der Jahre meiner Fremdlingschaft sind hundert und dreißig Jahre“ (1.Mose 47,9; Elberf.). Glücklich sind die, deren ständiges Gebet ist: „Lehre uns denn zählen unsere Tage, auf dass wir ein weises Herz erlangen“ (Ps. 90,12; Elberf.). Wir sind immer geneigt, in Jahren zu rechnen. Mögen wir versuchen, jeden Tag so zu leben, als wüssten wir, dass es unser letzter ist.

„Und es vergingen viele Tage, da geschah ...“: das heißt, der vorbestimmte Ratschluss Jehovas wurde jetzt vollzogen. Die Erfüllung der göttlichen Absicht kann von uns weder verzögert noch erzwungenwerden. Wir müssen die von Ihm verordnete Stunde abwarten, und wenn sie gekommen ist, dann handelt Er – „da geschah“, gerade wie Er es vorherbestimmt hatte. Die genaue Zeitdauer, die Sein Knecht an einem bestimmten Ort bleiben sollte, war von Ihm von Ewigkeit her prädestiniert. „Und es vergingen viele Tage, da geschah ...“: genau genommen, waren es über tausend Tage seit Beginn der Dürrezeit, als „das Wort des Herrn zu Elia geschah“. Gott hatte Seinen Knecht nicht vergessen: Gott vergisst niemals eines Seiner Kinder, denn hat Er nicht gesagt: „Siehe, in die Hände habe ich dich gezeichnet; deine Mauern sind immerdar vor mir“ (Jes. 49,16)? O dass wir niemals Ihn vergessen, sondern „den Herrn allezeit vor Augen“ haben mögen (Ps. 16,8)!

„Da kam das Wort des HERRN zu Elia, im dritten Jahr: Geh hin und zeige dich Ahab, denn ich will regnen lassen auf die Erde“ (1.Kön. 18,1). Um besser die ungeheuerliche Probe verstehen zu können, auf die der Mut des Propheten durch diesen Befehl gestellt wurde, wollen wir versuchen, eine Vorstellung von der gegenwärtigen Gemütsverfassung des bösen Königs zu bekommen. Zu Beginn dieser Studie über Elias Leben betrachteten wir die Worte: „Und es sprach Elia, der Tischbiter, aus Tischbe in Gilead zu Ahab: So wahr der HERR, der Gott Israels, lebt, vor dem ich stehe: es soll diese Jahre weder Tau noch Regen kommen, ich sage es denn“ (17,1). Jetzt müssen wir die Folgezeit bedenken. Wir haben gesehen, wie es Elia über diesen langen Zeitraum hinweg erging, und wir müssen jetzt versuchen zu ermitteln, wie es für Ahab, seinen Hof und seine Untertanen weiterging. In der Tat muss die Lage auf der Erde fürchterlich sein, wenn die Himmel verschlossen sind und es drei Jahre keine Feuchtigkeit gibt. „Es war aber eine große Hungersnot in Samaria“(18,2).

„Und Ahab sprach zu Obadja: Wohlan, wir wollen durchs Land ziehen zu allen Wasserquellen und Bächen, ob wir Gras finden und die Rosse und Maultiere erhalten könnten, damit nicht alles Vieh umkommt“ (V. 5). Uns werden zwar nur grobe Umrisse gegeben, aber die Details lassen sich unschwer ergänzen. Israel hatte schwer gegen den Herrn gesündigt, und so bekamen sie das Gewicht der Rute Seiner gerechten Macht zu spüren. Welch ein demütigendes Bild von Gottes auserwähltem Volk, zu sehen, wie ihr König auszieht, um Gras zu suchen, damit er, wenn er ein wenig fände, das Leben der noch verblieben Tiere retten könnte. Welch ein Unterschied zu der Fülle und Herrlichkeit aus Salomos Tagen! Aber Jehova war in gröbster Weise entehrt, Seine Wahrheit verworfen worden. Die niederträchtige Isebel hatte das Land beschmutzt durch den pestartigen Einfluss ihrer falschen Propheten und Priester. Die Altäre des Baal hatten denjenigen des Herrn vom Platz verdrängt; und Israel, nachdem es Wind gesät hatte, musste nun gezwungen werden, den Sturm zu ernten.
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

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Joschie
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Kapitel.11 In Gefahr

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Und welche Wirkung hatte dieses harte Gericht des Himmels auf Ahab und seine Untertanen gehabt? „Und Ahab sprach zu Obadja: Wohlan, wir wollen durchs Land ziehen zu allen Wasserquellen und Bächen, ob wir Gras finden und die Rosse und Maultiere erhalten könnten, damit nicht alles Vieh umkommt.“ Nicht eine einzige Silbe über Gott! Nicht ein Wort über die schrecklichen Sünden, die Sein Missfallen über das Land gebracht hatten! Wasserquellen, Bäche, Gras – das war alles, was Ahab durch den Kopf ging – Befreiung von der göttlichen verordneten Not war alles, was ihn bewegte. So ist es immer mit den Verworfenen. Mit dem Pharao war es genauso: Jedesmal, wenn eine neue Plage über Ägypten hereinbrach, schickte er nach Mose und flehte ihn an, für ein Ende derselben zu bitten, und sowie sie vorüber war, verhärtete er sein Herz und trotzte erneut dem Allerhöchsten. Es sei denn, es gefällt Gott, Seine Züchtigungen direkt für unsere Seelen zu heiligen und zu weihen, sind sie uns nichts nütze. Ganz gleich, wie schwer Seine Gerichte sind oder wie lange sie andauern, der Mensch lässt sich durch sie nicht erweichen, es sei denn, Gott vollbringt ein Werk der Gnade in ihm. „Die Menschen zerbissen ihre Zungen vor Schmerzen und lästerten Gott im Himmel wegen ihrer Schmerzen und wegen ihrer Geschwüre und bekehrten sich nicht von ihren Werken“ (Offb. 16,10-11).

Nirgends kommt die schreckliche Verderbtheit der menschlichen Natur krasser zum Ausdruck als gerade an diesem Punkt. Zuerst betrachten die Menschen eine lange Trockenperiode als eine Laune der Natur, die ertragen werden muss, und weigern sich, Gottes Hand darin zu sehen. Später, wenn ihnen aufgeht, dass sie unter einem göttlichen Gericht stehen, nehmen sie eine trotzige Haltung ein und werden unverschämt. Ein späterer Prophet in Israel klagte über das Volk, das diese niederträchtige Haltung an den Tag legte:„HERR, deine Augen sehen auf Wahrhaftigkeit. Du schlägst sie, aber sie fühlen’s nicht; du machst fast ein Ende mit ihnen, aber sie bessern sich nicht. Sie haben ein Angesicht härter als ein Fels, aber wollen sich nicht bekehren“ (Jer. 5,3). Daran können wir sehen, wie absolut absurd und falsch die Lehre der Romanisten über Fegefeuer und die der Allversöhner über die Hölle ist. „Das eingebildete Fegefeuer und die realen Foltern der Hölle haben keine reinigende Wirkung, und der Sünder wird unter der Qual seiner Leiden an Boshaftigkeit ständig zunehmen und Zorn bis in die Ewigkeit anhäufen“ (Thomas Scott).

„Und Ahab sprach zu Obadja: Wohlan, wir wollen durchs Land ziehen zu allen Wasserquellen und Bächen, ob wir Gras finden und die Rosse und Maultiere erhalten könnten, damit nicht alles Vieh umkommt. Und sie teilten sich ins Land, dass sie es durchzogen. Ahab zog allein auf dem einen Weg und Obadja auch allein auf dem
andern Weg“ (V. 5-6). Was für ein Bild zeichnen diese Worte! Nicht nur, dass der Herr keinen Platz in seinen Gedanken hatte, sondern Ahab sagte auch nichts von seinem Volk, dem doch nach Gott seine Hauptsorge hätte gelten müssen. Sein böses Herz schien unfähig, über Pferde und Maultiere hinauszuwachsen: um sie allein war er in den Zeiten von Israels schlimmster Not besorgt. Welch ein Kontrast zwischen der niedrigen, gemeinen Selbstsucht dieses Schuftes und dem edlen Geist des Mannes nach dem Herzen Gottes. „Als aber David den Engel sah, der das Volk schlug, sprach er zum HERRN: Siehe, ich habe gesündigt, ich habe die Missetat getan; was haben diese Schafe getan? Lass deine Hand gegen mich und meines Vaters Haus sein!“ (2.Sam. 24,17): Das war die Sprache eines wiedergeborenen Königs, als sein Land unter Gottes züchtigender Rute zittert wegen seiner Sünde.

Als die Dürrezeit immer länger und ihre verheerenden Wirkungen immer schlimmer wurden, können wir uns sehr wohl den bitteren Groll und die inbrünstige Entrüstung vorstellen, die Ahab und seine böse Gefährtin gegen denjenigen hegten, der die schreckliche Ankündigung „weder Tau noch Regen“ ausgesprochen hatte. So erbost war Isebel, dass sie „alle Propheten des HERRN ausrottete“ (V.4), und so wütend war der König, dass er Elia mit allem Fleiß in dem umliegenden Nationen gesucht und sogar einen Eid von ihren Herrschern gefordert hatte, dass sie dem Mann kein Asyl gewährten, den er als seinen schlimmsten Feind und den Urheber all seiner Schwierigkeiten ansah. Und nun kam das Wort des Herrn zu Elia: „Geh hin und zeige dich Ahab!“ Wenn schon damals, als er berufen war, die furchtbare Dürre anzukündigen, großer Mut erforderlich war, welche Unerschrockenheit brauchte er erst, um jetzt dem gegenüberzutreten, der ihn mit erbarmungslosem Zorn suchte!
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Neu„Und es vergingen viele Tage, da geschah das Wort Jehovas zu Elia im dritten Jahr also: Gehe hin, zeige dich Ahab“ (Elberf.). Die Tätigkeiten Elias waren alle von Gott geordnet: Er war „nicht sein eigen“, sondern der Knecht eines anderen. Als der Herr ihn aufforderte, „Verbirg dich“ (17,3), musste er sich auf Seinen Befehl hin zurückziehen, und als Er sagte, „Zeige dich“, musste er sich auch hier dem göttlichen Willen fügen. Elia verlor nicht den Mut, denn „der Gerechte ... ist furchtlos wie ein junger Löwe“ (Spr. 28,1). Er verweigerte sich dem neuen Auftrag nicht, sondern zog ohne Murren und unverzüglich los. Menschlich gesprochen, war es höchst gefährlich, nach Samarien zurückzukehren, denn er konnte keine freundliche Aufnahme von den Leuten, die in so großer Not waren, erwarten, und auch keine Barmherzigkeit vom König. Doch mit demselben unverzüglichen Gehorsam, der ihn zuvor gekennzeichnet hatte, kam er auch jetzt den Anweisungen seines Meisters nach. Wie der Apostel Paulus erachtete er sein eigenes Leben nicht für wertvoll, sondern war bereit, gefoltert und getötet zu werden, wenn es der Wille des Herrn für ihn sein sollte.

„Als nun Obadja auf dem Wege war, siehe, da begegnete ihm Elia“ (V. 7). Einige Extremisten haben Obadjas Charkter böse verleumdet und ihn als treulosen Kompromissler hingestellt, als einen, der zwei Herrn dienen wollte. Aber der Heilige Geist hat nicht gesagt, dass er falsch handelte, in Ahabs Dienst zu bleiben, und auch nicht angedeutet, dass sein geistliches Leben dadurch zu Schaden kam. Stattdessen wird ausdrücklich gesagt: „Obadja aber fürchtete den Herrn sehr“ (V. 3). Das ist eine der höchsten Empfehlungen, die ihm zuteil werden konnte. Gott hat Seinen Kindern oft Gunst bei heidnischen Herren gegeben (wie bei Joseph und Daniel) und hat die Hinlänglichkeit Seiner Gnade dadurch verherrlicht, dass Er ihre Seelen inmitten einer äußerst ungünstige Umgebung bewahrte. Seine Heiligen befinden sich zuweilen an sehr unerwarteten Orten wie im „Haus des Kaisers“ (Phil. 4,22).

Es ist nichts Falsches dabei, dass ein Kind Gottes eine einflussreiche Stelle innehat, solange es ihm ohne die Aufgabe von Prinzipien möglich ist. Und in der Tat, es kann ihm die Gelegenheit geben, der Sache Gottes wertvollen Dienst zu erweisen. Was wäre, menschlich gesprochen, aus Luther und der Reformation geworden, wenn nicht der Kurfürst von Sachsen gewesen wäre? Und was wäre Wycliffes Schicksal gewesen, wenn John of Gaunt ihn nicht unter seinen Schutz gestellt hätte? Als Ahabs Hofmeister war Obadja zweifellos in einer äußerst schwierigen und gefährlichen Stellung, doch anstatt seine Knie dem Baal zu beugen, wurde er zum Werkzeug für die Rettung vieler der Knechte Gottes. Von so vielen Versuchungen umgeben, bewahrte er dennoch seine Integrität. Es gilt auch zu beachten, dass Elia, als er ihm begegnete, kein Wort des Tadels zu Obadja sagte. Lasst uns nicht zu hastig unsere Stellung wechseln, denn der Satan kann uns an einem Ort ebenso leicht anfallen wie an einem anderen.
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Als Elia auf dem Wege war, Ahab entgegenzutreten, traf er den gottesfürchtigen Hofmeiser des Königs. "Als nun Obadja auf dem Wege war, da begegnete ihm Elia. Und als er ihn erkannte, fiel er auf sein Antlitz und sprach: Bist du es nicht, Elia, mein Herr?“ (V.7). Obadja erkannte Elia, doch er konnte seinen Augen kaum trauen. Es war erstaunlich, dass der Prophet die erbarmungslose Verfolgung der Knechte Jehovas durch Isebel überlebt hatte; es war noch unglaublicher, ihn hier allein unterwegs in Samaria zu sehen. Lange Zeit hatte man mit allem Fleiß, aber vergeblich nach ihm gesucht, und nun kommt er unerwartet des Weges. Wer kann die gemischten Gefühle der Ehrfurcht und Freude ermessen, als Obadja den Mann Gottes sah, auf dessen Wort hin die furchtbare Dürre und die bittere Hungersnot das Land fast vollständig verwüstet hatten? Obadja zeigt ihm unverzüglich größten Respekt und huldigte ihm. „Wie er den Söhnen der Propheten die Güte eines Vaters erwiesen hatte, so erwies er jetzt dem Vater der Propheten die Ehrfurcht eines Sohnes und machte auf diese Weise deutlich, dass er tatsächlich den Herrn sehr fürchtete“ (Matthew Henry).

„Er sprach: Ja! Geh hin und sage deinem Herrn: Siehe, Elia ist da!“ (V. 8). Den Propheten verließ nicht der Mut. Er hatte von Gott den Befehl empfangen, „geh hin und zeige dich Ahab“, und deswegen machte er keinen Versuch, seine Identität zu verbergen, als ihn der Hofmeister fragte. Lasst uns nicht davor zurückschrecken, uns mutig als Jünger Christi zu bekennen, wenn wir von denen, die uns begegnen, zur Rede gestellt werden. Es gilt auch zu beachten, dass Elia Ahab, so böse dieser auch war, ehrte, indem er zu Obadja von „deinem Herrn“ sprach. Es ist die Pflicht von Untergebenen, gegen- über ihren Vorgesetzten Respekt zu zeigen: von Untertanen gegen- über ihrem König, von Knechten gegenüber ihrem Meister. Wir müssen jedem das erweisen, wozu ihn sein Amt oder sein Stand berechtigt. Es ist kein Zeichen von Geistlichkeit, vulgär in unserem Benehmen oder schroff in unserer Rede zu sein. Gott befiehlt uns, „ehrt den König“ (1.Petr. 2,17) – wegen seines Amtes, selbst wenn er ein Ahab oder ein Nero ist.

„Er sprach: Ja! Geh hin und sage deinem Herrn: Siehe, Elia ist da! Obadja aber sprach: Was habe ich gesündigt, dass du deinen Knecht in die Hände Ahabs geben willst, dass er mich tötet?“ (V. 8- 9). Es ist nur natürlich, dass Obadja wünschte, von einer so gefährlichen Aufgabe enthoben zu werden. Zuerst fragt er, worin er sich entweder gegen den Herrn oder gegen Seinen Propheten vergangen hat, dass er nun aufgefodert wird, eine so unangenehme Botschaft vor den König zu bringen – ein eindeutiger Beweis, dass sein Gewissen rein war! Zweitens erzählt er Elia von den großen Anstrengungen, die sein königlicher Meister unternommen hat, den Propheten aufzuspüren und sein Versteck zu entdecken: „So wahr der HERR, dein Gott, lebt: es gibt kein Volk noch Königreich, wohin mein Herr nicht gesandt hat, dich zu suchen“ (V. 10). Doch, trotz allen Fleißes waren sie nicht in der Lage, ihn zu finden: so wirksam hatte Gott ihn vor ihrer Arglist geschützt. Es ist absolut sinnlos für einen Menschen sich zu verstecken, wenn Gott ihn sucht; ebenso sinnlos ist es für ihn zu suchen, wenn Gott etwas vor ihm verbirgt.

„Und nun sprichst du: Geh hin, sage deinem Herrn: Siehe, Elia ist da!“ (V. 11). So etwas von mir zu verlangen, kann doch gewiss nicht dein Ernst sein. Weißt du nicht, dass es tödliche Folgen für mich hätte, wenn sich eine solche Ankündigung nicht als wahr erweisen würde! „Wenn ich nun hinginge von dir, so könnte dich der Geist des HERRN entführen, und ich wüsste nicht wohin; und wenn ich dann käme und sagte es Ahab an und er fände dich nicht, so tötete er mich. Und doch fürchtet dein Knecht den HERRN von Jugend auf“ (V. 12). Er hatte Angst, Elia könnte wieder auf mysteriöse Weise verschwinden; und dann würde sein Herr höchstwahrscheinlich erbost sein, weil er den Propheten nicht gleich verhaftet hatte, und ganz gewiss würde er überschäumen vor Wut, wenn er bei seiner Ankunft an dem angegebenen Ort keine Spur von ihm fände und feststellen müsste, dass er getäuscht worden war. Schließlich fragt er: „Ist’s meinem Herrn Elia nicht angesagt, was ich getan habe, als Isebel die Propheten des HERRN tötete? Dass ich von den Propheten des HERRN hundert versteckte, hier fünfzig und da fünfzig, in Höhlen und versorgte sie mit Brot und Wasser?“ (V. 13). Obadja verwies auf seine noblen und wagemutigen Taten nicht aus Prahlerei, sondern um seine Ernsthaftigkeit zu belegen. Elia vergewisserte ihn im Namen Gottes, und Obadja kam der Aufforderung gehorsam nach: „Elia sprach: So wahr der HERR Zebaoth lebt, vor dem ich stehe: Ich will mich ihm heute zeigen. Da ging Obadja hin Ahab entgegen und sagte es ihm an. Und Ahab ging hin Elia entgegen“ (V. 15-16).
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Kapitel 12 Die Begegnung mit Ahab

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Kapitel 12 Die Begegnung mit Ahab

In früheren Kapiteln haben wir gesehen, wie Elia plötzlich aus der Verborgenheit herausgerufen wurde, um vor dem bösen König Israels zu erscheinen und ihm eine furchtbare Gerichtsbotschaft zu übermitteln, nämlich, „es soll diese Jahre weder Tau noch Regen kommen, ich sage es denn“ (1.Kön. 17,1). Nach dem Auspruch dieses
folgenschweren Ultimatums zog sich der Prophet, im Gehorsam gegenüber seinem Meister, aus dem öffentlichen Geschehen zurück in die Einsamkeit; einen Teil der Zeit verbrachte er am Bach Krit, einen anderern Teil im Haus der Witwe in Zarpat, wobei er an beiden Orten von Gott wunderbar versorgt wurde, der nicht duldet, dass jemand, der nach Seinen Befehlen handelt, dadurch zum Verlierer wird. Aber jetzt war die Stunde gekommen, dass dieser unerschrockene Knecht des Herrn wieder hervor kommen und erneut Israels götzendienerischem Herrscher entgegentreten musste: „Nach einer langen Zeit kam das Wort des HERRN zu Elia, im dritten Jahr: Geh hin und zeige dich Ahab“ (1.Kön. 18,1).

In unserem letzten Kapitel haben wir die Wirkung betrachtet, welche die langanhaltende Dürre auf Ahab und seine Untertanen hatte, eine Wirkung, die in tragischer Weise die Verderbtheit des menschlichen Herzens verdeutlicht. Es steht geschrieben: „Weißt du nicht, dass dich Gottes Güte zur Buße leitet? (Röm. 2,4); und wiederum: „Wenn deine Gerichte über die Erde gehen, so lernen die Bewohner des Erdkreises Gerechtigkeit“ (Jes. 26,9). Wie oft hören wir diese Sätze angeführt, als seien sie absolute, uneingeschränkte Aussagen, und wie selten werden die Worte zitiert, die unmittelbar folgen – im ersten Fall: „Du aber in deinem verstockten und unbußfertigen Herzen häufst dir selbst Zorn an auf den Tag des Zorns“, und im anderen Fall: „Aber wenn dem Gottlosen Gnade widerfährt, so lernt er doch nicht Gerechtigkeit, sondern tut übel im Lande, wo das Recht gilt, und sieht des HERRN Herrlichkeit nicht.“ Wie können wir diese Verse verstehen, die doch für den natürlichen Menschen sich gegenseitig außer Kraft zu setzen scheinen (der zweite Teil der Jesajastelle scheint dem ersten Teil geradeheraus zu widersprechen)?

Wenn wir die Schrift mit sich selbst vergleichen, werden wir feststellen, dass für jede der oben genannten Aussagen klare und eindeutige Musterfälle angeführt werden. Zum Beispiel, war es nicht ein Empfinden von Gottes Güte von Seinen „Erbarmungen“ (Elberf.) und Seiner „großen Barmherzigkeit, das David zur Buße führte und ihn ausrufen ließ: „Wasche mich rein von meiner Missetat und reinige mich von meiner Sünde“ (Ps. 51,3-4)? Und wiederum, war es nicht die Erkenntnis der Güte des Vaters – der Tatsache, dass es „Brot in Fülle“ in seines Vaters Haus gab –, die den verlorenen Sohn zur Umkehr und zum Bekennen seiner Sünden bewegte? So war es auch, als Gottes Gerichte auf Erden waren in einem Ausmaß, dass uns berichtet wird: „Zu der Zeit gab es keine Sicherheit für den, der aus- und einging; denn es war große Verwirrung bei allen, die in diesen Ländern wohnten. Denn ein Volk zerschlug das andere, und eine Stadt die andere; denn Gott erschreckte sie mit Ängsten aller Art“ (2.Chron. 15,5-6); da taten Asa und seine Untertanen (auf die Predigt des Asarja hin) „weg die greulichen Götzen aus dem Lande und erneuerten den Altar des Herrn ... Und sie traten in den Bund, den HERRN, den Gott ihrer Väter, zu suchen von ganzem Herzen und von ganzer Seele“ (V. 8-12). Siehe auch Offenbarung11,15.
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Kapitel 12 Die Begegnung mit Ahab

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Andererseits, wie viele Fälle werden in der Heiligen Schrift berichtet von Einzelpersonen oder Völkern, die in besonderer Weise Ziele der Güte Gottes waren, die sowohl Seine zeitlichen wie auch Seine geistlichen Segnungen in uneingeschränktem Maße genossen, die aber ungeachtet ihrer großen Privilegien dadurch in keiner Weise angerührt und zur Buße geleitet wurden, sondern stattdessen ihre Herzen verhärteten und Gottes Barmherzigkeit missbrauchten: „Als aber Jeschurun fett ward, wurde er übermütig“ (5.Mose 32,15; vergl. Hosea 13,6). Und wie oft lesen wir in der Schrift, wie Gottes Gerichte Einzelpersonen und Nationen heimsuchen, nur um die Wahrheit des Wortes zu veranschaulichen: „HERR, deine Hand ist erhoben, doch sie sehen es nicht“ (Jes. 26,11). Ein auffälliges Beispiel hierfür ist der Pharao, der nach jeder Plage sein Herz erneut verhärtete und in seinem Trotz gegen Jehova verharrte. Noch bemerkenswerter
ist vielleicht der Fall der Juden, die Jahrhundert für Jahrhundert mit den schlimmsten Gerichten vom Herrn heimgesucht wurden und dadurch doch nicht Gerechtigkeit gelernt haben.

Ja, und können wir nicht auch in unserer Zeit krasse Darstellungen dieser Wahrheit sowohl für die eine wie für die andere Seite bezeugen? Göttliche Gunstbeweise wurden als Selbstverständlichkeit hingenommen, ja wurden als die Früchte viel mehr unseres eigenen Fleißes als der göttlichen Fülle angesehen. Je besser es den Nationen
ging, umso mehr verloren sie Gott aus ihrem Blickfeld.

Wie sollen wir denn nun diese göttlichen Aussagen verstehen: „Gottes Güte leitet zur Buße“ und „Wenn deine Gerichte über die Erde gehen, so lernen die Bewohner des Erdkreises Gerechtigkeit“? Offensichtlich sind sie nicht absolut und ohne Einschränkung gemeint. Sie sind unter diesem Vorbehalt zu verstehen: wenn es einem souveränen Gott gefällt, diese Gerichte an unseren Herzen zu heiligen. Es ist Gottes vorgegebene (ich sage nicht: geheime, unumstößliche) Absicht, dass Darbietungen Seiner Güte Menschen auf Pfade der Gerechtigkeit führen sollen: das ist ihre natürliche Tendenz, solch eine Wirkung sollten sie auf uns ausüben. Doch die Tatsache bleibt bestehen, dass weder Wohlergehen noch widrige Umstände von sich aus diese heilbringenden Ergebnisse hervorbringen werden; denn wo die göttlichen Fügungen nicht ausdrücklich für uns geheiligt werden, können weder Seine Barmherzigkeiten noch Seine Züchtigungen irgendeine Besserung in uns bewirken.
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Verhärtete Sünder „verachten die Güte und Langmut des Herrn“; Wohlstand lässt sie umso weniger geneigt sein, die Unterweisungen der Gerechtigkeit zu empfangen, und wo die Gnadenmittel (die treue Predigt des Wortes Gottes) großzügig bei ihnen verfügbar sind, bleiben sie dennoch gottlos und verschließen ihre Augen vor den Enthüllungen der göttlichen Gnade und Heiligkeit. Wenn Gottes Hand sanfte Zurechtweisungen austeilt, wird sie verachtet, bei schwereren Vergeltungsschlägen verhärten die Menschen ihre Herzen dagegen. So war es schon immer. Erst wenn es Gott gefällt, nicht nur vor unseren Augen, sondern in unseren Herzen zu wirken, erst wenn Er Seine Schicksalsfügungen an unseren Seelen segnet, wird in uns ein Zustand der Korrigierbarkeit und Belehrbarkeit erzeugt, und wir werden in den Stand versetzt, die Gerechtigkeit Seiner Strafe zu erkennen und unsere bösen Wege zu ändern. Solange Gottes Gerichte nicht ausdrücklich zum Nutzen der Seele geweiht werden, werden Sünder weiterhin jede Sündenerkenntnis unterdrücken und trotzig voraneilen, bis sie schließlich vom Zorn eines heiligen Gottes verschlungen werden.

Fragt jemand: Was hat das alles mit unserem Thema zu tun? Die Antwort ist: viel in jeder Hinsicht. Es soll zeigen, dass Ahabs furchtbare Verderbtheit keine Ausnahme war, und es dient auch als Erklärung, weshalb er von der schweren Heimsuchung Gottes über seinen Machtbereich recht unbeeindruckt war. Eine völlige Trockenheit, die schon mehr als drei Jahre andauerte, beherrschte das Land, so dass „eine große Hungersnot über Samaria“ (1.Kön. 18,2) war. Das war in der Tat ein göttliches Gericht: lernten nun der König und seine Untertanen dadurch Gerechtigkeit? Gab nun der Herrscher ein gutes Beispiel, indem er sich unter Gottes gewaltige Hand demütigte, seine schlimmen Übertretungen zugab, die Baalsaltäre entfernte und die Anbetung Jehovas wieder aufrichtete? Nein! Ganz im Gegenteil, während dieser Zeit duldete er es, dass seine gottlose Frau „die Propheten des HERRN ausrottete“ (18,4), und häufte somit eine Ungerechtigkeit auf die andere und stellte die furchterregende Tiefe der Bosheit zur Schau, in die der Sünder hineinfällt, wenn ihn Gottes zügelnde Kraft nicht davon abhält.
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„Und Ahab sprach zu Obadja: Wohlan, wir wollen durchs Land ziehen zu allen Wasserquellen und Bächen, ob wir Gras finden und die Rosse und Maultiere erhalten könnten, damit nicht alles Vieh umkommt“ (1.Kön. 18,5). Wie ein Halm in der Luft die Richtung des Windes anzeigt, so zeigen diese Worte Ahabs den Zustand seines Herzens. Der lebendige Gott hat keinen Platz in seinem Denken, auch war er wegen der Sünden, die Seinen Unwillen über das Land gebracht hatten, nicht weiter beunruhigt. Auch machte er sich über seine Untertanen, denen doch – neben Gott – seine Hauptsorge hätte gelten müssen, nicht die geringsten Gedanken. Nein, sein Streben scheint nicht über Wasserquellen, Bäche, Rosse und Maultiere, über die Sorge, dass die verblieben Tiere gerettet würden, hinausgegangen zu sein. Das ist nicht Evolution, sondern Devolution, denn wenn das Herz von seinem Schöpfer entfremdet ist, dann sinkt es tiefer und tiefer.

In der Stunde seiner tiefen Bedürftigkeit wandte sich Ahab nicht in Demut an Gott, denn Er war ein Fremder für ihn. Gras war jetzt das all-beherrschende Thema – wenn er das finden könnte, wäre ihm alles andere gleichgültig. Wenn Essen und Trinken verfügbar wären, hätte er sich im Palast vergnügen und im Frieden unter Isebels götzendienerischen Propheten leben können, aber die Schrecken der Hungersnot trieben ihn hinaus. Doch anstatt die Ursachen derselben zu bedenken und zu korrigieren, sucht er nur zeitweilige Erleichterung. Ach, er hatte sich dem Bösen verkauft und war der Sklave einer Frau geworden, die Jehova hasste. Und, meine Leser, Ahab war kein Heide, sondern ein Israelit, Angehöriger des von Gott begünstigten Volkes; doch er heiratete eine Heidin und ließ sich mit ihren falschen Göttern ein. Sein Glaube hatte Schiffbruch erlitten, und er trieb auf die Zerstörung zu. Was für eine schreckliche Sache ist es, von dem lebendigen Gott abzuweichen und die Zuflucht unserer Väter aufzugeben!

„Und sie teilten sich ins Land, dass sie es durchzogen: Ahab zog allein auf dem einen Weg und Obadja allein auf dem andern Weg“ (V. 6). Der Grund für dieses Vorgehen war offensichtlich: Wenn der König in eine Richtung ging und sein Hofmeister in die andere, konnten sie doppelt so viel Land durchsuchen, als wenn sie zusammen geblieben wären. Doch können wir nicht zugleich eine geheime Bedeutung in diesen Worten erkennen: „Können denn zwei miteinander wandern, sie seien denn einig untereinander?“ (Amos 3,3). Und welche Einigkeit konnte es zwischen diesen beiden Männern geben? Nicht mehr als zwischen Licht und Finsternis, Christus und Belial, denn während der eine ein Abtrünniger war, fürchtete der andere den Herrn von Jugend auf (V. 12). So war es passend, dass sie sich trennten und entgegengesetzte Wege gingen, denn sie waren zu sehr unterschiedlichen ewigen Zielen unterwegs. Möge das nicht als zu „weit hergeholt“ gelten, sondern uns stattdessen zu der Gewohnheit anregen, hinter dem buchstäblichen Sinn der Heiligen Schrift die geistliche Bedeutung und Anwendung zu erkennen.
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„Als nun Obadja auf dem Wege war, siehe, da begegnete ihm Elia“ (V. 7). Dies scheint die mystische Anwendung des vorherigen Verses zu bestätigen, denn in den zitierten Worten steckt doch gewiss eine geistliche Bedeutung. Welches war „der Weg“, auf dem
sich Obadja befand? Es war der Weg der Pflicht, der Weg des Gehorsams gegenüber seinem Meister. Zugegeben, es war ein bescheidener Dienst, den er versah: er suchte Gras für Rosse und Maultiere, doch das war die Aufgabe, die Ahab ihm zugewiesen hatte, und während er dem Wort des Königs gehorchte, wurde er durch die Begegnung mit Elia belohnt! Ein Parallelfall findet sich in 1.Mose 24,27, wo Elieser bei der Durchführung des Auftrags, den Abraham ihm gegeben hatte, auf das Mädchen traf, das der Herr für Isaak als Frau ausersehen hatte: „Mich hat Jehova geleitet auf dem Weg zum Hause der Brüder meines Herrn“ (Elberf.). So befand sich auch die Witwe von Zarpat auf dem Pfad der Pflicht (beim Holzsammeln), als ihr der Prophet begegnete.


In unserem letzten Kapitel betrachteten wir die Unterhaltung, die zwischen Obadja und Elia stattfand, und ich möchte an dieser Stelle noch die gemischten Gefühle erwähnen, die das Herz des ersteren angesicht dieser unverhofften, aber höchst willkommenen Begegnung erfüllt haben müssen. Ehrfurcht und Freude müssen überwogen
haben, als er den erblickte, auf dessen Wort hin die fürchterliche Trockenheit und Hungersnot das Land fast vollständig verwüstet hatte: hier war er nun, der Prophet aus Gilead, lebendig und wohlauf, gelassenen Schrittes und allein auf dem Weg zurück nach Samaria. Es schien zu gut um wahr zu sein und Obadja konnte kaum seinen Augen trauen. Er grüßt ihn mit der nötigen Ehrerbietung und fragt: „Bist du es nicht, Elia, mein Herr?“ Elia bestätigt seine Identität und beauftragt ihn, hinzugehen und Ahab von seiner Anwesenheit zu unterrichten. Dies war ein unangenehmer Auftrag, doch er wurde gehorsam ausgeführt: „Da ging Obadja hin Ahab entgegen und sagte es ihm an“ (V. 16).

Und wie erging es Elia, während er auf die Ankunft des abtrünnigen Königs wartete? War sein Geist unruhig, malte er sich aus, wie der zornige Monarch seine Offiziere um sich versammelte, ehe er die Herausforderung des Propheten annahm, und wie er dann mit bitterem Hass und Mordgedanken in seinem Herzen loszog? Nein, liebe Leser, das dürfen wir nicht einen Augenblick lang vermuten. Der Prophet wusste ganz genau, dass Derjenige, der so treu über ihn gewacht und ihn während der langen Dürre so gnädig versorgt hatte, ihn jetzt nicht im Stich lassen würde. Hatte er nicht guten Grund, daran zu denken, wie Jehova dem Laban erschienen war, als dieser Jakob nachjagte: „Aber Gott kam zu Laban, dem Aramäer, im Traum des Nachts und sprach zu ihm: Hüte dich, mit Jakob anders zu reden als freundlich“ (1.Mose 31,24). Es war dem Herrn ein Leichtes, Ahabs Herz einzuschüchtern und ihn davon abzuhalten, Elia umzubringen, ganz gleich, wie gern er es auch täte. Mögen die Knechte Gottes sich mit dem Gedanken stärken, dass Er ihre Feinde vollkommen unter seiner Kontrolle hat, dass Er Sein Zaumzeug in ihren Mäulern hat und sie lenkt, wie es Ihm gefällt, so dass sie ohne Sein Wissen und Seine Erlaubnis kein Haar auf ihrem Haupt krümmen können. Elia wartete also mit furchtlosem Geist und gelassenen Herzens auf Ahabs Eintreffen, weil er sich seiner eigenen Integrität und der Gewissheit des göttlichen Schutzes bewusst war. Sehr wohl mochte er sich die Worte aneignen: „Auf Gott will ich hoffen und mich nicht fürchten. Was können mir Menschen tun?“ Ganz anders muss der Geisteszustand des Königs gewesen sein, als Ahab Elia entgegenging (V. 16). Wenn auch voll Zorn gegen den Mann, dessen furchtbare Ankündigung sich so präzise erfüllt hatte, muss er sich auch halbwegs vor der Begegnung mit ihm gefürchtet haben. Ahab war bereits Zeuge seiner kompromisslosen Festigkeit und seines erstaunlichen Mutes geworden, und in dem Wissen, dass Elia sich durch seinen Groll nicht einschüchtern ließ, hatte er guten Grund zu befürchten, dass diese Begegnung nicht sehr ehrenhaft für ihn ausgehen würde.
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Joschie
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Kapitel 12 Die Begegnung mit Ahab

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Kapitel 12 Die Begegnung mit Ahab

Allein schon die Tatsache, dass der Prophet ihn aufsuchte, ja dass er Obadja vorausgesandt hatte, um zu verkünden: „Siehe, Elia ist da“, muss für den König sehr unbehaglich gewesen sein. Böse Menschen sind gewöhnlich große Feiglinge: ihre eigenen Gewissen sind ihre Ankläger und bescheren ihnen oft viele böse Vorahnungen,
wenn sie in der Gegenwart treuer Diener Gottes sind, selbst wenn diese eine niedrigere Stellung im Leben haben als sie selbst. So war es bei Herodes im Zusammenhang mit dem Vorläufer Christi, denn wir lesen: „Denn Herodes fürchtete Johannes, weil er wusste, dass er ein frommer und heiliger Mann war“ (Mk. 6,20). In gleicher Weise zitterte Felix, der römische Statthalter, vor Paulus (obwohl dieser sein Gefangener war), „als Paulus von Gerechtigkeit und Enthaltsamkeit und von dem zukünftigen Gericht redete“ (Apg. 24,25). Mögen Christi Diener nicht zögern, mutig ihre Botschaft auszurichten, ohne sich vor dem Missfallen selbst der Einflussreichsten ihrer Gemeinde zu fürchten.

„Und Ahab ging hin Elia entgegen.“ Wir mögen gehofft haben, dass Ahab jetzt – nach der leidvollen Erfahrung, dass Elia kein Betrüger war, sondern ein treuer Knecht Jehovas, dessen Worte präzise eintreffen –, in der Erkenntnis seiner Sünde und seiner Dummheit eingelenkt hätte und bereit gewesen wäre, in demütiger Reue zum Herrn zurückzukehren. Aber nein: Anstatt mit einer Sehnsucht nach geistlicher Unterweisung auf den Propheten zuzugehen und ihn um Gebet zu ersuchen, bildete er sich ein, sich nun für alles rächen zu können, was er und seine Untertanen erlitten hatten. Seine Begrüßung offenbarte augenblicklich den Zustand seines Herzens: „Bist du nun da, der Israel ins Unglück stürzt?“ (V. 17) – welch ein Kontrast zu der Begrüßung, die Elia von dem frommen Obadja empfangen hatte! Nicht ein Wort der Reue kam von Ahabs Lippen. Von Sünde verhärtet, in seinem Gewissen „gebranntmarkt“, machte er seiner Verstocktheit und Wut Luft.

„Und als Ahab Elia sah, sprach Ahab zu ihm: Bist du nun da, der Israel ins Unglück stürzt?“ Dies ist nicht als ein unkontrollierter Ausbruch, als der gereizte Ausdruck plötzlicher Überaschung zu verstehen, sondern zeigt vielmehr den bösen Zustand seiner Seele, „wes das Herz voll ist, des geht der Mund über“. Es war der offene Antagonismus zwischen Böse und Gut; es war das Zischen des Samens der Schlange gegen ein Glied des Leibes Christi; es war der unverhohlene Groll eines Menschen, der sich durch die bloße Gegenwart des Gerechten verdammt fühlte. Jahre später sagte derselbe Ahab, im Zusammenhang mit einem anderen ergebenen Diener Gottes, dessen Zurateziehung Jehoschafat forderte: „Aber ich bin ihm gram, denn er weissagt mir nichts Gutes“ (22,8). Doch anstatt dass Ahabs Anschuldigung den Charakter und die Mission Elias in Zweifel zog, war sie ein Tribut an seine Integrität, denn es gibt kein höheres Zeugnis für die Treue der Knechte Gottes als die Tatsache, dass sie den Hass der Ahabs in ihrer Umgebung hervorrufen.
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Joschie
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Kapitel 13 Der Trübsalbringer Israels

Beitrag von Joschie »

Kapitel 13 Der Trübsalbringer Israels

„Und als Ahab Elia sah, sprach Ahab zu ihm: Bist du nun da, der Israel ins Unglück stürzt?“ (1.Kön. 18,17). Wie doch die Worte unserer Lippen den Zustand unserer Herzen verraten! Dass der König nach dem bitteren Gericht, das Gott über seinen Herrschaftsbereich gesandt hat so spricht, offenbart die Härte und Unbußfertigkeit seines Herzens. Bedenke die Chancen, die er gehabt hat. Er war von dem Propheten vor den sicheren Folgen gewarnt worden, die sein Verharren in der Sünde nach sich ziehen würde. Er hatte gesehen, dass die Ankündigung des Propheten eingetroffen war. Er hatte den Beweis vor Augen, dass die Götzen, die er und Isebel anbeteten, weder die Katastrophe abwenden noch den so dringend benötigten Regen geben konnten. Alles war dazu angetan, ihn zu überzeugen, dass „der Gott Elias“ der souveräne Herrscher des Himmels und der Erde war, dessen Beschluss niemand ungültig machen und dessen allmächtigem Arm keine Kraft widerstehen kann.

So ist der Sünder, der sich selbst überlassen ist. Sobald ihm die göttliche Zügelung fortgenommen ist, wird der Wahnsinn, der sein Herz besitzt, wie nach einem Dammbruch hervorbrechen. Er ist entschlossen, um jeden Preis seinen Kopf durchzusetzen. Ganz gleich, wie ernst und kritisch die Zeiten sind, in die sein Los gefallen ist, er lässt sich dadurch nicht ernüchtern. Ganz gleich in welcher Gefahr sein Land ist und wie viele seiner Gefährten gelähmt und getötet sind, er muss weiter versuchen, die Freuden der Sünde in ihrer Fülle auszuschöpfen. Obwohl Gottes Gerichte immer lauter in seine Ohren donnern, verschließt er sie mutwillig und sucht die Unannehmlichkeiten des Lebens im Strudel der Lustbarkeiten zu vergessen.
Obwohl das Land im Krieg um seine nackte Existenz kämpft, gehen „Nachtleben“ und „Flaschenparties“ unvermindert weiter. Wenn Fliegerangriffe Munitionsarbeiter nötigen, in unterirdischen Bunkern Zuflucht zu nehmen, dann werden sie (in einem Bunker zumindest) von einem Schild an der Wand begrüßt: „Karten- und Glückspiele erwünscht!“ Was ist das anderes als ein trotziges Ausstrecken der Hand gegen Gott, den Allmächtigen, ein „wider ihn Anrennen mit gerechtem Halse, mit den dichten Buckeln seiner Schilde“ (Hiob 15,25-26; Elberf.)?
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Kapitel 13 Der Trübsalbringer Israels

Beitrag von Joschie »

Und doch, während ich dies schreibe, muss ich an jene zurechtweisenden Worte denken: „Denn wer unterscheidet dich?“ (1.Kor. 4,7; Elberf.). Darauf gibt es nur eine Antwort: ein souveräner Gott in der Fülle Seiner herrlichen Gnade. Wie sollte uns diese Erkenntnis doch in den Staub erniedrigen, denn von Natur und auch in der Lebensführung bestand kein Unterschied zwischen uns und ihnen: „... in denen ihr früher gelebt habt nach der Art dieser Welt, unter dem Mächtigen, der in der Luft herrscht, nämlich dem Geist, der zu dieser Zeit am Werk ist in den Kindern des Ungehorsams. Unter ihnen haben auch wir alle einst unser Leben geführt in den Begierden unsres Fleisches und taten den Willen des Fleisches und der Sinne“ (Eph. 2,2-3). Es war Gottes unterscheidende Barmherzigkeit, die uns heraussuchte, als wir „ohne Christus“ waren. Es war unterscheidende Liebe, die uns zu neuem Leben erweckte, als wir „tot in Übertretungen und Sünden“ waren. Somit haben wir keine Ursache zum Rühmen und keinen Grund für Selbstgefälligkeit. Vielmehr sollen wir sanftmütig und bußfertig vor Ihm wandeln, der uns vor uns selbst errettet hat.

„Und als Ahab Elia sah, sprach Ahab zu ihm: Bist du nun da, der Israel ins Unglück stürzt?“ Elia war derjenige, der sich mehr als alle dem Wunsch Ahabs entgegenstellte, Israel in der Baalsverehrung zu vereinen und, wie er annahm, für die Nation eine friedliche Lösung der Religionsfrage zu schaffen. Elia war der Mann, der seiner Ansicht
nach für all die Not und das Leiden verantwortlich war, die das Land füllten. Er hatte weder ein Empfinden für die Hand Gottes in der Dürre, noch jegliche Gewissensbisse wegen seiner eigenen sündigen Lebensführung; stattdessen versucht er, die Verantwortung einem anderen zuzuschieben und wirft dem Propheten vor, der Urheber des Elends zu sein, das die Nation getroffen hat. Es ist immer das Kennzeichen eines stolzen, unbeugsamen Herzens, wenn jemand, der unter Gottes gerechter Rute schmachtet, die Schuld jemand anderem gibt, ebenso, wie eine Nation, die für ihre Ungerechtigkeit gegeißelt wird, ihre Nöte dem Versagen ihrer politischen Führer zuschreibt.
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Joschie
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Kapitel.13 Der Trübsalbringer Israels

Beitrag von Joschie »

Es ist nichts Ungewöhnliches, dass Gottes aufrechte Diener als Unglücksbringer von Völkern und Nationen bezeichnet werden. Der treue Prophet Amos wurde einer Verschwörung gegen Jerobeam den Zweiten bezichtigt und man sagte, das Land könne seine Worte nicht ertragen (Amos 7,10). Selbst der Retter wurde angeklagt, das
Volk aufzuwiegeln (Lk. 23,5). Von Paulus und Silas hieß es in Philippi: „Diese Menschen bringen unsere Stadt in Aufruhr“ (Apg. 16,20), und in Thessalonich wurden sie die genannt, „die den Weltkreis erregen“ (Apg. 17,6). Es gibt deshalb kein höheres Zeugnis für die Treue der Knechte Gottes, als dass sie die Erbitterung und die Feindschaft der Verworfenen hervorrufen. Eines der vernichtendsten Urteile, die über Menschen gesprochen werden können, ist in jenen schrecklichen Worten unseres Herrn an die ungläubigen Brüder enthalten: „Die Welt kann euch nicht hassen. Mich aber hasst sie, denn ich bezeuge von ihr, dass ihre Werke böse sind“ (Joh. 7,7). Aber wer würde nicht lieber alle Vorwürfe der Ahabs auf sich häufen lassen, als diesem Urteil Christi zu verfallen!

Es ist die Pflicht der Diener Gottes, Menschen vor der Gefahr zu warnen, in der sie sich befinden, darauf hinzuweisen, dass der Weg der Rebellion gegen Gott ins sichere Verderben führt, und sie aufzurufen, die Waffen ihres Aufruhrs fallen zu lassen und dem kommenden Zorn zu entfliehen. Es ist ihre Aufgabe, Menschen zu lehren, dass sie sich von ihren Götzen abwenden und dem lebendigen Gott dienen müssen, weil sie andernfalls auf ewig verloren gehen. Es ist ihre Aufgabe, Gottlosigkeit anzuprangern, wo immer sie sichtbar wird und zu verkünden, dass der Sünde Sold der Tod ist. Das wird nicht gerade ihre Beliebtheit fördern, denn es wird die Bösen verdammen und verunsichern, und solche klare Sprache wird sie ernstlich erzürnen. Solche, die die Heuchler entlarven, den Tyrannen entgegentreten und sich den Bösen widersetzen, werden von ihnen immer als Unruhestifter gesehen. Aber wie Christus gesagt hat: „Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und reden allerlei Übles gegen euch, wenn sie damit lügen. Seid fröhlich und getrost; es wird euch im Himmel reichlich belohnt werden. Denn ebenso haben sie verfolgt die Propheten, die vor euch gewesen sind“ (Mt. 5,11-12).
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Kapitel.13 Der Trübsalbringer Israels

Beitrag von Joschie »

„Er aber sprach: Nicht ich stürze Israel ins Unglück, sondern du und deines Vaters Haus dadurch, dass ihr des Herrn Gebote verlassen habt und wandelt den Baalen nach“ (18,18). Wäre Elia einer jener kriecherischen Schmeichler gewesen, die gewöhnlich in der Umgebung von Königen zu finden sind, so hätte er sich Ahab zu Füßen geworfen, um Erbarmen gefleht oder Unterwürfigkeit zur Schau getragen. Stattdessen war er der Botschafter eines größeren Königs, nämlich des Herrn der Heerscharen: in diesem Bewusstsein bewahrte er die Würde seines Amtes und seines Charakters, indem er sich wie einer verhielt, der eine höhere Macht vertritt. Weil er die Gegenwart Dessen wahrnahm, der den Könige ihre Macht verleiht, der Menschen in ihrem Zorn zügeln und andere zum Lobpreis bewegen kann, fürchtete der Prophet nicht das Angesicht des abtrünnigen Monarchen von Israel. O meine Leser, würden wir nur mehr die Gegenwart und Hinlänglichkeit unseres Gottes erkennen, so würden wir uns nicht davor fürchten, was ein Mensch uns tun kann. Unglaube ist die Ursache unserer Ängste. Ach, könnten wir sagen: „Siehe, Gott ist mein Heil, ich bin sicher und fürchte mich nicht“ (Jes. 12,2).

Die bösartige Schmähung, die über ihn ausgesprochen war, konnte Elia nicht in Furcht versetzen. Mit ungebrochenem Mut weist er zunächst die gemeine Anschuldigung zurück: „Nicht ich stürze Israel ins Unglück.“ Glücklich dürfen wir sein, wenn wir rechtmäßig dasselbe von uns sagen können: dass die Züchtigungen, die Zion jetzt von der Hand eines heiligen Gottes empfängt, nicht, zu einem gewissen Maß, durch meine Sünden verursacht sind. Ach wer von uns könnte da so sicher sein? Zweitens, Elia gibt den Vorwurf mutig an den König selbst zurück und verweist damit die Schuld dahin, wo sie hingehört: „Nicht ich stürze Israel ins Unglück, sondern du und deines Vaters Haus.“ Sieh auch hier die Treue des Knechtes Gottes: wie Nathan zu David, so sagt Elia zu Ahab: „Du bist der Mann.“ Ein wahrhaft ernster und schwerer Vorwurf: dass Ahab und seines Vaters Haus der Grund für all die schlimmen Unglücke und Katastrophen waren, die das Land getroffen hatten. Die göttliche Vollmacht, mit der er ausgestattet war, berechtigte Elia, in solcher Weise den König selbst anzuklagen.
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Kapitel.13 Der Trübsalbringer Israels

Beitrag von Joschie »

Drittens, der Prophet liefert Beweispunkte für die Anklage, die er gegen Ahab vorgebracht hat: „... dadurch, dass ihr des HERRN Gebote verlassen habt und wandelt den Baalen nach.“ Der Prophet war keineswegs der Feind seines Landes, sondern suchte nur sein Wohl. Gewiss, er hatte durch sein Gebet Gottes Gericht auf die Bosheit und Abtrünnigkeit des Königs und der Nation herabgerufen, jedoch nur, weil er wünschte, dass sie für ihre Sünden Buße täten und ihre Wege änderten. Es waren die bösen Taten Ahabs und seines Hauses, die die Dürre und die Hungersnot hervorgerufen hatten. Elias Gebet wäre gegen ein heiliges Volk niemals erhört worden. „... ein unverdienter Fluch, er trifft nicht ein“ (Spr. 26,2). Der König und seine Familie waren die Anführer der Rebellion gegen Gott, und das Volk war blindlinks gefolgt; hier nun lag die Ursache der Not: Sie waren die leichtfertigen „Unglücksbringer“ der Nation, die Störer ihres Friedens, die taten, was Gott missfiel.

Diejenigen, die durch ihre Sünden Gottes Zorn reizen, sind die wahren Unglücksbringer, und nicht jene, die sie vor den Gefahren warnen, der sie durch ihre Gottlosigkeit ausgesetzt sind. „... du und deines Vaters Haus dadurch, dass ihr des HERRN Gebote verlassen habt.“ Es wird recht deutlich, selbst aus dem vergleichsweise kurzen Bericht, dass Omri, Ahabs Vater, einer der schlimmsten Könige war, die Israel je hatte, und Ahab folgte auf den bösen Wegen seines Vaters. Die Gesetze jener Könige waren der krasseste Götzendienst. Ahabs Frau Isebel hatte nicht ihresgleichen in ihrem Hass gegen Gott und Sein Volk und in ihrem Eifer für die Verehrung nichtswürdiger Götzen. So mächtig und hartnäckig war ihr böser Einfluss, dass er noch zweihundert Jahre vorherrschte (Micha 6,16) und die Rache des Himmels auf die abtrünnige Nation herabrief.

„... dadurch, dass ihr des HERRN Gebote verlassen habt.“ Darin liegt das wahre Wesen, die ganze Abscheulichkeit der Sünde. Sie ist das Abwerfen des göttlichen Joches, die Weigerung, sich unserem Schöpfer und Regierer zu unterwerfen. Sie ist die mutwillige Missachtung des Gesetzgebers und Rebellion gegen Seine Autorität. Das Gesetz des Herrn ist definitiv und deutlich. Sein erstes Gebot verbietet uns ausdrücklich, andere Götter als den wahren Gott zu haben; und das zweite verbietet uns, ein Bildnis zu machen und uns davor in Anbetung zu verneigen. Das waren die schrecklichen Verbrechen, die Ahab begangen hatte, und es sind dem Wesen nach die gleichen, derer unsere eigene böse Generation schuldig ist und deretwegen der Groll des Himmels so schwer auf uns liegt. „Und du musst innewerden und erfahren, was es für Jammer und Herzeleid bringt, den HERRN, deinen Gott zu verlassen und ihn nicht zu fürchten, spricht Gott, der HERR Zebaoth“ (Jer. 2,19). „... und wandelt den Baalen nach“: wenn der wahre Gott verlassen wurde, nehmen falsche Götter Seinen Platz ein – „Baalim“ ist die Pluralform, denn Ahab und seine Frau beteten eine Vielzahl von falschen Gottheiten an.
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