Hallo Joschie!
Joschie hat geschrieben:In diesen Zusammenhang bewegt mich das Thema "Wie geht man persönlich mit seiner Zeit um"
Das wäre wohl schon ein ganz neues Thema, bevor dieses Thema hier erst richtig begonnen hat? ;)
Joschie hat geschrieben:Bei täglich beten und Bibellesen stimme ich Dir ganz zu. Beim fleißig verkündigen habe ich Probleme. Da würde ich eher sagen das wir Zeugen sind.
Hm... Auch wieder ein eigenes Thema. Ich sehe das so, dass alle Christen als Zeugen verkünden (nicht verkündigen, also kerysso, "predigen"). Dieses Zeuge sein geht durch Vorbild (Tun, Sein), und ebenso wichtig die verbale Proklamation an Ungläubige auf vielerlei Weisen (Gespräch, Buch, Traktat, Ermahnung, Zuspruch, Trost)
Und manche Christen sind begabt und berufen, auch zu verkündigen / predigen oder ihre Zeit und Energie sehr viel intensiver mit der Evangelisation zu verbringen (halt die Epheser 4 Evangelisten). Ich denke nicht, dass alle Christen so intensiv in der aktiven Evangelisation verbringen müssen, dass aber doch alle Christen berufen sind, aktive Zeugen zu sein durch ihr Leben und verbales Zeugnis.
Ich denke aber, dass die ersten Christen durchaus brennend waren und das Zeugnisgeben dort ganz normal und alltäglich war. Uns ging das heute wohl stark verloren, wir denken wir müssten erst mal gute Kontakte zu jemanden haben; dass man auch versucht, aktiv mit einem Fremden auf der Straße/im Cafe/in der Uni und so weiter ins Gespräch zu kommen und das Thema auf das Evangelium zu lenken, scheint mir bei den meisten sehr sehr rar. (Abgesehen davon, dass es bei uns Deutschen wohl eher ungewöhnlich ist, mit Fremden auf der Straße ein Gespräch anzufangen bzw. einen Fremden einfach so anzusprechen.)
Oder dass eine kleine Gruppe von Christen einfach so rausgehen mit dem Ziel, Leuten aktiv anzusprechen (vielleicht mit Fragebogen) oder einfach Traktate zu verteilen, scheint mir auch selten vorzukommen. Dabei wären das doch gute Dinge, womit man einen gewissen Teil seiner sog. Freizeit füllen kann. Für mich war das mal eine ganze Zeit lang "Freizeit-Beschäftigung". Ich ging einfach mit Schriften raus und klemmte sie an Fahrrad-Gespräckträger oder sprach aktiv Leute an.
Wenn ich z.B. sehe, wie fromme Christen in bibeltreuen Gemeinden, die die "gesunde Lehre" sehr hochhalten, samstags in ihren Garten gehen und sich um den Garten kümmern oder sich bequem in den Park legen und in Ruhe ein Buch lesen (oder halbnackt an den Strand gehen - Verweis zum anderen Thread), dann frage ich mich, warum diese frommen bibeltreuen Christen mit der gesunden Lehre nicht mal samstags nachmittags raus in die Straßen gehen und ihre sog. Freizeit gebrauchen, um Schriften zu verteilen. Wenigstens ab und zu mal!
Ich bin jetzt auch sehr weit von meinem früheren Standard abgekommen und abgewichen; früher war ich fast jede Woche draußen in meiner sog. Freizeit und verteilte Traktate (meist allein, weil fast nie einer von den frommen bibeltreuen Christen mit der "gesunden Lehre" mitkommen wollte... dazu zählen auch Bibelschul-Schüler; immer finden sich Ausreden, warum man nicht kommt, oder noch einfacher: man ignorierte mich einfach. Ich kam mir oft vor wie der Spinner mit seinen komischen Ideen, den man damit duldet; "aber lass bloß mich damit in Ruhe!"; und das nicht in den liberalen Gemeinden, sondern in eigentlich konservativen bibeltreuen Gemeinden mit der "gesunden Lehre"! Wenn ich andeutete, dass man ja mal aktiv zusammen rausgehen könnte, änderte sich die Stimmung und ich merkte, ich bin hier der Sonderling und Außenseiter und Unruhestifter. Das machte mich mit der Zeit so runter!). Ich gab mindestens einer oft unbekannten Person pro Woche ein verbales Zeugnis, ich suchte danach und fand auch Gelegenheiten.
Das ist eine Frage der Prioritäten: Ist es mir wichtiger, samstags meinen Garten in Ordnung zu halten oder ähnliches (was ja alles erlaubt und völlig oK ist!), oder ist es mir wichtig, wenigstens ein-, zweimal im Monat aktiv auf die Straße zu gehen? Es reichen ja ein, zwei Stunden.
Ich finde es halt krass, dass ZEUGEN JEHOVAS in allen großen Städten
TÄGLICH draußen stehen! Und zwar mit vielen Ständen. Und die Christen? NICHTS!
Wie gesagt, für mich war das früher eine wichtige "Freizeitaktivität". Ich muss aber zugeben, dass dies jetzt sehr nachgelassen hat und ich es aktuell kaum noch tue. Ich bin da durch einige äußere und innere Umstände faul und fett und träge und feige geworden. Ich kam einfach zu "anderen Prioritäten"; Ich gehe seit einiger Zeit primär anderen Dingen wie Arbeit und Berufsausübung nach - was wir ja auch tun sollen. Aber ich persönlich finde, dass ich meinen Haupt-Auftrag aus den Augen verloren habe. Jetzt kümmere mich fast gar nicht mehr um das Evangelium ("sollen doch jetzt andere machen"). Das habe ich früher auch immer befürchtet... Entweder - oder. So geht es halt den anderen wohl auch.
Bis heute bewundere ich Christen, die einfach so unkompliziert in ihrer freien Zeit rausgehen und Fremde auf Christus ansprechen, Schriften verteilen oder sogar öffentlich predigen. Das sind Christen, die das auf dem Herzen haben, die das planen, die überlegen, wie und wo, die sich gezielt Schriften besorgen, die sich überlegen wie sie andere ansprechen können, die einfach ein HERZ dafür haben. Mich wundert oft, warum das so wenige sind und warum so viele unter uns kaum darüber nachdenken.
Und um zum Thema Verweltlichung / Weltförmigkeit zurückzukommen: Wenn wir uns konzentrieren, mehr zu verkündigen / verkünden, dann würden wir auch weniger gleichförmig der Welt sein und mehr den Hass der Welt erfahren. Die Welt würde mehr sehen, "dass sind ja aktive, überzeugte Christen, Jünger! Wir hassen sie!", und die Christen würden mehr zurückkehren zum Großen Auftrag der Mission und dem großen Auftrag, andere zu Jüngern zu machen. Man kann nicht gleichzeitig verkünden und aktiv Jünger machen und gleichzeitig tief in weltliche Dinge involviert sein. Damit würden wir automatisch weniger weltförmig sein, weil wir wieder zuerst den Auftrag nachkommen statt zuerst unseren eigenen Interessen (die doch eher weltlich sind).
Das sind meine Gedanken, die auch falsch sein könnten und zur Debatte stehen. (In diesem windstillen, schweigsamen Foren...)