Eine Erklärung zum bapt. Glaubensbekenntnis(1689) für heute.

Basiert auf "Biblische Lehre" - aber damit die Praxis nicht zu kurz kommt, ein Extra-Forum

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Jörg
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I. Die Anordnung der christlichen Freiheit (Abschnitt 1)


A. Unter dem Evangelium

1. Negativ beschrieben
Man beachte das dreimalige „von/aus“ (engl. „from“) im ersten Teil dieses Abschnitts.

a) Freiheit von der Schuld der Sünde

Die ersten drei Dinge, die hier genannt werden, haben mit dem Schuldbewusstsein zu tun, das durch die Sünde hervorgerufen wird (Joh 3,36; Röm 8,33). Der Ausdruck „Härte des Gesetzes“ bezieht sich auf eine Stellung, in der wir verpflichtet wären, das Gesetz Gottes vollkommen, beständig, fortwährend und allumfassend einzuhalten, um errettet zu werden. Eine derartige Stellung stände unter einem schlechten Vorzeichen, da wir nicht in der Lage wären, dies zu tun. Gott gefällt es, von uns, seinen Kindern, evangelischen Gehorsam zu empfangen, und es gefällt ihm sogar, diesen zu belohnen.

b) Freiheit von der Macht der Sünde

Die nächsten drei Dinge beziehen sich alle auf die Erlösung von der Macht
und dem Einfluss der Sünde über uns. Wir werden von den drei Vertretern
dieser Macht erlöst: der Welt, dem Fleisch und dem Teufel (Röm 6,14-18;
Gal 1,4; Eph 2,1-3).

c) Freiheit von der Strafe für die Sünde

Die Einschränkungen, die hier gemacht werden, müssen sorgsam beachtet werden. Wir werden beispielsweise nicht von „den Leiden“ befreit, sondern „von dem Übel der Leiden“, nicht vom „Tod“, sondern von „der Furcht und dem Stachel des Todes“ etc. (Röm 8,28; 1Kor 15,54-57; Hebr 2,14-15).

2. Positiv beschrieben

Freier Zugang zu Gott und kindlicher Gehorsam gegenüber Gott sind zwei Segnungen der christlichen Freiheit unter dem Evangelium (Röm 8,15; Eph 2,18; 3,12).
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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B. Unter dem Gesetz

Der zweite Teil von Abschnitt 1 enthält zwei Aussagen über die christliche Freiheit unter dem Gesetz: Es besteht eine inhaltliche Übereinstimmung mit der christlichen Freiheit unter dem Evangelium, die später unter dem Evangelium noch erweitert wurde. Heute wird häufig der Fehler begangen, dass man den graduellen Unterschied, der bei der christlichen Freiheit zwischen Altem Testament und Neuem Testament besteht, in einen völligen Gegensatz verkehrt. Es ist üblich, die inhaltliche Übereinstimmung der christlichen Freiheit im Alten Testament und Neuen Testament zu übergehen oder zu leugnen und die Unterschiede so sehr zu betonen, bis kein gemeinsamer Inhalt mehr übrigbleibt.Die Errettung der alttestamentlichen Heiligen und deren Erfahrung der christlichen Freiheit ist in vielfacher Hinsicht ein vergleichsweise schwieriges Thema. Da dies so ist, müssen wir uns sehr eng an die eindeutige Lehre und klaren Aussagen der Heiligen Schrift halten, damit wir nicht durch unsere Mutmaßungen in die Irre geleitet werden. Das Leitprinzip der Heiligen Schrift wird in dem klassischen Text über die christliche Freiheit zum Ausdruck gebracht (Joh 8,32). Es ist die Wahrheit, die frei macht. Die Kenntnis der Wahrheit befreit den Menschen, sie vermittelt ihm die christliche Freiheit. Kannten die alttestamentlichen Heiligen die rettende Wahrheit zu ihrem Heil? Stimmte diese Wahrheit grundsätzlich mit der Wahrheit überein, welche die neutestamentlichen Heiligen kennen? Ja! Wenn sie also die Wahrheit zu ihrem Heil kannten, dann wurden sie durch sie in derselben Weise befreit wie die neutestamentlichen Heiligen. Sind die neutestamentlichen Heiligen auf Grund der fortschreitenden Offenbarung im Besitz einer größeren, klareren Offenbarung der Wahrheit? Ja! Aus diesem Grund müssen sie auch ein größeres Maß dieser Freiheit genießen, der christlichen Freiheit, welche durch die Wahrheit vermittelt wird. Diese klare und grundlegende biblische Wahrheit wird uns zur Klärung dienlich sein und uns in dieser Angelegenheit leiten. Sie veranlasst uns dazu, davon auszugehen, dass die christliche Freiheit, was ihren Kerngehalt anbelangt, für alle Heiligen zu allen Zeiten gleich war. Sie veranlasst uns aber auch dazu, davon auszugehen, dass die christliche Freiheit gewöhnlich von denjenigen, die das hellere Licht des Neuen Testaments besitzen, in einem höheren Maße genossen wird.
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Jörg
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1. Ihr gemeinsamer Inhalt

Die heute weit verbreiteten irrigen Annahmen messen Texten wie Apostelgeschichte 15,10-11 und Galater 4,1-5 einen isolierten, absoluten Sinn bei. Was immer diese Stellen bedeuten mögen, sie können nicht bedeuten, dass das Gesetz, die alttestamentliche Offenbarung, nur in die Sklaverei führte. Für inspirierte Heilige unter dem Gesetz war das Gesetz eine Befreiung (Ps 19,8-10; 119,14.24.45.47-48.72.97). Die alttestamentlichen Heiligen freuten sich an der Befreiung vom Fluch des Gesetzes durch die Rechtfertigung (Röm 4,5-11; Gal 3,9). Sie trugen durch den Glauben an diese alttestamentliche Offenbarung den Sieg über das Böse davon (Hebr 11,27.33-34). Sie wurden durch den Geist der Freiheit erneuert, und er wohnte in ihnen (Joh 3,3.5-6; Röm 8,7-9; 2Kor 3,17). Obwohl man im Alten Testament deutliche Anhaltspunkte finden kann, so sollten wir dennoch keine klaren Aussagen über das diesbezügliche Werk des Heiligen Geistes erwarten. Dies liegt darin begründet, dass der Heilige Geist wie auch Christus selbst und die Dreieinigkeit als Ganzes noch nicht so klar und deutlich offenbart worden waren. Wie könnte die Bibel über das erneuernde Werk des Heiligen Geistes und seine Innewohnung im Menschen sprechen, wenn er noch gar nicht klar und deutlich als die dritte Person der Dreieinigkeit geoffenbart worden ist? Mit Christus und seinem Werk in der Rechtfertigung verhält es sich ganz genauso. Dispensationalisten bringen die fehlende Offenbarung hinsichtlich dieser Wirkungsweisen des Heiligen Geistes im Alten Testament mit dem tatsächlichen Vorhandensein derselben durcheinander. Die Tatsache, dass etwas noch nicht offenbart ist, bedeutet noch lange nicht, dass es nicht vorhanden ist.
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Jörg
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2. Ihre nachfolgende Zunahme

Wenn wir geistlich und im Blick auf unser Heil mehr Wahrheit kennen, dann muss sie uns auch mehr befreien (Joh 1,17; Hebr 1,1-2). Man beachte auch die mehrfache Verwendung des Wortes „besser“ im Hebräerbrief (Hebr 7,19.22; 8,6; 9,23; 11,40). Worauf weist der Gebrauch des Wortes „besser“ hin? „Besser“ ist ein Komparativ. Etwas ist besser im Vergleich zu dem, was bereits gut ist. Wenn der Neue Bund besser ist, dann war der Alte Bund nicht schlecht, sondern gut. In gleicher Weise können wir sagen, dass der Unterschied zwischen der christlichen Freiheit im Alten Testament und im Neuen Testament nicht der zwischen gut und schlecht ist, sondern der zwischen gut und besser. In welcher dreifachen Hinsicht behauptet das Bekenntnis, dass die christliche Freiheit unter dem Evangelium konkret erweitert wurde?

a) Freiheit vom Zeremonialgesetz

Wenn wir davon ausgehen, welche Haltung wir bei den alttestamentlichen Heiligen gegenüber dem Gesetz, einschließlich des Zeremonialgesetzes, gesehen haben, können wir dann sagen, dass es ein Joch war? Wenn ja, in welcher Hinsicht? Hier kann uns ein Bild behilflich sein. Hilfreiche Regeln für Kinder — z. B. acht Uhr als Zeit, um ins Bett zu gehen — wären für einen Erwachsenen eine Last. Derartige Regeln sind jedoch für Kinder eine Quelle der Freiheit, sie geben ihnen die Freiheit, am nächsten Tag in der Schule gut aufpassen zu können. In gewisser Hinsicht waren die alttestamentlichen Heiligen Kinder in einem früheren Stadium der Heilsgeschichte und standen daher unter derartigen Regeln. Speisegebote, Gesetze über den Umgang mit Heiden, Opfergebote und Gesetze über den Tempelgottesdienst — all dies wäre eine Last in einer Zeit, in der sich die Mission den Heiden in aller Welt zuwendet. Aus diesem Grund bestand Paulus auf der Freiheit vom Zeremonialgesetz und machte regen Gebrauch davon (Gal 2,11-21; 4,1-3; Kol 2,16-17).
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Jörg
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b) Größere Freimütigkeit beim Gebet

Durch die Offenbarung des Weges zu Gott durch Christus haben die Gläubigen nun größere Freimütigkeit beim Zutritt zum Thron der Gnade (Hebr 10,19-21).

c) Umfassendere Mitteilung des Geistes

Die Gläubigen empfangen jetzt eine umfassendere Mitteilung des freien Heiligen Geistes Gottes (Joh 7,38-39). Die Sprache, die im Blick auf die neue Gegenwart des Heiligen Geistes gebraucht wird — Taufe, Ausgießung, Ströme — weist in jeder Hinsicht auf eine Zunahme hin. Dies erscheint logisch, denn um das größere Ausmaß der im Neuen Bund geoffenbarten Wahrheit wirklich kennen zu können, ist ein größeres Maß des Heiligen Geistes notwendig. Mögen wir uns vor einer übertriebenen Geringschätzung der Vorrechte der alttestamentlichen Heiligen hüten. Sie kannten die Wahrheit, und diese machte sie frei. Im Blick auf die tatsächliche Erfahrung und Heiligkeit mögen einige von ihnen viele neutestamentliche Heilige weit übertroffen haben! Die Tatsache, dass die Christen des Neuen Testaments „im Allgemeinen“ und insgesamt größere Gaben an Erkenntnis und Heiligem Geist empfangen haben, bedeutet nicht, dass sie die alttestamentlichen Heiligen grundsätzlich in praktischer Gottesfurcht oder an Glaubenserfahrung übertreffen.
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Jörg
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II. Die logische Folge der christlichen Freiheit:
Gewissensfreiheit (Abschnitt 2)


Wie bereits oben in der Gliederung angedeutet, kommt das Bekenntnis in Abschnitt 2 zu einer logischen Folge der christlichen Freiheit, nämlich der Gewissensfreiheit. Wir sind geneigt, den Inhalt der christlichen Freiheit als das zu verstehen, was in Abschnitt 2 angesprochen wird, und nicht so sehr als das, was in Abschnitt 1 genannt wird. Aber man beachte, dass Abschnitt 1 von dem spricht, worin unsere Freiheit besteht. Was wir christliche Freiheit nennen, war in der Vorstellung der Verfasser des Bekenntnisses erst die praktische Auswirkung derselben. Wir müssen die Reihenfolge genau beachten. Persönliche Freiheit und Gewissensfreiheit müssen auf der Grundlage der geistlichen Freiheit beruhen. Es gibt keine Gewissensfreiheit ohne die Befreiung durch das Evangelium. Wir sollten Gott dafür dankbar sein, dass wir in einem Klima der Freiheit von der päpstlichen, rabbinischen und marxistischen Tradition leben dürfen. Die Würde und Freiheit des einzelnen Christen ist die Grundlage für unser gesamtes gesellschaftliches Gefüge. Die Gewissensfreiheit ist prinzipiell in dem Satz „Gott allein ist Herr des Gewissens“ begründet (Röm 14,4; Gal 5,1; Jak 4,12). Dieser Feststellung des Grundprinzips folgen die wesentlichen Schlussfolgerungen, die sich daraus ableiten, nämlich dass Gott das Gewissen „nicht an menschliche Lehren und Gebote gebunden [hat], die in irgendeiner Weise seinem Wort entgegenstehen oder nicht darin enthalten sind“ (Mt 15,9; Apg 4,19; 5,29; 1Kor 7,23). Die notwendigen Forderungen, welche diese Gewissensfreiheit an Führer und Gefolgsleute stellt, beschließen den Abschnitt. Von denen, die dazu aufgefordert sind, Lehren zu glauben oder Befehlen Gehorsam zu leisten, dürfen andere aus Gewissensgründen nicht etwas fordern, was nicht in Gottes Wort enthalten ist (Gal 2,3; Kol 2,20.22-23). Diejenigen, die von anderen fordern, Lehren zu glauben oder Befehlen zu gehorchen, dürfen keinen blinden Glauben oder absoluten und blinden Gehorsam gegenüber Lehren und Befehlen einfordern, die nicht in Gottes Wort enthalten sind. „Blinder Glaube“ bedeutet, von jemandem zu fordern, dass er eine Lehre für Gottes Wort hält, ohne dass dies von Gottes Wort her zu belegen ist. „Absoluter und blinder Gehorsam“ fordert von jemandem, bestimmten Befehlen Gehorsam zu leisten, als seien dies Gebote, die Gott selbst (als absolut) gegeben hat, wobei von der Heiligen Schrift her nicht zu belegen ist, dass dies so ist (blind) (5Mose 13,1-5; Jes 8,20; Apg 17,11; 1Kor 3,5; 2Kor 1,24; 1Petr 5,3; 1Joh 3,24-4,3).
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Jörg
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Die Behauptungen im Bekenntnis werfen zwei Schwierigkeiten auf, die nun angesprochen werden müssen. Wie lassen sich diese Aussagen mit der Macht verschiedener in der Bibel verordneter menschlicher Autoritäten vereinbaren? Ergibt sich nicht aus ihrer Autorität das Recht, Gesetze und Verordnungen zu erlassen, die nicht in der Bibel enthalten sind? Sagt die Bibel nicht zu den Frauen, Sklaven, Bürgern und Kindern, dass sie sich den entsprechenden Autoritäten unterordnen sollen? Hier ist entscheidend, dass man versteht, was das Bekenntnis damit meint, dass man „unter Berufung auf das Gewissen … Gehorsam“ leistet. Der Zusammenhang macht deutlich, was damit gemeint ist. Es geht darum, dass wir keinen Geboten, die nicht in der Bibel enthalten sind, in einer Weise Gehorsam leisten, als seien es Gottes Gebote. Keine menschliche Autorität kann mit Recht fordern, dass wir deren Befehle so behandeln, als kämen sie von Gott. Natürlich gibt es noch einen weiteren und anderen Sinn, in dem das Gewissen an unserem Gehorsam gegenüber menschlicher Autorität mitbeteiligt ist (Röm 13,5). In diesem Text geht es nicht darum, dass das Gewissen eine Grundlage für die Befolgung konkreter Gebote einer Zivilregierung bietet, sondern darum, dass man grundsätzlich ihre Autorität anerkennt. Paulus behauptet nicht, dass jeder Befehl staatlicher Autoritäten von Gott verordnet ist. Er sagt lediglich, dass die Autorität selbst von Gott verordnet ist. Die Unterordnung unter die allgemeine Autorität einer staatlichen Regierung ist ein Gesetz Gottes und muss bewusst geschehen. Dies erfordert jedoch nicht den bewussten Gehorsam gegenüber ihren konkreten Geboten oder gar uneingeschränkten Gehorsam gegenüber all ihren Geboten. Dies erinnert uns daran, dass es bei der christlichen Freiheit nicht so sehr darum geht, was man tut. Sie ist in erster Linie und vor allen Dingen ein innerer Friede — eher eine Frage der Haltung als der Tat. Das andere Problem betrifft Brüder, die Anstoß nehmen (Röm 14,21; 1Kor 8,13).
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Jörg
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Manche verstehen diese Stellen so, als forderten sie von Christen, nichts zu tun, was irgendjemand als falsch betrachtet. Dieses Verständnis wird dadurch unterstützt, dass das entscheidende Wort in vielen Bibelübersetzungen mit „ärgern“ übersetzt wird. Daraus haben viele geschlossen, dass ich nichts tun darf, was einen anderen Christen ärgert, stört oder ihn aus der Fassung bringt. Eine derartige Auslegung würde in erster Linie das Ende jeglicher Gewissensfreiheit heraufbeschwören und zu einer neuen Knechtschaft führen, nämlich der Knechtschaft der Furcht vor den Geschwistern. Man könnte niemals wissen, ob man nicht sündigt, indem man das tut, was ein anderer Christ gerade für falsch hält. Zweitens hat Christus keine derartige Sicht vertreten (Mt 15,1-14). Die Pharisäer bekannten sich dazu, Jahwe zu verehren. Händewaschen ist an sich nichts Verkehrtes. Weshalb ist Christus nicht im Geist von 1. Korinther 8 und 9 allen alles geworden? Sie ärgerten sich, aber er weigerte sich, ihrer Bitte Folge zu leisten. Drittens wird bei einem derartigen Verständnis überhaupt nicht begriffen, was in der Bibel mit dem Wort „ärgern“ gemeint ist. Das Wort, das hier gebraucht wird, wird in der Heiligen Schrift häufig für den Abfall vom Glauben verwendet (Mt 11,6; 13,21.57; Joh 6,61). Dieses Wort bedeutet also zumindest, dass schwache Christen dazu verleitet werden, dem schlechten Beispiel zu folgen, wobei ihr Gewissen ernsthaft verletzt wird. Wenn jedoch keine Gefahr besteht, dass der Bruder, der sich „ärgert“, sein Gewissen verletzt oder dem schlechten Beispiel folgt, dann geht es einfach gar nicht um diese Stellen.
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III. Die Verfälschung der christlichen Freiheit (Abschnitt 3)

Der Auszug aus Ägypten illustriert in hilfreicher Weise die Torheit und Verirrung, durch die welche christliche Freiheit so verdreht wird, dass sie ein Nährboden für unsere sündigen Lüste wird. Israels Auszug aus Ägypten war das alttestamentliche Vorbild sowohl für die Erlösung als auch für die Befreiung. Weshalb hat Gott Israel aus Ägypten befreit? Der einzige Grund dafür bestand darin, dass es ihm dienen sollte. Eben deshalb sind wir aus der Sklaverei der Sünde, Satans und der Menschen befreit worden, um Gott ohne Furcht zu dienen (Lk 1,74-75; Röm 14,9; Gal 5,13). Die Freiheit ist nicht das höchste Ziel. Sie wird durch höhere Ziele überschattet. Es besteht ein Unterschied zwischen der christlichen Freiheit und dem Freiheitskult. Freiheit beinhaltet nicht das Recht, dass ich tun kann, was mir gefällt. Freiheit ist das Recht, ohne Furcht das tun zu können, was Gott gefällt. Dieses Verständnis der christlichen Freiheit wird uns davor bewahren, in sündhafter Weise auf der Ausübung unserer Rechte und Freiheiten zu bestehen. Dennoch dürfen wir unsere Freiheit nicht so sehr einschränken lassen, dass dadurch der Glaube in ein falsches Licht gerückt wird (Gal 2,3; Kol 2,16-23).
Zuletzt geändert von Jörg am 30.11.2013 10:04, insgesamt 6-mal geändert.
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Jörg
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Über den Gottesdienst und den Sabbat

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22.Kapitel: Über den Gottesdienst und den Sabbat

1. Das Licht der Natur zeigt, dass es einen Gott gibt, der Herrschaft und uneingeschränkte Gewalt über alles hat; der gerecht und gut und wohltätig gegenüber jedermann ist und der deshalb mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft gefürchtet, geliebt, gepriesen und angerufen werden soll und dem vertraut und gedient werden soll.1 Dabei ist die angemessene Art und Weise, in welcher der wahre Gott verehrt werden soll, von ihm selbst festgesetzt worden und durch seinen eigenen geoffenbarten Willen derart gebunden, dass er nicht nach den Vorstellungen und Einfällen von Menschen oder gemäß den Anregungen Satans durch irgendwelche sichtbaren Darstellungen oder auf irgendeine sonstige Weise, die nicht in der Heiligen Schrift angeordnet ist, verehrt werden darf.2
1. Jer 10,7; Mk 12,33.
2. 1Mose 4,1-5; 2Mose 20,4-6; Mt 15,3.8-9; 2Kön 16,10-18; 3Mose 10,1-3; 5Mose 17,3; 4,2; 12,29-32; Jos 1,7; 23,6-8; Mt 15,13; Kol 2,20-23; 2Tim 3,15-17.

2. Ausschließlich Gott, der Vater, Sohn und Heilige Geist, darf gottesdienstlich verehrt werden1 — nicht Engel, Heilige oder irgendwelche anderen Geschöpfe2 — und seit dem Sündenfall nicht ohne einen Mittler oder durch die Vermittlung irgend eines anderen außer Christus allein.3
1. Mt 4,9-10; Joh 5,23; 2Kor 13,14.
2. Röm 1,25; Kol 2,10; Offb 19,10.
3. Joh 14,6; Eph 2,18; Kol 3,17; 1Tim 2,5.



3. Gott fordert von allen Menschen Gebet mit Danksagung, was ein besonderer Teil des natürlichen Gottesdienstes ist.1 Aber damit es annehmbar ist, muss es im Namen des Sohnes2 mit der Hilfe des Geistes,3 in Übereinstimmung mit seinem Willen4 vorgebracht werden; mit Verständnis, Ehrfurcht, Demut, Inbrunst, Glauben, Liebe und Beharrlichkeit,5 und wenn andere dabei sind, in einer bekannten Sprache.6
1. Ps 95,1-7; 100,1-5.
2. Joh 14,13-14.
3. Röm 8,26.
4. 1Joh 5,14.
5. Ps 47,8; Pred 4,17-5,1; Hebr 12,28; 1Mose 18,27; Jak 1,6-7; 5,16; Mk 11,24; Mt 6,12.14-15; Kol 4,2; Eph 6,18.
6. 1Kor 14,13-19.27-28.

4. Man soll für die Dinge beten, die das Gesetz gutheißt, und für jegliche Menschen, die jetzt leben oder künftig leben werden;1 aber nicht für die Toten oder für die, von denen bekannt ist, dass sie die Sünde zum Tode begangen haben.2
1. Joh 5,14; 1Tim 2,1-2; Joh 17,20.
2. 2Sam 12,21-23; Lk 16,25-26; Offb 14,13; 1Joh 5,16.

5. Das Lesen der Heiligen Schrift,1 das Predigen und Hören von Gottes Wort,2 das Lehren und gegenseitige Ermahnen mit Psalmen, Lobliedern und geistlichen Liedern — indem wir dem Herrn in unseren Herzen mit Gnade singen —3 sowie die Spende von Taufe4 und Abendmahl5 sind allesamt Teile des Gottesdienstes, die im Gehorsam gegenüber Gott mit rechtem Verständnis, in Treue, Ehrerbietung und Gottesfurcht ausgeführt werden sollen. Darüber hinaus soll in besonderen Situationen eine würdevolle Demütigung6 unter Fasten und Danksagung in heiliger und religiöser Weise durchgeführt werden.7
1. Apg 15,21; 1Tim 4,13; Offb 1,3.
2. 2Tim 4,2; Lk 8,18.
3. Eph 5,19; Kol 3,16.
4. Mt 28,19-20.
5. 1Kor 11,26.
6. Est 4,16; Joel 2,12; Mt 9,15; Apg 13,2-3; 1Kor 7,5.
7. 2Mose 15,1-19; Ps 107.
Zuletzt geändert von Jörg am 30.11.2013 10:05, insgesamt 2-mal geändert.
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Über den Gottesdienst und den Sabbat

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6. Weder Gebet noch irgend ein anderer Teil des Gottesdienstes ist jetzt unter dem Evangelium an einen bestimmten Ort gebunden oder annehmbarer, wenn es dort vollzogen wird oder zu ihm hin gerichtet ist.1 Vielmehr soll Gott überall in Geist und Wahrheit angebetet werden,2 täglich3 im engsten Kreise der Familie,4 im Verborgenen von jedem für sich selbst5 und um so ernsthafter in den öffentlichen Gemeindeversammlungen,6 die nicht sorglos oder absichtlich vernachlässigt oder versäumt werden dürfen, wenn Gott durch sein Wort oder seine Vorsehung dazu aufruft.7
1. Joh 4,21.
2. Mal 1,11; 1Tim 2,8; Joh 4,23-24.
3. Mt 6,11.
4. 5Mose 6,6-7; Hiob 1,5; 1Petr 3,7.
5. Mt 6,6.
6. Ps 84,2-3.11; Mt 18,20; 1Kor 3,16; 14,25; Eph 2,21-22.
7. Apg 2,42; Hebr 10,25.

7. So wie das Gesetz der Natur durch Gottes Bestimmung vorsieht, dass üblicherweise ein Teil der Zeit für den Gottesdienst bestimmt ist, so hat Gott in seinem Wort in einem eindeutigen, moralischen und immer gültigen Gebot, das für alle Menschen zu allen Zeiten bindend ist, einen von sieben Tagen als Sabbat festgelegt, der für ihn heilig gehalten werden soll.1 Vom Anfang der Welt bis zur Auferstehung Christi war dies der letzte Tag der Woche, seit der Auferstehung Christi wurde er auf den ersten Tag der Woche verlegt, der Tag des Herrn genannt wird: Dieser soll bis zum Ende der Welt als christlicher Sabbat beibehalten werden, wodurch die Einhaltung des letzten Tages der Woche aufgehoben ist.2
1. 1Mose 2,3; 2Mose 20,8-11; Mk 2,27-28; Offb 1,10.
2. Joh 20,1; Apg 2,1; 20,7; 1Kor 16,1; Offb 1,10; Kol 2,16-17.

8. Der Sabbat wird dann dem Herrn heilig gehalten, wenn man nach angemessener Vorbereitung des Herzens und nachdem man die alltäglichen Angelegenheiten im Voraus erledigt hat, sich nicht lediglich den ganzen Tag über eine heilige Ruhe von den eigenen Werken, Worten und Gedanken über die weltliche Arbeit und Vergnügungen gönnt,1 sondern wenn man darüber hinaus die ganze Zeit mit der öffentlichen und privaten Verehrung Gottes beschäftigt ist und mit den Pflichten, die notwendig sind und welche die Barmherzigkeit von uns fordert.2
1. 2Mose 20,8-11; Neh 13,15-22; Jes 58,13-14; Offb 1,10.
2. Mt 12,1-13; Mk 2,27-28.
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Gliederung des Kapitels

Abschnitt1-8



Abschnitt 1 I. Sein regulatives Prinzip
A. Die allgemeine Pflicht des Gottesdienstes, wie sie die
Natur offenbart
B. Die konkrete Bestimmung für den Gottesdienst, wie sie
in der Heiligen Schrift geoffenbart ist

Abschnitt 2 II. Seine eingeschränkte Darbringung
A. Im Blick auf seinen Inhalt
B. Im Blick auf seinen Mittler

Abschnitt 3-5 III. Seine konstituierenden Bestandteile
3-5a A. Seine gewöhnlichen Bestandteile
3-4 1. Das Gebet
5a 2. Andere Elemente
5b B. Seine außergewöhnlichen Bestandteile
1. Würdevolle Demütigung unter Fasten
2. Besondere Gelegenheiten der Danksagung

Abschitt 6 IV. Sein angemessener Ort
A. Negativ beschrieben
B. Positiv beschrieben

7-8 V. Sein vorgeschriebener Tag
7 A. Seine Einsetzung
8 B. Seine Heiligung

Dieses Kapitel folgt sehr eng den kleinen Veränderungen des Westminster Bekenntnisses durch die Savoy-Erklärung. Die einzig nennenswerte Abweichung von der Savoy-Erklärung findet sich in der Hinzufügung des Teilsatzes in Abschnitt 5, wo es heißt: „das Lehren und gegenseitige Ermahnen mit Psalmen, Lobliedern und geistlichen Liedern“. Diese Veränderung, die von den Verfassern des Bekenntnisses von 1689 zu stammen scheint, tritt an die Stelle der Worte „das Singen von Psalmen“ im Westminster Bekenntnis und der Savoy-Erklärung (WBK 21,5 / SAVOY 22,5). Wahrscheinlich lässt sich darin der Wunsch erkennen, sich von der Position zu distanzieren, nach der im Gottesdienst nur Psalmengesang zulässig sei. Das Hauptaugenmerk dieses Kapitels gilt dem Gottesdienst im Neuen Bund. Man beachte die Wendung in Abschnitt 6: „jetzt unter dem Evangelium“. Bei der Entfaltung dieses Kapitels richten wir unsere Aufmerksamkeit nur auf drei Fragen bezüglich des Gottesdienstes im Neuen Bund: sein regulatives Prinzip, sein angemessener Ort und sein vorgeschriebener Tag.
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I. Sein regulatives Prinzip (Abschnitt 1)

Der unmittelbare historische Anlass für diesen Abschnitt war die Debatte zwischen Puritanern und Anglikanern. In Artikel 20 der 39 Artikel von 1571, dem Bekenntnis der Anglikanischen Kirche, heißt es: „Die Kirche hat das Recht, Riten festzusetzen, und hat Vollmacht in Glaubensstreitigkeiten. Doch ist es der Kirche nicht erlaubt, etwas anzuordnen, was dem geschriebenen Worte Gottes entgegen ist …“ James Bannerman stellt der anglikanischen Lehre die puritanische Lehre in dieser Frage, wie sie auch in unserem Bekenntnis enthalten ist, gegenüber: „Was die Kirche Englands anbelangt, so besagt ihre Lehre bezüglich der kirchlichen Vollmacht über den Gottesdienst, dass sie das Recht haben, alles festzusetzen, mit Ausnahme dessen, was im Wort Gottes verboten ist. Was unsere eigene Kirche betrifft, so besagt unsere Lehre bezüglich der kirchlichen Vollmacht über den Gottesdienst, dass sie nicht das Recht dazu besitzt, etwas zu verordnen, was nicht ausdrücklich oder implizit im Wort Gottes enthalten ist.“ G. Williamson bringt das puritanische Prinzip, wie es im Bekenntnis veranschaulicht wird, sehr hilfreich und allgemeinverständlich auf den Punkt: „Was geboten ist, ist richtig, und was nicht geboten ist, ist falsch.“ Der Unterschied zwischen Puritanern und Anglikanern lässt sich ganz gut durch zwei Baumeister veranschaulichen, die beabsichtigen, einen Tempel Gottes zu errichten. Herr Anglikanus muss das Baumaterial aus Gottes Wort nehmen, aber er hat keinen Bauplan, und ihm ist es freigestellt, auch andere Materialien mit einzubeziehen. Herr Puritanus darf sein Baumaterial nur aus dem Wort Gottes entnehmen, und er besitzt einen Bauplan. Man muss nicht besonders begabt sein, um feststellen zu können, dass sich die zwei fertigen Gebäude drastisch voneinander unterscheiden werden, oder um entscheiden zu können, was Gott wohlgefälliger sein wird. G. Williamson veranschaulicht mit folgendem Schaubild sehr hilfreich die verschiedenen Auffassungen, die Anglikaner und Lutheraner einerseits und die Puritaner andererseits über das regulative Prinzip vertreten: Puritanische Sichtweise Anglikanische bzw. lutherische Sichtweise Im Folgenden sollen nun vier Argumente dargestellt werden, die das regulative Prinzip der Puritaner unterstützen:
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Über den Gottesdienst und den Sabbat

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1. Es ist Gottes alleiniges Vorrecht, die Bedingungen festzulegen, nach denen sich ihm Sünder im Gottesdienst nahen dürfen. James Bannerman stellt sehr redegewandt fest: „Dem ganzen Argument liegt folgendes entscheidende Prinzip zu Grunde: Was die Anordnung des öffentlichen Gottesdienstes anbelangt, so ist Gott und nicht der Mensch dafür zuständig, sowohl die Bedingungen als auch die Art und Weise dieses Gottesdienstes festzulegen. Der Pfad, auf dem man sich Gott nahen konnte, wurde infolge der Sünde des Menschen verschlossen und verriegelt. Für den Menschen selbst war es unmöglich, den Umgang miteinander wieder aufzunehmen, welcher durch den Richterspruch, der ihn aus der Gegenwart und der Gunst Gottes entließ, mit solch großem Ernst verwehrt worden war. Konnte dieser Pfad jemals wieder eröffnet werden, und die Gemeinschaft Gottes mit dem Menschen und des Menschen mit Gott jemals wieder hergestellt werden? Diese Frage konnte einzig und allein Gott entscheiden. Wenn es so wäre, unter welchen Bedingungen würde die Erneuerung des Umgangs miteinander geschehen, und auf welche Art und Weise würde die Gemeinschaft des Geschöpfes mit dem Schöpfer erneut wieder aufgerichtet werden? Auch dies war eine Frage, die wie die vorherige kein geringerer als Gott allein beantworten konnte.“5 Aber Gott besitzt dieses Vorrecht nicht nur. Die Bibel zeigt auch, wie er davon Gebrauch macht (1Mose 4,1-5; 2Mose 20,4-6). Wenn Gott vorschreiben sollte, dass er nur von solchen verehrt werden möchte, die orange Hemden mit grünen Krawatten tragen, so hätte er jedes Recht dazu. Wie arrogant ist es, wenn Menschen meinen, dass Gott nichts zu sagen hätte, wenn es darum geht, wie er verehrt werden soll!

2. Wenn außerbiblische Praktiken in den Gottesdienst mit einbezogen werden, führt dies über kurz oder lang unweigerlich dazu, dass der von Gott verordnete Gottesdienst zunichte gemacht und außer Kraft gesetzt wird (2Kön 16,10-18; Mt 15,3.8-9). Dieser Trend ist heute in evangelikalen Gemeinden deutlich sichtbar, wo weltliche oder sinnlose Ansagen, besondere Musikstücke, Zeugnisteile und andere derartige Dinge häufig nur zwanzig bis dreißig Minuten für die Predigt übriglassen.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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3. Die Weisheit Christi und die Hinlänglichkeit (Suffizienz) der Heiligen Schrift werden in Frage gestellt, wenn in den Gottesdienst Elemente aufgenommen werden, die von Gott nicht verordnet sind. John Owen bemerkt hierzu: „Üblicherweise beruft man sich auf drei Dinge, um die Einhaltung solcher Rituale und Zeremonien im Gottesdienst zu rechtfertigen: 1. Sie würden sich gewöhnlich positiv auf die Andacht der Gottesdienstteilnehmer auswirken. 2. Sie machten den Gottesdienst selbst erst richtig attraktiv und schön. 3. Sie seien die großen Ordnungshüter in der Durchführung desselben. Und aus diesen Gründen könnten sie daher von einigen eingerichtet oder angeordnet und von allen befolgt werden.“ Solche Argumente, wie sie von John Owen beschrieben werden, bestreiten die Weisheit Christi. Wird uns Christus mit all unserer Schwäche, Sünde und Torheit in dieser äußerst wichtigen Frage des Gottesdienstes ohne die angemessene Wegweisung lassen? Ein anderer Puritaner hatte bemerkt: „Denn er, der die Weisheit des Vaters ist, der Glanz seiner Herrlichkeit, das wahre Licht, das Wort des Lebens, ja, die Wahrheit und das Leben selbst, kann er seiner Gemeinde, die er durch sein Blut losgekauft hat, etwas geben, was für sie keine ausreichende Gewissheit bietet?“ Aus diesem Grund stellen derartige Argumente auch die Hinlänglichkeit (Suffizienz) der Heiligen Schrift in Frage (2Tim 3,16-17). John Tulloch, ein Gegner des regulativen Prinzips, sagt demzufolge auch: „Die christliche Bibel ist eine Offenbarung der göttlichen Wahrheit und keine Offenbarung einer kirchlichen Verfassung. In ihr ist nicht nur kein Aufriss einer solchen Verfassung enthalten, vielmehr bietet sie nicht einmal angemessene und überzeugende Hinweise auf eine solche.“ 2. Timotheus 3,16-17 zwingt uns dazu, denjenigen, die wie John Tulloch denken, die Frage zu stellen: „Ist die Ordnung einer Gemeinde zur Verherrlichung Gottes ein gutes Werk, das gerade ein Mann Gottes ausführen soll?“ Ja, dies ist ein gutes Werk, und daher ist die Heilige Schrift in der Lage, den Mann Gottes für diese Aufgabe völlig auszurüsten.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

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