Hallo zusammen,
zuerst einmal bitte ich um Entschuldigung für meine späte Antwort; eigentlich habe ich überhaupt keine Zeit, mich am bifo zu beteiligen...
@ Pit (Beitrag vom 17.06.2008, 13:00):
Pit hat geschrieben:Etwas anderes, findest du nicht dass die Gabe der Weissagung alle haben sollen, denn weiter sagt Paulus im selben Kapitel Vers 31 „Denn ihr könnt einer nach dem anderen alle weissagen, auf daß alle lernen und alle getröstet werden.“ Mit Weissagung meine ich aber nicht hellseherische Voraussagen. sondern ganz normales Sprechen für Gott zur Erbauung, Ermahnung und Tröstung der Gemeinde (Vers 3).
Ich denke, Paulus meint in V.31 mit „allen“ nicht alle anwesenden Gläubigen, sondern diejenigen, die im jeweiligen Gottesdienst weissagen. 1Kor 14,29 beschränkt die Zahl derer, die das tun dürfen, auf jeweils „zwei oder drei“.
Weissagen kann man evtl. als „Reden zur Erbauung“ definieren; es scheint sich aber dennoch vom Lehren zu unterscheiden. Zumindest muß man sehen, daß es sich von dem unterscheidet, was wir als prophetische Eingebung bezeichnen würden; dieses nennt Paulus in V.30 „Offenbarung“.
@Georg:
Es geht um die in der Bibel beschriebenen Gaben, wie Weissagung, Auslegung der Zungenrede, Propheitie etc.
Hmmmh — ich dachte, das Thema lautet „Geistes
taufe“, nicht „Geistes
gaben“? Ich denke, hier müssen wir endlich einmal sauber differenzieren! Denn was Du die ganze Zeit wiederholst, ist die Tradition der Pfingstbewegung: „Zungenreden“ u.a. Geistesgaben seien der Beweis für die sog. „Geistestaufe“, wobei noch zu sagen ist, daß die Bibel darunter offenbar etwas ganz anderes versteht als die Pfingstbewegung (siehe z.B. Pits Beitrag vom 17.06.2008 17:48 und Antons Beiträge vom 17.06.2008 18:31 und von 22:57). Pardon, aber Deine „biblische“ Argumentation halte ich für äußerst dürftig...
Das frag am liebsten Gott, wieso wir erst in einer fremden Sprache reden sollen, die dann ausgelegt werden kann/ soll.
Irre ich mich, oder meinst Du, daß Gott neben der Bibel mit uns persönlich kommuniziert? Das wäre in der Tat ein fundamentaler Irrtum, der unter Evangelikalen leider sehr weit verbreitet ist. (Bitte komme mir nicht mit Erfahrungen, die beweisen nichts.
Wo steht es geschrieben?)
Was Sinn und Zweck der Sprachenrede ist, wird m.E. in dem Zitat von Liebi recht gut klar, das Anton angeführt hat. Sie dienen als Gerichtszeichen für die Verstockten unter den Juden und als Ankündigung, daß Gott das Heil auf alle Völker ausdehnt. Das Gericht hat sich 70 n. Chr. erfüllt; daß das Heil in Christus für alle Völker ist, ist ebenfalls seit Jahrhunderten eine allgemein anerkannte Tatsache.
Die Sprachenrede hat also ihren Zweck erfüllt. Sie weiter zu propagieren hieße zu meinen, Gott sei wie ein Straßenbauer, der nach dem Abschluß der Straßenbauarbeiten vergessen hat, Verkehrsschilder wie „Vorsicht Baustelle“ zu entfernen...
Ich verstehe auch nicht warum man in einer fremden Sprache reden soll um erbaut zu werden, aber es erbaut mich sehr und ich bin Gott einfach dankbar dafür.
Autsch. Du verstehst es nicht, machst es aber einfach, weil Du dabei ein so schönes Gefühl hast? Du setzt also einfach voraus, daß es von Gott ist. Schon mal überlegt, daß es
nicht von Gott sein könnte? Was wäre dann? Und (um mich zu wiederholen) was beweist eine emotionale Erfahrung? Steht sie über der Schrift?
Die Sprachenrede soll übrigens
nicht dazu dienen, daß der Redner
sich selbst erbaut. Das ist doch das genaue Gegenteil dessen, was Paulus über die Gaben sagt! Sie dienen dazu, daß die Christen
einander erbauen. Die Liebe „sucht nicht das Ihre“ (1Kor 13,5). 1Kor 13 steht nicht zufällig zwischen Kap. 12 und 14. Paulus macht deutlich, daß die Ausübung der Gaben in Liebe geschehen soll, d.h. nicht zum eigenen Nutzen, sondern zum Nutzen der anderen Christen. Und wer in Sprachen redet, ohne daß es jemand versteht, mag dabei ein tolles Gefühl haben, aber er erbaut die anderen nicht. Und das ist lieblos. Es entspricht also nicht dem Zweck, zu dem Gott diese Gabe gab.
Das einmal ganz abgesehen davon, ob bzw. wann Gott diese und andere Gaben zurückgezogen hat. Um es einmal ganz kurz anzureißen: 1Kor 13 macht deutlich, daß dies
vor der Wiederkunft Christi geschieht. „Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; die größte aber von diesen ist die Liebe“ (1Kor 13,13). Glaube und Hoffnung vergehen, wenn wir den Herrn sehen (2Kor 5,7; Röm 8,24; Heb 11,1), sei es bei seinem Kommen, sei es wenn wir heimgehen. Weissagung, Offenbarungen und Sprachenreden hat Gott jedoch schon
vorher weggenommen.
Der Ausdruck „dann aber von Angesicht zu Angesicht“ in V.12 wird oft mißverstanden, als handele es sich um das Schauen Gottes am Jüngsten Tag. Paulus spricht aber von einem
Reifeprozeß (V.11), und zwar hier auf Erden. Auch Mose sprach mit Gott „von Angesicht zu Angesicht“ — hier auf dieser Erde während er lebte, und nicht nach seinem Tod (2Mo 33,11). Und worum geht es bei Mose wie bei Paulus? Um die Erkenntnis Gottes. Und diese geschieht durch die Offenbarung seines Wortes.
Wie ich gerade sehe, hast Du inzwischen nochmals etwas dazu geschrieben. Ich kann mich diesbezüglich nur Till anschließen. Der Unglaube der Menschen liegt nicht an einem Mangel an Wundern, sondern daran, daß das menschliche Herz durch die Sünde völlig verdorben und unfähig ist, dem Wort Gottes zu glauben. Allein wem Gott in seiner Gnade den rettenden Glauben schenkt (und das geschieht durch sein verkündigtes Wort, nicht durch Zeichen und Wunder!), der kann das Evangelium annehmen (und wird es auch tun).
Solches redete Jesus und ging hinweg und verbarg sich vor ihnen. Wiewohl er aber so viele Zeichen vor ihnen getan hatte, glaubten sie nicht an ihn. (Joh 12,37)
Und viele kamen zu ihm [Jesus] und sprachen: Johannes hat zwar kein Zeichen getan; aber alles, was Johannes von diesem gesagt hat, ist wahr. Und es glaubten dort viele an ihn. (Joh 10,41f)
Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist Gottes Kraft zur Rettung für jeden, der glaubt. (Röm 1,16)
Also ist der Glaube aus der Verkündigung, die Verkündigung aber durch das Wort Christi. (Röm 10,17)
Soviel erst einmal. Sorry, ich habe noch sehr viel zu tun und muß mich bis auf weiteres wieder aus der Diskussion ausklinken.
Mit freundlichen Grüßen
Joachim