Lieber Willy,
Was Gardner bezgl. des Tages des Herrn schreibt erscheint mir nicht plausibel. Ich finde dort viel zu viel Phantasie des Autors und viel zu wenig biblische Argumente. So, wie du ganz zurecht meine biblischen Argumente kritisch prüft, genauso kritisch solltest du das auch dieser Literatur gegenüber tun.
Habe den Artikel gerade noch mal gelesen. Nebenbei kann man ja in Detailpunkten auch zu anderen Einsichten gelangen, aber das große Bild, welches er vermittelt kann ich gut nachvollziehen. Was empfindest du als Phantasie?
Nicht zustimmen kann ich bei Matth.24,15-28. Dort sind eindeutig die Jünger Jesu angesprochen, in deren Nachfolgeschaft wir Christen stehen. Das gilt ebenso für Offb.7,9-17. Während im ersten Teil des 7.Kapitels das ethnische Israels betroffen ist, handelt es sich im zweiten Teil (Vers 9) um alle Völker, Sprachen und Nationen.
Offb 7,9 Nach diesem sah ich: und siehe, eine
große Volksmenge, welche niemand zählen konnte, aus jeder Nation und aus Stämmen und Völkern und Sprachen, und sie standen vor dem Throne und vor dem Lamme, bekleidet mit weißen Gewändern, und Palmen waren in ihren Händen.
Offb 7,10 Und sie rufen mit lauter Stimme und sagen: Das Heil unserem Gott, der auf dem Throne sitzt, und dem Lamme!
Offb 7,11 Und alle
Engel standen um den Thron her und um die
Ältesten und die
vier lebendigen Wesen, und sie fielen vor dem Throne auf ihre Angesichter und beteten Gott an
Hier gibt es verschiedene Personenkreise. Die Volksmengen scheinen jene aus der großen Drangsal zu sein, die aus den Völkern noch zum Glauben kommen. Diese Gruppe wird unterschieden von den 24 Ältesten, das sind m.E. die verherrlichten und auferweckten Heiligen, die entweder entrückt wurde oder auferweckt wurden (inkl. AT-Gläubige, deshalb 24(!) evtl. ein Bild von 12 Stämme Israel und 12 Apostel).
Es ist doch ganz interessant, dass die Gemeinde bis Kapitel 3(ende) auf der Erde gesehen wird, bis dahin lesen wir nichts von 24 Ältesten. Ab Kapitel 4, wo zu Johannes gesagt wird "Komm hier herauf", findet man die Gemeinde im Himmel u.a. dargestellt in den 24 Ältesten. Diese 24 Ältesten werden dann bis Kap 19(anfang) immer wieder erwähnt. Aber dann muss dieses Bild von den 24 Ältesten dem Bild für die Braut und den Geladenen weichen, da dies m.E. die gleiche Gruppe darstellt.
Nicht zustimmen kann ich bei Matth.24,15-28. Dort sind eindeutig die Jünger Jesu angesprochen, in deren Nachfolgeschaft wir Christen stehen.
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Fazit: Die große Drangsal betrifft sowohl einem ethnischen Israel, als auch dem geistigen Israel (den Christen). Sie hat nichts mit der letzten Jahrwoche aus Dan.9,27 zu tun,
Dan 9,27 Und er wird einen festen Bund mit den Vielen schließen für eine Woche; und zur Hälfte der Woche wird er Schlachtopfer und Speisopfer aufhören lassen. Und wegen der Beschirmung der Greuel wird ein Verwüster kommen, und zwar bis Vernichtung und Festbeschlossenes über das Verwüstete
Dan 11,31 Und Streitkräfte von ihm werden dastehen; und sie werden das Heiligtum, die Feste, entweihen, und werden das beständige Opfer abschaffen und den verwüstenden Greuel aufstellen.
Dan 12,11 Und von der Zeit an, da das beständige Opfer abgeschafft wird, und zwar um den verwüstenden Greuel aufzustellen, sind 1290 Tage.
Das sind 3 Stellen die den Greuel beschreiben, der in Mt. 24,15f beschrieben wird. Es geht in Daniel stets um das "
Volk Daniels" - hat also jüdischen Charakter. Die Erwähnung von
Judäa hat deutlich jüdischen Charakter. Der
Sabbat hat deutlich jüdischen Charakter. Das man den
Herrn Jesus auf der Erde erwartet (Siehe hier ist der Christus!) hat jüdischen Charakter (Christen erwarten den Herrn in der Luft, auf Wolken, im Himmel!). Ich kann verstehen, dass es eine kleine Hürde darstellen mag, dass man die Jünger als ein Bild des jüdischen Überrestes in der Zukunft ansehen muss. Aber das wird viel verständlicher, wenn man den Charakter des Matthäus-Evangeliums betrachtet [denke nur an das Geschlechtsregister in Kapitel 1, welches bei Abraham der Wurzel des jüdischen Volkes ansetzt, im Gegensatz dazu in Lukas, wo es bis auf Adam zurückgeht, offenbar deshalb, weil Mt. einen sehr jüdischen Charakter hat und Lukas - als Heide - den Sohn des Menschen ganz allgemein vorstellt]. Auch muss man hier vielleicht noch einflechten, dass auch die jüdischen Gläubigen im Anfang der Gemeinde oftmals besonders bezeichnet wurden "ein wahrer Jude" oder "Israel Gottes" oder "so ist auch in der jetztzeit ein Überrest nach Wahl der Gnade" usw. (was nicht heißt, dass der damalige treue Überrest eine Sonderstellung in der Gemeinde oder am Leib Christi inne gehabt hätte, aber die Schrift erwähnt diese Gruppe von Gläubigen doch hier und da besonders). Es mag diese kleine Hürde zu überspringen sein, doch legen sich mir bei deiner Auslegung wesentlich mehr (für mich nahezu unüberwindliche) Hürden in den Weg. Ich finde es gar nicht so schlimm, wenn man nicht in allen Details gleich denkt [in meiner Auslegung sind sicher auch noch schwächen und keiner soll hier diese Auslegung als vermeindlich letztes Wort verstehen], was ich jedoch sehr sehr schade finde ist (aber ich kann es nu auch nicht ändern), dass die Hoffnung auf die Entrückung (jederzeit) bei deiner Auslegung den Gläubigen weggenommen wird.
Offb 22,17 Und der Geist und die Braut sagen: Komm! Und wer es hört, spreche: Komm! Und wen da dürstet, der komme; wer da will, nehme das Wasser des Lebens umsonst.
Offb 22,20 Der diese Dinge bezeugt, spricht: Ja, ich komme bald. - Amen; komm, Herr Jesus!
Gruß, Stephan